Moin - dem Namen nach zu urteilen, könnte man meinen, die Band kommt aus Norddeutschland. Doch weit gefehlt: das 2012 gegründete Trio hat seine Wurzeln in der derzeit boomenden Londoner Postpunk-Szene. Moin, das sind zum einen das experimentelle Elektronik-Duo Raime (Joe Andrews und Tom Halstead), das eher für seine düstere Ambient-Musik bekannt ist, und zum anderen die Schlagzeugerin und Percussionistin Valentina Magaletti.
Moin
Paste
Veröffentlicht: 28. Oktober 2022
Label: AD93
Textausschnitt aus „Melon”
Hello? Do you hear me?
Can you hear me?
You don’t know me
But I know you
I sure as fuck know you
Mit „Paste“ ist den Londonern nach dem bemerkenswerten Debütalbum „Moot!“ aus dem Jahr 2020 wieder ein tolles eigenwilliges Album gelungen. Joe Andrews und Tom Halsteads leben hier einmal mehr ihre blühende musikalische Fantasie aus, angetrieben werden sie von Valentina Magalettis Schlagzeug, das zuvor schon den Raime-Alben einen brodelnden Biss verliehen hatte. Die Musik oszilliert irgendwo zwischen Postpunk, Proto-Emo und Slowcore, ohne dabei die Herkunft aus der experimentellen Elektronik zu leugnen. „Melon“, einer der aufregendsten Tracks des Albums, besteht nur aus melodischem Gitarrenfuzz und einem Sample, das den Lärm durchbricht. „Du kennst mich nicht, aber ich kenne dich, und ich bin mir sicher, dass ich dich kenne“, heißt es in einer Zeile und zeigt, wie kompromisslos und dürftig das Songwriting von Moin ist – und das ist im besten Sinn positiv gemeint. Überhaupt die Texte: Der Gesang auf „Hung Up“ stammt von einer jahrzehntealten Aufnahme der Schriftstellerin Lynne Tillman. Andere Tracks auf Paste stammen von Spoken-Word-Compilations kalifornischer Dichter aus den 80er Jahren. So steckt Paste voller Zitate musikalisch wie textlich und irgendwie kommt einem alles auch seltsam bekannt vor, dennoch klingt es so erfrischend neu und unverfroren, dass sich eine Einordnung in Genres und Klassifizierungen fast verbietet.