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Voodoo Beach

Durch­schnitt­li­che Lese­dauer 2 Minu­ten

Wonderful Life

Die aus Ber­lin stam­mende Band Voo­doo Beach exis­tiert schon seit ein paar Jah­ren in unter­schied­li­cher Beset­zung. Schlag­zeu­ge­rin Jose­phine Oleak und Bas­sist John‑H. Kars­ten blei­ben dabei kon­stant als ein­ge­spiel­tes Rhyth­mus-Duo. Im Jahr 2020 stieß Sän­ge­rin und Gitar­ris­tin Heike Marie Räde­ker zu den bei­den, vor­her spielte sie bei der deutsch-däni­schen Noise-Rock-Band 18th Dye – da sang sie noch auf Eng­lisch und groovte mit ihrem Bass. Zu dritt such­ten sie einen Neu­an­fang, schrie­ben neue Songs, arran­gier­ten das alte Mate­rial um und ver­än­der­ten so hör­bar ihren Stil – die Texte sind nun auf Deutsch und Räde­ker spielt die Gitarre so wie damals ihren Bass, mit vie­len Rück­kopp­lun­gen, rhyth­misch und schön noisy.

Voodoo Beach, Wonderfull Life

Voodoo Beach

Wonderful Life

Ver­öf­fent­licht: 1. Dezem­ber 2023 
Label: Cra­zy­sane Records

Alles, was mir lieb und teuer ist / unter Dach und Fach
Ich träume nie / das Gleiche zweimal
Da bleib ich lieber wach

Text­aus­schnitt aus „Fremde Fenster”

Nun prä­sen­tie­ren Voo­doo Beach mit „Won­derful Life” ihr Debüt­al­bum – eine gelun­gene Mischung aus Indie-Rock, Jangle Pop und Neo-Psy­che­de­lia, aber auch jeder Menge NDW. Der Sound klingt dabei schwer nach den düs­te­ren Eight­ies, ent­spre­chend beklem­mend und fins­ter star­tet das Album mit „Fremde Fens­ter“ – einem Track, der zunächst mit einer kla­ren, ruhi­gen Gitar­ren­me­lo­die star­tet und schon bald von einem trei­ben­den Drum-Rhyth­mus beglei­tet wird, ehe sich die schlep­pende, kla­gende Stimme von Heike Marie Räde­ker rau­chig erhebt und sich die Instru­men­tie­rung zu einer post­pun­ki­gen, melo­diö­sen Kako­pho­nie steigert. 

Ein guter, viel­ver­spre­chen­der Ein­stieg! Rup­pig-ner­vös, lau­ter und drän­gen­der geht es mit dem Ver­wei­ge­rungs­song „Nein“ in bes­ter NDW-Manier wei­ter – unwei­ger­lich kom­men einem die ganz frü­hen Ideal in den Sinn. Ver­wei­ge­rung ist auch bei dem dann fol­gen­den Ham­mer­track „Die Hand“ Thema – ein Song, der durch seine düs­tere, aggres­siv vor­ge­tra­gene Lyrik und den trei­ben­den, har­ten Beat besticht. Hierzu gibt es auch ein sehr pas­sen­des, kom­plett in Schwaz-Weiß gehal­te­nes Video. Kla­rer Gitar­ren­sound, schlur­fen­der Rhyth­mus und schwe­bende Vocals über­zeu­gen bei „Meine Freunde“ – irgend­wie ein biß­chen Vel­vet Under­ground mit einem weib­li­chen Lou Reed. „Immer Noch“ wirft einen ganz unkon­ven­tio­nel­len Blick auf eine Tren­nung und kommt wun­der­schön pop­pig daher. 

Songs für die Ewigkeit?

Der Track „23“ über­raschst dann als rei­nes Fiel­dre­cor­ding: Fast eine Minute erklingt ledig­lich Vogel­ge­sang mit zar­ten Hin­ter­grund­ge­räu­schen, keine Instru­men­tie­rung, kein Gesang – eine kurze, kleine Andachts­mi­nute für alle, um gleich danach das „Won­derful Life“ zu beschwö­ren, ein stark NDW-beein­fluss­tes Duett zwi­schen Sän­ge­rin Räde­ker und John Moods, Sän­ger der Ber­li­ner Band Fens­ter. Ein schie­fer, ein­lul­len­der Refrain ver­deut­licht die Iro­nie und den Sar­kas­mus, die hin­ter den Lyrics ste­cken. Mit Hen­drik Otremba von der Band Mes­ser gibt es im Fol­gen­den noch ein wei­te­res tol­les Duett. Unge­müt­lich und kalt rum­pelt es im Song „Meine Seele“: „Es ist alles ganz genau so wie du sagst, ich bin deso­lat“. Und ganz am Ende heißt es dann im Song „Eupho­rie“: „Nichts bleibt für die Ewig­keit“ – sicher, aber die­ses tolle, wohl­klin­gende Album wird mich noch etwas län­ger festhalten.

Bleibt zu bemer­ken, daß Voo­doo Beach mit ihrem Band­na­men zunächst ziem­lich in die Irre füh­ren, über­ra­schen sie doch mit einer Viel­zahl von Ein­flüs­sen und traum­wand­le­ri­schen Melo­dien. Aber Voo­doo ist für seine Anhänger*innen eine gewal­tige, leben­dige Kraft, die ihr täg­li­ches Leben bestimmt. Und irgend­wie passt es dann doch.