Die drei britischen Musiker Edmund Kenny an Gesang und Elektronik, Harvey Grant an den Tasten und Lawrence Howarth an der Gitarre teilen ihre Vorliebe für CAN, The Velvet Underground und Tom Waits. Aus dieser Gemeinsamkeit entstand 2016 in London die Band Kerala Dust. Mittlerweile hat sich das Trio in Berlin und Zürich niedergelassen. Ihr neues Album Violet Drive hat dann auch einen ausgesprochen europäischen Sound, der zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und hergerissen ist — ein ganz eigenes Amalgam aus psychedelischem Rock, Blues und Krautrock. Die Ideen kommen aus Berlin, aufgenommen wurde es in Zürich.
Kerala Dust
Violet Drive
Veröffentlicht: 17. Februar 2023
Label: Play it again Sam (PIAS)
I’d like to separate us from them
Textausschnitt aus „Puls VI”
Like I could end where you begin
Well we would cut it in half and break it again
I used to shift my shape to feel something
Auf Violet Drive sind Blues und Americana auf aufregende Weise mit repetetiven, elektronischen Beats verwoben, das Rezept ihres hypnotisch-pulsierenden Grooves hat sich auch bei ihrem zweiten Album nicht großartig verändert. Oder wie Frontmann Edmund Kenny es ausdrückt: „Die sich ewig wiederholenden Rhythmen wurden auch zu unserer Philosophie. Je mehr etwas wiederholt wird, desto mehr kann es sich mit Bedeutung aufladen. Und obwohl wir uns musikalisch verändert haben: dieses Gespür für hypnotische, fast meditative Grooves ist uns geblieben.“ Und so pluckert und groovt es ganz mächtig auch auf ihrem neuen Album. Lässig wie bei Dope Lemon, treibend wie bei Darkside und stoisch wie bei Velvet Underground, verpackt in krautige, wavige Elektrosounds, entführt uns das Trio in warme, verträumte Filmwelten. Das Album beginnt soft und leicht funky mit Moonbeam, Midnight, Howl und verändert sich auch in den folgenden Tracks nicht großartig. Mal heult eine leicht verzerrte Gitarre auf, mal erinnert eine Sitar an den Ursprung des Bandnamens — Kerala ist ein indischer Bundesstaat am Arabischen Meer — mal dominiert die Elektronik den Sound und zu allem die beinahe geflüsterten, trägen Vocals von Sänger Edmund Kenny. Das Ganze kann man auf Dauer langweilig finden oder aber man liebt dieses Mäandernde, das Variiren und Modellieren des immer Gleichen. Für mich ist Violet Drive ein großes, beeindruckendes Album, der ideale Soundtrack für eine lange nächtliche Autofahrt.