Deerhoof ist eine amerikanische Independent-Band, die 1994 in San Francisco gegründet wurde. Sie besteht derzeit aus dem Gründungsschlagzeuger Greg Saunier, der Bassistin und Sängerin Satomi Matsuzaki und den Gitarristen John Dieterich und Ed Rodriguez. Die Band begann als improvisierte Noise-Punk-Combo, die gerne auf unkonventionelle Musikstrukturen zurückgreift, und wird von den meisten Musikkritikern äußerst positiv aufgenommen. Als Meilenstein gilt das Album „Reveille“ aus dem Jahr 2002, mit dem sie auch über ihren Insiderstatus hinaus Aufmerksamkeit erregte. Trotz ihres Pop-Anspruches gehen Deerhoof keine Kompromisse ein und vermischen Melodiösität und Geräusch zu komplexen Arrangements. Das kann auch schon mal anstregend sein, zumal Satomi Matsuzakis Gesang hell, brüchig und gelegentlich auch bewußt schief daherkommt, aber ihren Tracks wohnt immer eine ganz eigene Schönheit inne.
Deerhoof
Miracle-Level
Veröffentlicht: 31. März 2023
Label: Joyful Noise
Das neue Album von Deerhoof, Miracle-Level, wurde von Mike Bradavski in den No Fun Studios in Winnipeg, Manitoba, produziert und in einzelnen Takes mit minimalen Overdubs aufgenommen und gemischt. Es ist bereits das 19. Album der Band, dabei jedoch das erste, das komplett in einem Tonstudio produziert, aufgenommen und abgemischt wurde. Zudem ist es auch das erste Album, das komplett in Satomi Matsuzakis japanischer Muttersprache eingesungen wurde. Die fremde Sprache und der hohe, leicht kicksige Gesang mag manchmal enervierend sein, die motorisch, noisige Instrumentierung hält allerdings dagegen und einen selbst bei der Stange. Den meisten Hörer*innen, die ja wahrscheinlich kein Japanisch sprechen, werden dabei wohl so manche Anspielungen und Absurditäten verborgen bleiben. Die ein oder andere Übersetzung ist tatsächlich dann doch ganz lustig: Wenn Matsuzaki beispielsweise inmitten des Latin-Jazz-Orgel-Grooves von „The Little Maker“ singt: „Klingt dieser Song nicht anders als die üblichen Deerhoof?“ Ja, irgendwie schon! An einer Stelle behauptet sie: „Teenager, die nicht trinken, konkurrieren, zeigen sich mit dem wackelndem Hintern auf dem Handy.“ Nein, ich spreche kein Japanisch, aber es gibt ja Übersetzungshilfen… Bei dem sanften, zarten Liebeslied „Wedding, March, Flower“ tauschen Schlagzeuger Greg Saunier und Ex-Ehefrau Matsuzaki — die beiden sind seit mehr als zehn Jahren geschieden — die Positionen. Nun sitzt sie an den Drums und er singt — ebenfalls auf japanisch. Und auch er singt schön schräg und leicht schief auf dieser schleppenden Klavierballade. Die bewusste Entscheidung der Band, die meisten ihrer Parts gemeinsam im Studio aufzunehmen, lässt die Arrangements sparsam und stringent klingen, sie sind aber makellos und jeder Ton sitzt. Es ist ein Album, dessen kollaborativer Geist hinter jedem Ton hervorlugt. In seinem Kern ist Miracle-Level eine Hymne an die Liebe, die Hoffnung und das Leben, gegen den Pessimismus und die Trostlosigkeit des Zeitgeistes, wie Deerhoof es auch auf ihrer Bandcamp-Seite zum Ausdruck bringen:
MIRACLES WANTED!
(EVERYTHING IS A MIRACLE EXCEPT WAR AND GASOLINE)
PHASE-OUT ALL REMAINING NON-MIRACLES BY 2028
(LUCKILY THERE AREN’T THAT MANY ANYWAY)
WE NEED ONLY *LOVE* SONGS
(YES, THIS WORD GETS USED OFTEN)
BUT I MEAN HIGH-LEVEL
I MEAN MIRACLE LEVEL
LET’S WASH OUR DIRTY HANDS WITH LOVE
LET’S LIVE
LET’S WALK CLOSELY TOGETHER
I CAN HOLD AN UMBRELLA FOR YOU FOR A LONG TIME