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Shame

Durch­schnitt­li­che Lese­dauer 2 Minu­ten

Shame stam­men aus Süd­lon­don und grün­de­ten sich 2014, als die fünf Musi­ker noch Teen­ager waren. Sän­ger Char­lie Steen, die Gitar­ris­ten Sean Coyle-Smith und Eddie Green, Bas­sist Josh Finerty und Schlag­zeu­ger Char­lie For­bes lern­ten sich an der Schule ken­nen und fan­den ihre ers­ten musi­ka­li­schen Men­to­ren in der Lon­do­ner Szene rund um die Fat White Family. Mit ihrem Debüt­al­bum Songs of Praise“ (2018) kata­pul­tier­ten sie sich sofort ins Ram­pen­licht der bri­ti­schen Post-Punk-Welle. Ihre ener­gie­ge­la­de­nen Live­shows und Steens cha­ris­ma­ti­sche Büh­nen­prä­senz mach­ten sie schnell zu einem der span­nends­ten neuen Acts aus Groß­bri­tan­nien. 2021 folgte Drunk Tank Pink“, das den Sound expe­ri­men­tel­ler und kan­ti­ger aus­wei­tete, bevor Food for Worms“ (2023) eine über­ra­schend intro­spek­tive Seite zeigte.

Shame, Cutthroat

Shame

Cutthroat

Ver­öf­fent­licht: 5. Sep­tem­ber 2025
Label: Dead Oce­ans

Well, lemme tell you a little story
About a big, bad motherfucker called Lampião

Text­aus­schnitt aus Lam­pião“

Shame sind zurück – und wie. Cut­throat“, das vierte Album der Süd­lon­do­ner, ist ein Befrei­ungs­schlag: lau­ter, kom­pro­miss­lo­ser, aber auch raf­fi­nier­ter als je zuvor. Der Titel­track eröff­net mit stamp­fen­dem Bass, prä­zi­sem Drum­ming und elek­tro­ni­schen Unter­strö­mun­gen – scharf, dre­ckig und unge­stüm mit viel Witz und Iro­nie. Char­lie Steen schlüpft in die Rolle des nihi­lis­ti­schen Party-Tie­res und bellt mit der alten Wut, die Shame schon auf Songs of Praise“ so auf­re­gend machte. Von hier an gibt es kein Füll­ma­te­rial mehr.

Wut und Spielfreude

Cowards Around“ und Not­hing Bet­ter“ über­tra­gen die Ener­gie der berüch­tig­ten Live­shows ins Stu­dio. Doch Cut­throat“ ist mehr als nur Post-Punk: Lam­pião“ wagt einen Schlen­ker Rich­tung Bra­zi­lian Funk und Kar­ne­val, inspi­riert von Steens pri­va­ter Geschichte – er ist durch seine Freun­din mit Bra­si­lien ver­bun­den und erfuhr so eini­ges über die Legende des bra­si­lia­ni­schen Ban­di­ten Lam­pião. Der Song ver­dich­tet eines der The­men des Albums: Wo ver­läuft die Grenze zwi­schen Opfer und Täter? In der weh­mü­ti­gen Rocka­billy-Hom­mage Quiet Life“ wird diese Frage per­sön­li­cher. Der Track han­delt von jeman­dem in einer beschis­se­nen Bezie­hung”, so Front­mann Char­lie Steen zum Song.

Längst ein Fixpunkt

Seit ihrem Debüt 2018 gel­ten Shame als Speer­spitze der bri­ti­schen Gitar­ren­szene. Sie haben mit Grö­ßen wie den Foo Figh­ters und IDLES die Büh­nen geteilt und eine treue Fan­base auf­ge­baut. Mit Pro­du­zent John Con­gle­ton haben sie nun einen Sound gefun­den, der rohe Ener­gie in Sta­di­on­di­men­sio­nen über­trägt, ohne die Kan­ten abzu­schlei­fen. Der Schluss­spurt des Albums – Screw­dri­ver“, Packshot“, Axis of Evil“ – ist ein nahezu per­fek­ter Drei­er­pack: Speed, Wahn­sinn, Melan­cho­lie und am Ende ein apo­ka­lyp­ti­scher Disco-Ban­ger. Mehr Finale geht nicht.

Shame sind cool

Cut­throat“ macht Shame zu einer der span­nends­ten Gitar­ren­bands unse­rer Zeit. Es ist wild, klug und über­ra­schend. Es zeigt, dass die Band längst über den Post-Punk hin­aus­ge­wach­sen ist. Aber sie blei­ben sich treu, denn, so sprech­singt Front­mann Char­lie Steen in To & Fro“: I don’t wanna be this and I don’t wanna be that.“ Shame sind cool – und das Beste: Es scheint ihnen völ­lig egal zu sein.