Squid wurde 2015 von fünf Kommilitonen der Universität in Brighton gegründet. Den Kern von Squid bilden Ollie Judge (Gesang, Schlagzeug) und Louis Barlaset (Gitarren & Gesang) — die weiteren Bandmates sind Arthur Leadbetter (Keyboards, Streicher), Laurie Nankivell (Bass & Brass) und Anton Pearson (Gitarren & Gesang). Bereits mit ihrem ersten improvisierten Konzert unter dem Motto „young person’s jazz night“ entwickelte sich ein regelrechter Hype um die britische Post-Punk-Band mit ihrer eigenständigen Klangsymphonie aus dröhnenden Synthesizern, ruckelnden Gitarren und groovenden Bläser-Moves. Inzwischen ist die Band beim Elektronik-Traditionslabel Warp gelandet. Hier erschienen nicht nur im März 2020 die Single „Sludge“, sondern im Mai 2021 auch ihr beachtliches, von der Kritik hoch gelobtes Debütalbum „Bright Green Field“.
Squid
O Monolith
Veröffentlicht: 9. Juni 2023
Label: Wrap
Textausschnitt aus „Siphon Song”
My shaky hands in the morning
When I’m being beamed back down
I log onto the website, where a 2D flame
Surrounds the building I’m in now
Squids zweites Album O Monolith wurde am 9. Juni ebenfalls auf Warp Records veröffentlicht. Produziert hat es wieder Dan Carey, und kein geringerer als John McEntire von Tortoise hat es gemischt. Es war sicher nicht einfach, nach dem fulminanten Debütalbum, diesem Statement aus wildem Krach mit wunderbaren Melodien, ein ähnlich überzeugendes Zweitwerk vorzulegen. Aber, um es vorwegzunehmen, genau das ist dem Quintett gelungen. Es ist wie ein Monolith: riesig, einzigartig und seltsam. Es beginnt mit „Swing (In A Dream)“, einem fast schon konventionell anmutenden Track, der entfernt an Arcade Fire erinnert, das folgende, nervöse „Devil’s Den” kommt dann mit den gewohnt flüssig-kratzigen Gitarren und dem Squid-typischen Kreischgesang daher, während der „Siphon Song“ mit seinen Vocoder-Vocals und langsam, schleppenden Beats wirkt, als würde Serge Gainsbourg „Melody Nelson“ von David-Lynch durch den Wolf gedreht. Mit dem Refrain „It cracks me up / It gets me out, but it’s pulling me down“ verwendet dieser Track auch eine der eingängigsten Melodien des Albums. Überhaupt scheinen Squid nun noch mehr an ihren Melodien zu feilen und bleiben dabei doch ihrem genreübergreifenden, experimentellen Post-Punk-Folk-Jazz-Elektro-Mix treu — gut zu hören bei „After The Flash“ oder dem leicht noisigen „The Blades“. Textlich bewegen sich Squid zwischen Altem und Neuem, Hexenprozesse sind genauso Thema wie Polizeibrutalität, britische Folklore trifft auf Esoterisches. Nicht immer weiß man, worum es genau geht. Zum Beispiel bei „If You Had Seen the Bull’s Swimming Attempts You Would Have Stayed Away“: Hier ist nicht nur der Titel so geheimnisvoll wie lang. Auch inhaltlich weiß man nicht so recht, was man von dieser merkwürdigen Symphonie über die lange und umstrittene Beziehung zwischen Ratten und Menschen halten soll. Judge hat dazu gesagt, er wolle ein „spirituelles Album“ machen. So bleibt die Botschaft gelegentlich seltsam unklar und offen. Egal – Squid überzeugen mit ihren energetischen, experimentierfreudigen und unvorhersehbaren Sounds. Verwunderlich, dass eine Band dieses Formats nicht deutlich stärker auf den musikalischen Landkarten verzeichnet ist.