Letter To Self
SPRINTS sind eine frische Post-Punk-Band aus dem irischen Dublin. Karla Chubb (Gesang, Gitarre), Colm O’Reilly (Gitarre), Jack Callan (Schlagzeug) und Sam McCann (Bass) gründeten das Quartett 2019 nach einem anscheinend sehr inspirierenden Savages-Konzert, womit auch schon eine sehr naheliegende Referenz für ihren Sound genannt wird. Tatsächlich glaubt man gelegentlich, die Londoner Post-Punkerinnen zu hören, klingt Sprints-Sängerin Karla Chubb doch stellenweise exakt wie Jehnny Beth von Savages. Aber der raue, ernergiegeladene Garage-Punk legt auch Einflüsse von frühen Pixies, Bauhaus, Siouxsie Sioux, IDLES und LCD Soundsystem frei. Nach zwei ausverkauften UK-Tourneen, einem Auftritt als Support von Liam Gallagher, zwei hochgelobten EPs („A Modern Job“ und „Manifesto“) und einer gefeierten Show beim Glastonbury Festival unterschrieb die Band jetzt einen Plattenvertrag bei City Slang.
Textausschnitt aus „Heavy ”And I can’t sleep
And I can barely breathe
And I’m watching the world go around the window beside me
Mit ihrem Debüt „Letter To Self“ haben Sprints endgültig ihren Sound gefunden. Es ist düsterer, aggressiver Post-Punk, zu dem Karla Chubb all ihren Frust und ihre Ängste hinaus schreit, und so erinnern die elf Songs mit ihrer energetischen, wütenden Kraft an die ebenfalls aus Dublin stammende Gilla Band – kein Wunder, wurde das Album doch von Daniel Fox von eben dieser Gilla Band aufgenommen. Auf „Letter To Self“ stellt sich Sängerin, Gitarristin und Lead-Songwriterin Karla Chubb, wie der Albumname erahnen lässt, ihrer inneren Zerrissenheit, ihren Ängsten und ihren verletzlichsten Momenten. Nach eigenen Angaben kam sie zur Musik, weil sie sich in dieser Welt nicht mehr zurecht fand. „Ich lebte in einem ständigen Zustand der existenziellen Krise“, sagt sie heute. Und weiter: „Die Musik wurde zu einem Ventil für meine Gefühle und zu einem Weg, mich selbst und die Gesellschaft zu verstehen.“ So verhelfen die Songs bei aller Rohheit und Wut zu sehr intimen, zutiefst persönlichen und autobiografischen Einblicken.
Aus der eigenen Krise befreien
Verhandelt werden dabei der anhaltende Kampf von Frauen um körperliche Autonomie, die Selbstakzeptanz, die eigene Identität, psychische Probleme, Sexualität und katholische Schuldgefühle. All dies Gefühle von Angst, Ärger und Wut will die Band in etwas Positives verwandeln, wie Chubb erklärt. „Wir nutzen unsere Erfahrungen als Treibstoff und gießen sie in ein positives Ventil. Es ist kathartisch, es ist ehrlich, es ist roh.“ Und dies ist auch eine gute Beschreibung ihres Sounds: kathartisch, ehrlich, roh. Die Botschaft: „Egal, in was du hineingeboren wurdest oder was du erlebt hast, es gibt einen Weg, daraus hervorzugehen und in dir selbst glücklich zu sein.“
Es rumpelt, es heult, es ist intensiv
Bei alledem machen Sprints ihrem Namen alle Ehre. In kurzen drei- bis vierminütigen Tracks sprinten sie meist gnadenlos nach vorn: Das Schlagzeug hämmert unaufhörlich, der Bass rumpelt eindringlich, harte Gitarrenriff werden abgebrannt und reißen ab und die Stimme von Karla Chubb reitet souverän auf dieser Noise-Welle und nutzt die Intensität für ihr hemmungsloses Geheul und wütende Refrains. Sprints sind eine weitere aufregende, junge Post-Punk-Band, wie sie 2023 auf den britischen Inseln geradezu aus dem Boden schossen.