Ditz wurden 2016 in Brighton von Sänger Cal Francis und Bassist Caleb Remnant gegründet – die beiden kannten sich bereits aus ihrer College-Zeit. Brighton, bekannt für seine florierende Underground-Szene, bot den perfekten Nährboden für die Musik, die sie sich vorstellten: noisigen, energiegeladenen Post-Punk. Gitarrist Anton Mocock und der damalige Drummer Jack Looker stießen schon bald hinzu, wobei Looker 2019 von Schlagzeuger Sam Evans ersetzt wurde.Nach der EP „5 Songs“ – einer Sammlung zuvor veröffentlichter Singles – folgte 2022 ihr Debütalbum „The Great Regression“. Ihr zweites Studioalbum „Never Exhale“ erschien im Jahr 2025. Woher allerdings der seltsame Bandname stammt, ist nicht eindeutig dokumentiert. Im englischen Slang wird „Ditz“ oft verwendet, um eine zerstreute oder leichtsinnige Person zu beschreiben. Eine Erklärung? Möglich…
I don’t know where I’m going, I just wanna be gone
Textausschnitt aus „Taxi Man“
He keeps the meter running, he keeps the engine hot as I step
Mitten in der Arbeit an ihrem Zweitling „Never Exhale“ erhält das Quintett ein Support-Tour-Angebot von IDLES. Daher wird das Album später als geplant von Tontechniker Seth Manchester abgemischt, der bereits bei Noise-Formationen wie The Body, Full of Hell oder Big | Brave an den Reglern saß. Wie schon das Debüt zeigt auch das Zweitwerk das enorme Potenzial dieser Band. Einiges klingt zwar vertraut, doch ihre Mischung aus atonalem Noiserock und Post-Punk bewegt sich in völlig neuen Gefilden. Der zweiminütige instrumentale Opener „V70“ ist eigentlich kein echter Song, sondern mit seinem beunruhigenden Noise-Industrial eher die Einleitung für das folgende „Taxi Man“, das mit schroffen Riffs und stampfenden Drums daherkommt. Der Bass hält einen konstanten Beat, und Francis’ rauer Sprechgesang wechselt zwischen ausdrucksstarker Melodie und gedankenverlorenem Gemurmel: „I’m just talking“ – am Ende scheint ihm dann fast die Stimme zu versagen.
Hypnotische Beats zu Noise-Eskapaden
Im fließenden Übergang fügt sich mit „Space/Smile“ ein kurzer pumpender Punksong mit schneidenden Gitarren an. Die stark bassgetriebene Nummer „Señor Sinestro“ beeindruckt mit der großartigen Textzeile: „I feel like death, I wonder if he feels like me too“ und steigert sich von düsterer Verzweiflung zu aggressivem Aufbäumen. „Four“ zeigt einmal mehr, wie eindrucksvoll das dominante Drumming von Sam Evans den Sound bestimmt und steuert. Bassist Caleb Remnant untermauert dabei die oft stoischen, hypnotischen Beats – und immer wieder grätschen dissonante Gitarrenlinien dazwischen. „God on a Speed Dial“ beginnt mit einem leicht verzerrten Riff, der Sprechgesang steigert sich, mündet fast in Schreie und verliert sich schließlich im Noise. „Smells Like Something Died in Here“ baut eine bedrohliche Atmosphäre auf, steuert auf einen Höhepunkt zu, der letztlich ausbleibt – doch die Anspannung bleibt. Diese aufgestaute Wut entlädt sich um so mehr in „18 Wheeler“: Beginnend mit einem durchgehenden Basslauf, steuert der Song mit dissonanten Akkorden auf immer stärkere Ausbrüche zu und zerfällt am Ende zwischen Lärm und Stille.
Ganz schön anstrengend
Düster und eindringlich verdeutlicht der vorletzte Track „The Body as a Structure“ das musikalische Konzept des Quintetts: Schwere Basslinien, überlagert von eindringlichem Gitarrenpicking, werden regelmäßig von massiven Riffs zerschlagen. Schleppender Sprechgesang verliert sich in Noise-Eskapaden. Den Abschluss setzt das fast achtminütige Epos „Britney“, das mit geflüstertem Gesang subtil beginnt und ständig zwischen ruhigen, sanften Klängen und wuchtigen, stadionreifen Momenten wechselt. Ein Klanggefüge, das Ditz besonders beherrschen und das sie so einzigartig macht. Auf „Never Exhale“ verschmelzen hämmernde Drums, kreischende Gitarren und pumpende Basslines mit undefinierbaren Störgeräuschen und Verzerrungen zu einer Intensität, die maximalen Stress erzeugt – natürlich ist das ganz schön anstrengend, aber die Betonung liegt auf schön.