Feministin, Sängerin, Bassistin, Komponistin, Malerin, Kuratorin, Role Model – Kim Althea Gordon ist zweifelsohne eine der wichtigsten Protagonistinnen des Alternative Rock und eine der bedeutendsten künstlerischen Stimmen unserer Zeit. Und dann ist da noch ihre ehemalige Band Sonic Youth. Gordon und Bandgründer Thurston Moore galten lange Zeit als das Traumpaar des Rock’n’Roll. Und als Bassistin, Sängerin und Songwriterin der Band war Kim Gordon Vorbild für eine ganze Generation von Frauen. Am 28. April 2023 feierte die umtriebige und als verschlossen geltende Grande Dame des Undergrounds ihren 70. Geburtstag. Wer sich für das Leben dieser Ausnahmekünstlerin interressiert, dem sei ihre Autobiographie „Girl in a Band“ empfohlen. Hier schreibt sie über ihre Jugend in Los Angeles, thematisiert ihre private wie künstlerische Beziehung zu Thurston Moore, analysiert ihre Rolle als Mutter, Ehefrau und Allround-Künstlerin und plaudert über den männlich dominierten Rock’n’Roll Circus, wobei sie die eine oder andere Anekdote über ihre musikalischen Zeitgenosse*innen preisgibt, sei es Courtney Love, Henry Rollins, Billy Corgan oder Jeff Koons. So erfährt man nicht nur viel über ihr Leben, sondern lernt auch gleich einiges über die Kunstgeschichte der letzten vierzig Jahre. Ich habe Kim Gordon im Juni 2022 im Kölner Gloria live gesehen. Sie wirkte keineswegs altersmilde oder gar müde, sondern bestätigte vielmehr meine Meinung, dass sie von allen Sonic Youth-Mitstreitern nach wie vor am experimentierfreudigsten und innovativsten ist. Also alles Liebe zum Geburtstag, Kim!
Anläßlich des Geburtstags machte Byte.fm „Kool Thing“ von Sonic Youth zu Recht zum „Track des Tages“. Er ist so großartig und dokumentiert so schön, warum Kim Gordon zur weiblichen Identifikationsfigur der Achtziger wurde, dass ich diesen Track hier auch noch einmal verlinke. Unbedingt anschauen — es lohnt sich. Der Track ist übrigens nach einem Interview entstanden, das Kim Gordon 1989 für das Magazin SPIN mit LL Cool J führte. Ihre Idee war, eine feministische Perspektive auf die von Männern dominierte Welt des Hip-Hop zu werfen. Das Ergebnis war ernüchternd und unfreiwillig komisch. „Kool Thing” ist eine Art musikalische Antwort auf die Enttäuschung über die frauenfeindliche Einstellung des Rappers. Und obwohl der Name LL Cool J im ganzen Song nicht auftaucht, ist der Text voller Anspielungen auf seine Musik.