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Gnod & White Hills (Drop Out)

Durch­schnitt­li­che Lese­dauer 3 Minu­ten

Wäh­rend einer gemein­sa­men Europa-Tour Anfang 2010 ent­stand eine frucht­bare, trans­at­lan­ti­sche Kol­la­bo­ra­tion zwi­schen den bri­ti­schen Space-Rockern Gnod und den ame­ri­ka­ni­schen Psy­che­de­lic-Rockern White Hills. Zwi­schen Sound­checks, end­lo­sen Näch­ten und impro­vi­sier­ten Jam-Ses­si­ons wuchs der Wunsch, musi­ka­lisch enger zusam­men­zu­ar­bei­ten. Diese Ses­si­ons kul­mi­nier­ten schließ­lich in den Drop Out“-Veröffentlichungen, bei denen sie ihre indi­vi­du­el­len Stile – Gnods rohe Ener­gie und White Hills’ spa­cige Prä­zi­sion – mit­ein­an­der ver­schmol­zen. Auf­ge­nom­men wurde das ursprüng­li­che Mate­rial im Dro­pout Stu­dio in Cam­ber­well, Lon­don – daher auch der Name der Alben. Es war ein Schmelz­tie­gel der Ideen, eine rausch­hafte Zeit: Ihre gemein­same Serie Drop Out“ ist das Resul­tat die­ser beson­de­ren alche­mis­ti­schen Che­mie: weit­läu­fige Klang­rei­sen, die sich weit über das Spek­trum des Rock hin­aus erstre­cken – viel Kraut, noch mehr Psy­che­de­lic und eine Menge Space-Rock.

Kurze Infos zu den beiden Bands

Aus dem bri­ti­schen Sal­ford stam­mend, ist Gnod ein Kol­lek­tiv, das sich der klang­li­chen und sozia­len Grenz­über­schrei­tung ver­schrie­ben hat. Seit Mitte der 2000er-Jahre ver­öf­fent­li­chen sie unter wech­seln­der Beset­zung ein unbe­re­chen­ba­res Spek­trum aus Kraut­rock, Indus­trial, Noise, Drone und Post-Punk. Gnod ver­ste­hen Musik als Expe­ri­men­tier­feld – ihre Werke sind häu­fig poli­tisch auf­ge­la­den, impro­vi­siert und zutiefst hyp­no­tisch. Live gilt die Band als kom­pro­miss­los intensiv.

White Hills aus New York hin­ge­gen sind eine feste Größe im ame­ri­ka­ni­schen Psy­che­de­lic- und Space-Rock-Under­ground. Mit ihrem dich­ten, fuzzge­la­de­nen Sound, der an Hawk­wind und frühe Pink Floyd erin­nert, kom­bi­nie­ren sie klas­si­sche Psy­che­de­lia mit futu­ris­ti­schem Noise und repe­ti­ti­ven Rhyth­men. Dave W. und Ego Sen­sa­tion – das krea­tive Zen­trum von White Hills – set­zen auf trance­ar­tige Struk­tu­ren, kos­mi­sche The­men und hal­lu­zi­no­gene Dichte.

Gnod & White Hills, Drop Out III

Gnod & White Hills

Drop Out III

Ver­öf­fent­licht: 21. März 2025
Label: Jag­ja­gu­war

Ende März 2025 – fünf­zehn Jahre nach ihrem Ent­ste­hen erscheint mit Drop Out III“ eine kom­plette Neu­erfin­dung der ursprüng­li­chen Ses­si­ons von Gnod und White Hills. Die­ses Album ist mehr als nur ein Reis­sue; es ist eine tief­grei­fende Neu­ge­stal­tung des gemein­sa­men Werks, das sowohl alte als auch neue Hörer:innen in sei­nen Bann zie­hen dürfte. Man könnte es auch als Director’s Cut“ ihrer frü­he­ren Arbei­ten bezeich­nen – ange­rei­chert mit neu arran­gier­ten, erwei­ter­ten und bis­lang unver­öf­fent­lich­ten Tracks aus der ursprüng­li­chen Drop Out“-Ära. Wenig über­ra­schend, dass sich dabei Drop Out III“ auf eine Lauf­zeit von fast zwei­ein­halb Stun­den erstreckt: eine Dop­pel-LP plus digi­ta­les Bonus-Album. Dabei ver­schmel­zen moto­ri­sche Rhyth­men mit sphä­ri­schen Klang­land­schaf­ten zu einem hyp­no­ti­schen Soundteppich.

Ritual im Rausch

Klar erkenn­bare Klas­si­ker wie Run-A-Round“ und Drop Out“ wur­den von Grund auf neu model­liert: Sie behal­ten ihren krau­ti­gen Puls und den moto­ri­schen Drive, wir­ken aber weni­ger roh und beto­nen statt­des­sen ihren psy­che­de­li­schen Cha­rak­ter. Air Streams“ – das die ursprüng­li­chen Tracks Air“ (DO I) und Streams“ (DO II) ver­eint – glei­tet wie ein kos­mi­scher, sanf­ter Wind durch mini­ma­lis­ti­sche Hall­räume. Medi­ta­tiv, ent­schleu­nigt, gera­dezu tran­szen­dent. Das drei­zehn­mi­nü­tige, bis­her unver­öf­fent­lichte Unify“ star­tet krau­tig, pul­sie­rend, ent­wi­ckelt sich aber zuneh­mend zu einer aus­ufern­den, psy­che­de­li­schen Rock­num­mer – ver­spult, ver­spielt, voll im Flow. Mit Model Citi­zen“ lie­fern White Hills eine schwere, düs­tere Space-Rock-Num­mer mit aus­ge­feil­ten Effek­ten und hal­lu­zi­no­ge­nen Tex­tu­ren. Auch der Gnod-Track Not­hing NEU! Under the Sky“ ist ein State­ment: ein rhyth­mi­scher Faust­schlag in Rich­tung Kraut-Refe­renz­hölle. Auf wen hier refe­ren­ziert wird, ist beim Titel kaum zu über­se­hen. Der Track koket­tiert mit der Düs­sel­dor­fer Legende – ein Stück mit rasen­dem Groove, flir­ren­den Gitar­ren und Feed­back in Ekstase. Und dann ist da noch Deco­ra­ting Time“ – ein zar­ter Klang­tep­pich, luf­tig und medi­ta­tiv, der zum Träu­men ein­lädt. Ambi­ent-Ele­mente schim­mern durch, fra­gile Melo­die­bö­gen und sphä­ri­sche Delays ver­schmel­zen zu einem Hauch von psy­che­de­li­schem Ambient.

Vergangenheit in Bewegung

Drop Out III“ atmet Geschichte – und klingt zugleich wie ein Blick in die Zukunft einer Musik, die sich nie mit fes­ten For­men zufrie­den­gibt. Eine Musik, so for­dernd wie loh­nend, so psy­che­de­lisch wie prä­zise. Die­ses Album ist eine Lie­bes­er­klä­rung an die Repe­ti­tion, an die klang­li­che Unschärfe, an die große Reise ins Unge­wisse. Dro­gen kön­nen dabei hel­fen – aber es geht auch bes­tens ohne. Für Psy­che­de­lic-Fans Pflicht. Für Neu­gie­rige ein muti­ger Ein­stieg. Für beide: ein berau­schen­des Erlebnis.