Wärme spendende Düsternis

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Urs Weyerke spielt Swell

22. Oktober 2023 • MicroPopWeek Düsseldorf, Birkenstr. 71 (Hinterhof)

Seit nun­mehr 2016 gibt es in loser Folge die Kon­zert­reihe „U.R.S. singt Under­Ra­ted Songs“, in der Urs Wey­erke seine Lieb­lings­bands und ‑songs in sei­nem ganz eige­nen Stil inter­pre­tiert. Und nicht von unge­fähr gehör­ten die Songs der (ver­ges­se­nen) Kri­ti­ker-Lieb­linge Swell aus San Fran­cisco zu einem der ers­ten Kon­zerte die­ser Reihe. Sind sie doch die unan­ge­foch­te­nen Indie-Hel­den in Urs’ breit­ge­fä­cher­tem musi­ka­li­schen Kos­mos – ganz zu Recht, will ich mei­nen. So wun­dert es auch nicht, dass Urs im Rah­men der 23. Micro­Pop­Week in Düs­sel­dorf das Kon­zert „Urs Wey­erke spielt Swell“ gibt. Fin­den sonst seine Kon­zerte in der Regel in sei­ner Stage-Base „Hea­ven 7“ auf der Gra­fen­ber­ger Allee 145 statt, geht es dies­mal in die Räum­lich­kei­ten des Micro­Pop­Week-Mit­ver­an­stal­ters Hauke Schmidt (Bir­ken­str. 71, Hin­ter­hof). Auch hier fin­den wir einen ganz inti­men, wohn­lich-war­men Rah­men vor. Wie Urs in einer kur­zen Anmo­de­ra­tion bemerkt, will er seine heu­tige Per­for­mance ganz bewußt als Tri­bute an den im April 2022 ver­stor­be­nen Swell-Front­mann und ‑Sän­ger David Freel ver­stan­den wis­sen. Denn im April die­ses Jah­res über­wäl­tigte ihn das Final-Tour-Kon­zert in Köln, bei dem das ver­blie­bene Ori­gi­nal-Line-Up der Band zu Ehren des ver­stor­be­nen Front­man­nes die Songs der ers­ten vier Swell-Alben noch ein­mal auf­le­ben ließ, so sehr, dass er „sein“ Swell-Pro­gramm vom Okto­ber 2016 noch ein­mal über­ar­bei­tet hat und nun unter­stützt von Gitar­rist Oli­ver Eltin­ger aktua­li­siert auf­füh­ren wird.

Beide spie­len an die­sem Abend ins­ge­samt vier­zehn aus­ge­wählte Songs der Band Swell – mit eini­gen weni­gen Aus­nah­men wie bei­spiels­weise „I want to be those lea­ves”, die Freel unter dem Pseud­onym Wen­dell Davis als Solo­künst­ler ver­öf­fent­licht hat. Zwi­schen den ein­zel­nen Tracks gibt Urs Anek­do­ten und Wis­sens­wer­tes zur Geschichte der Band wei­ter und unter­streicht so seine inten­sive Beschäf­ti­gung mit die­ser Neo-Folk-Rock-Band. Die durch­ge­hende Melan­cho­lie und leichte Düs­ter­nis der Ori­gi­nale schim­mert auch bei den Inter­pre­ta­tio­nen des Duos wun­der­bar durch, auch behal­ten die Tracks ihre son­der­bare, tröst­li­che Wärme. Dabei ent­fer­nen Urs und Oli­ver sich zuwei­len weit vom Ori­gi­nal und machen sich so die Swell-Songs zu eigen. Oder wie Urs bei „Kinda Stoned“ kurz anmerkt: „Ist euch auf­ge­fal­len, wir haben das Intro ver­än­dert. Klingt jetzt fast ein wenig jaz­zig.“ Zusätz­lich gewin­nen die Songs durch die gefühl­volle Beglei­tung der Gitarre, die Oli­ver mal zupft, mal pickt oder gele­gent­lich auch streicht. So wie­der­holt er die Phra­sen, die das Key­board vor­gibt, spinnt sie wei­ter, läßt sie fal­len und nimmt sie wie­der zurück, um dann spie­le­ri­sche Akzente zu set­zen. So ent­steht eine kaum fühl­bare, seichte Sound-Strö­mung, die wie in Wel­len anschwillt und wie­der abnimmt – und somit (bewußt) den Band­na­men auf wun­der­bare Weise auf­nimmt und musi­ka­lisch über­setzt. Aber auch wenn die Gitarre mal laut in den Vor­der­grund rückt und domi­nant den Lead über­nimmt, ent­ste­hen tolle, poe­ti­sche Momente, in denen Urs sich voll und ganz dem rhyth­mi­schen Spiel hin­gibt, und so spürt man förm­lich die Liebe und Lei­den­schaft, die diese Musik bei ihm erzeugt.

Als Zugabe gibt es dann unter ande­rem eine aus­drucks­starke Inter­pre­ta­tion von „Dan, a Son of God“, die noch ein­mal zeigt, wie vari­an­ten­reich Urs seine Stimme ein­zu­set­zen weiß. Wer nun denkt, diese kleine Kon­zert­kri­tik fällt des­we­gen so posi­tiv aus, weil sie von einem Freund stammt, kann sich selbst über­zeu­gen und begeis­tern las­sen: Am Sams­tag, den 2. Dezem­ber um 19 Uhr, spielt das Duo noch ein­mal die­ses Pro­gramm – dann wie­der in Urs‘ Home-Base, Hea­ven 7, Gra­fen­ber­ger Allee 145, Düsseldorf.

Wei­tere Infos 

Urs Weyerke, Oliver Eltinger
Urs Wey­erke, Oli­ver Eltinger
Urssingt
Urs Wey­erke, Oli­ver Eltinger