Drahla ist eine Post-Punk-Band aus Leeds, England. Die nordenglische Industriestadt kann man fast schon als Homebase jenes spröden, gitarrenlastigen, mit abgehackten Rhythmen bestückten Sounds, den man vereinfach unter Post-Punk subsumiert, ansehen. Gang of Four, Mekons, Red Lorry Yellow Lorry, Scritti Politti, The Sisters of Mercy und viele mehr hat die Stadt hervorgebracht. Bands wie Yard Act oder eben Drahla führen dieses Erbe nun fort. Drahla wurde 2015 von Luciel Brown (Gesang, Gitarre), Rob Riggs (Bass) und Mike Ainsley (Schlagzeug) gegründet. Später wurde das Trio noch durch Ewan Barr, ebenfalls an der Gitarre, ergänzt. Die Band hat eine Reihe von EPs und Singles veröffentlicht, bevor sie 2019 ihr Debütalbum „Useless Coordinates“ herausbrachte. Drahlas Musik ist bekannt für ihre experimentelle Herangehensweise an die Post-Punk-Sounds und ihre kantigen, dynamischen Kompositionen.
Textausschnitt aus „Under The Glass”
How can you ever tell?
What’s the ratio of good to bad?
Silence clings to you with its new grasp
Auf ihrem zweiten Album „angeltape“ geben sich die Post-Punker aus Leeds einen komplexeren und konzeptionelleren Anstrich. Das liegt nicht nur an ihrem zweiten Gitarristen Ewan Barr, sondern auch am beteiligten Saxophonisten Chris Duffin, der dem Ganzen einen sehr jazzigen Touch verpasst – sicher eine unerwartete Entwicklung nach dem gefeierten Debüt „Useless Coordinates“ (2019). Insgesamt verlagert sich der Sound der Band mit diesem Jazz-affinen Saxophon in Richtung Experimental, Avantgarde und Noise, ohne die Herkunft zu verleugnen. Gleich der Opener startet mit einem frei schwebenden, klagenden Saxophon, in das die anderen Instrumente rhythmisch einsteigen und spätestens mit Einsatz des markanten
Kontrolliertes Chaos
„Default Pardon“ mit seinen abgehackten Gitarren-Riffs kommt dann schon gleich post-punkiger daher, auch dieser Track wird von einem dröhnenden Saxophon-Solo veredelt, das in eine straffen Gitarrensound gehüllt ist. „zig-zag“ besticht mit disharmonischen Gitarrenriffs und lärmenden, hektischen Percussions, während Brown fragt: „Did you notice that the moon cracked / I didn’t notice the moon cracked.“ Ihre Frage ertrinkt in den Klangschichten. Sie muss mit ihrer Angst und Unsicherheit leben. Auch hier zeigt sich, wie perfekt die von gelangweilt zu mädchenhaft-naiv wechselnden Vocals zum Sound dieser Band passen. Brown selbst bezeichnet „angeltape“ einmal recht treffend als „kontrolliertes Chaos“. Das unheimliche, noisige Instrumental „A“ und das folgende vom Klavier geleitete „Venus“ zeigen, zu welchen Stimmungsschwankungen Drahla fähig ist, zumal das Album mit „Grief in Phantasia“ einen ausufernden und rauen Abschluss mit einer sich ständig verändernden Struktur findet. Das Album ist gefüllt mit sich duellierenden Gitarren, vorantreibenden Bässen, abgehackten und komplexen Rhythmen, einem schmetternden Saxophon und eben Luciel Browns Gesang – und es erweitert gekonnt die ausgetretenen Pfade des Post-Punks.