Ditz

Durch­schnitt­li­che Lese­dauer 2 Minu­ten

Ditz wur­den 2016 in Brigh­ton von Sän­ger Cal Fran­cis und Bas­sist Caleb Rem­nant gegrün­det – die bei­den kann­ten sich bereits aus ihrer Col­lege-Zeit. Brigh­ton, bekannt für seine flo­rie­rende Under­ground-Szene, bot den per­fek­ten Nähr­bo­den für die Musik, die sie sich vor­stell­ten: noi­si­gen, ener­gie­ge­la­de­nen Post-Punk. Gitar­rist Anton Mocock und der dama­lige Drum­mer Jack Loo­ker stie­ßen schon bald hinzu, wobei Loo­ker 2019 von Schlag­zeu­ger Sam Evans ersetzt wurde.Nach der EP 5 Songs“ – einer Samm­lung zuvor ver­öf­fent­lich­ter Sin­gles – folgte 2022 ihr Debüt­al­bum The Great Regres­sion“. Ihr zwei­tes Stu­dio­al­bum Never Exhale“ erschien im Jahr 2025. Woher aller­dings der selt­same Band­name stammt, ist nicht ein­deu­tig doku­men­tiert. Im eng­li­schen Slang wird Ditz“ oft ver­wen­det, um eine zer­streute oder leicht­sin­nige Per­son zu beschrei­ben. Eine Erklä­rung? Möglich…

Ditz, Never Exhale

Ditz

Never Exhale

Ver­öf­fent­licht: 24. Januar 2025
Label: DITZ – Selfrelease

I don’t know where I’m going, I just wanna be gone
He keeps the meter running, he keeps the engine hot as I step

Text­aus­schnitt aus Taxi Man“

Mit­ten in der Arbeit an ihrem Zweit­ling Never Exhale“ erhält das Quin­tett ein Sup­port-Tour-Ange­bot von IDLES. Daher wird das Album spä­ter als geplant von Ton­tech­ni­ker Seth Man­ches­ter abge­mischt, der bereits bei Noise-For­ma­tio­nen wie The Body, Full of Hell oder Big | Brave an den Reg­lern saß. Wie schon das Debüt zeigt auch das Zweit­werk das enorme Poten­zial die­ser Band. Eini­ges klingt zwar ver­traut, doch ihre Mischung aus ato­na­lem Noi­se­r­ock und Post-Punk bewegt sich in völ­lig neuen Gefil­den. Der zwei­mi­nü­tige instru­men­tale Ope­ner V70“ ist eigent­lich kein ech­ter Song, son­dern mit sei­nem beun­ru­hi­gen­den Noise-Indus­trial eher die Ein­lei­tung für das fol­gende Taxi Man“, das mit schrof­fen Riffs und stamp­fen­den Drums daher­kommt. Der Bass hält einen kon­stan­ten Beat, und Fran­cis’ rauer Sprech­ge­sang wech­selt zwi­schen aus­drucks­star­ker Melo­die und gedan­ken­ver­lo­re­nem Gemur­mel: I’m just tal­king“ – am Ende scheint ihm dann fast die Stimme zu versagen.

Hypnotische Beats zu Noise-Eskapaden

Im flie­ßen­den Über­gang fügt sich mit Space/​Smile“ ein kur­zer pum­pen­der Punk­song mit schnei­den­den Gitar­ren an. Die stark bass­ge­trie­bene Num­mer Señor Sine­stro“ beein­druckt mit der groß­ar­ti­gen Text­zeile: I feel like death, I won­der if he feels like me too“ und stei­gert sich von düs­te­rer Ver­zweif­lung zu aggres­si­vem Auf­bäu­men. Four“ zeigt ein­mal mehr, wie ein­drucks­voll das domi­nante Drum­ming von Sam Evans den Sound bestimmt und steu­ert. Bas­sist Caleb Rem­nant unter­mau­ert dabei die oft stoi­schen, hyp­no­ti­schen Beats – und immer wie­der grät­schen dis­so­nante Gitar­ren­li­nien dazwi­schen. God on a Speed Dial“ beginnt mit einem leicht ver­zerr­ten Riff, der Sprech­ge­sang stei­gert sich, mün­det fast in Schreie und ver­liert sich schließ­lich im Noise. Smells Like Some­thing Died in Here“ baut eine bedroh­li­che Atmo­sphäre auf, steu­ert auf einen Höhe­punkt zu, der letzt­lich aus­bleibt – doch die Anspan­nung bleibt. Diese auf­ge­staute Wut ent­lädt sich um so mehr in 18 Whee­ler“: Begin­nend mit einem durch­ge­hen­den Bass­lauf, steu­ert der Song mit dis­so­nan­ten Akkor­den auf immer stär­kere Aus­brü­che zu und zer­fällt am Ende zwi­schen Lärm und Stille.

Ganz schön anstrengend

Düs­ter und ein­dring­lich ver­deut­licht der vor­letzte Track The Body as a Struc­ture“ das musi­ka­li­sche Kon­zept des Quin­tetts: Schwere Bass­li­nien, über­la­gert von ein­dring­li­chem Gitar­ren­pi­cking, wer­den regel­mä­ßig von mas­si­ven Riffs zer­schla­gen. Schlep­pen­der Sprech­ge­sang ver­liert sich in Noise-Eska­pa­den. Den Abschluss setzt das fast acht­mi­nü­tige Epos Brit­ney“, das mit geflüs­ter­tem Gesang sub­til beginnt und stän­dig zwi­schen ruhi­gen, sanf­ten Klän­gen und wuch­ti­gen, sta­di­on­rei­fen Momen­ten wech­selt. Ein Klang­ge­füge, das Ditz beson­ders beherr­schen und das sie so ein­zig­ar­tig macht. Auf Never Exhale“ ver­schmel­zen häm­mernde Drums, krei­schende Gitar­ren und pum­pende Bass­li­nes mit unde­fi­nier­ba­ren Stör­ge­räu­schen und Ver­zer­run­gen zu einer Inten­si­tät, die maxi­ma­len Stress erzeugt – natür­lich ist das ganz schön anstren­gend, aber die Beto­nung liegt auf schön.