The Messthetics & James Brandon

Durch­schnitt­li­che Lese­dauer 2 Minu­ten

The Mess­the­tics aus Washing­ton D.C grün­den sich 2018 aus der ehe­ma­li­gen Rhyth­mus-Sec­tion der Punk-Band Fugazi bestehend aus Bas­sist Joe Lally und Schlag­zeu­ger Brendan Canty zusam­men mit dem Gitar­ris­ten Anthony Pirog. Musi­ka­lisch bewegt sich das Trio zwi­schen Prog-Rock und Art-Punk. Ursprüng­lich plant man, auf John Zorns Label Tzadik Records zu ver­öf­fent­li­chen, was musi­ka­lisch gut gepasst hätte. Tat­säch­lich wird das selbst­be­ti­telte Debüt 2018 aber dann doch über Disch­ord Records ver­mark­tet. Bereits ein Jahr spä­ter, am 6. Sep­tem­ber 2019, folgt das zweite Album „Anthro­po­c­os­mic Nest“. 

The Messthetics and James Brandon Lewis

The Messthetics & James Brandon

(Selbstbetitelt)

Ver­öf­fent­licht: 15. März 2024
Label: Impulse Records

Auf ihrem im März 2024 bei Impulse erschie­ne­nen Album kol­la­bo­rie­ren The Mess­the­tics mit dem Jazz-Saxo­pho­nis­ten James Bran­don Lewis. Ein Zusam­men­schluss, der bereits auf Lewis Album „Eye of I“ zu dem famo­sen Punk-Jazz-Schluss­track „Fear Not“ führte. Der jetzt erschie­nene Long­player ist also eine Fort­set­zung die­ser Zusam­men­ar­beit in Album­länge — und er ist ein wil­der, viel­sei­ti­ger Genre-Mas­hup. Der erste Track „L’Orso“ kommt als nahezu klas­si­scher Jazz­rock daher, aber gleich der nächste Track „Emer­gence“ bewegt sich von einem trä­gen, schlep­pen­den Groove immer mehr Rich­tung Post-Punk mit tol­len Powerchords und einem irren Saxo­phon-Solo. Wie­derum im Anschluss folgt mit „That Thang“ ein har­ter, häm­mern­der Funk, und mit „Three Sis­ters“ und „Asthe­nia” beweist das Quar­tett, dass es auch beein­dru­ckende Jazz-Bal­la­den beherrscht. Selbst die seichte Swing-Num­mer „Rail­road Tracks Home“ gewinnt mit ihrer blue­si­gen Note und dem blin­den Ver­ständ­nis zwi­schen Gitarre und Saxo­phon an Fahrt. So bewegt man sich sou­ve­rän mit viel Spiel­freude quer durch alle Musik-Genres.

Klingt fast wie eine Live-Session

Das Album, das in nur weni­gen Tagen auf­ge­nom­men wurde und daher fast wie eine Live-Auf­nahme wirkt, hat eine rohe Unmit­tel­bar­keit, der man anmerkt, wie gut das Quar­tett unter­ein­an­der har­mo­niert und dabei den­noch die Vir­tuo­si­tät der ein­zel­nen Musi­ker in Szene setzt. So geben Schlag­zeu­ger Brendan Canty und Bas­sist Joe Lally ein soli­des, vari­an­ten­rei­ches Rhyth­mus­ge­rüst mit Vor­liebe für mit­reis­sende Groo­ves und gele­gent­li­chen Hard­core-Aus­flü­gen, wäh­rend Lewis, tief in der Jazz­tra­di­tion ver­wur­zelt, und der ver­sierte Fusion-Gitar­rist Anthony Pirog sich immer wie­der abwech­selnd in ihren wil­den Soli ver­lie­ren. Gemein­sam gelingt den vier Musi­kern so ein fan­tas­ti­sches, wuch­ti­ges Album, auf dem sich der Fusion-Jazz groß­zü­gig bei Indie­rock und Post-Punk bedient und das gele­gent­lich Erin­ne­run­gen an John Zorns „Naked Lunch“ aus den frü­hen 90ern wach­ruft. Ein Album, das sicher nicht allen Fans der jewei­li­gen Gen­res über­zeu­gen wird – fas­zi­nie­rend aber auch, wie die­ser merk­wür­dige Jazz-Punk-Jam zusam­men­fügt, was eigent­lich nicht zusammengehört.