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Automatic

Durch­schnitt­li­che Lese­dauer 2 Minu­ten

Auto­ma­tic ist eine 2017 gegrün­dete Rock­band aus Los Ange­les. Das Trio, das aus der DIY-Szene rund um das Label Stones Throw her­vor­ging, besteht aus Izzy Glau­dini (Syn­thies, Gesang), Halle Saxon (Bass, Gesang) und Lola Dompé (Schlag­zeug, Gesang). Seit ihrem Debüt Signal (2019) mischen sie Post-Punk, Synth-Pop und Disco-Dys­to­pie zu einem Sound, der glei­cher­ma­ßen retro und frisch wirkt, rebel­lisch und tanz­bar ist. Inspi­riert von Bands wie ESG und Sui­cide, aber mit klar femi­nis­ti­scher Hal­tung, ver­wan­deln sie poli­ti­sche State­ments in hyp­no­ti­sche Club­hym­nen. Auto­ma­tic klin­gen wie eine Zukunft, die nie ganz ankommt – aber ver­dammt gut tanzt.

Automatic, Is It Now?

Automatic
Is It Now?

Ver­öf­fent­licht: 26. Sep­tem­ber 2025
Label: Stones Throw Records

PrintNo slowing down, there’s no rest for the innocent
No turning back from a choice that you never had
Deep underground grow the roots of a poisoned tree
Follow it down to the grave of the oil field

Text­aus­schnitt aus The Prize”

Auto­ma­tic sind längst mehr als ein Geheim­tipp für Fans von Synth-Punk und Post-Disco. Das Trio aus L.A. macht Musik, die klingt, als würde man in einer ver­rauch­ten, über­vol­len Kel­ler­bar tan­zen, wäh­rend drau­ßen die Welt brennt. Auch auf ihrem neuen Album Is It Now?“ blei­ben sie die­ser Hal­tung treu – tanz­bar, poli­tisch, scharfkantig.

Neonlicht, Noise und Nervenzusammenbruch

Hin­ter den glän­zen­den Syn­ths steckt bei Auto­ma­tic stets mehr als nur Nost­al­gie. Die ana­lo­gen Sounds und der mini­ma­lis­ti­sche Groove wir­ken wie eine Zeit­reise in die 1980er, doch die The­men sind alles andere als retro – von Über­wa­chung und Krieg bis hin zu Kli­ma­angst und Kapi­ta­lis­mus. Der Song Mq9“, benannt nach einer US-Drohne, steht exem­pla­risch für die­sen Ansatz: ein schweiß­trei­ben­der New-Wave-Stom­per mit ver­stö­ren­dem Unter­ton. Fire in the mouth of an angel“ singt Izzy Glau­dini auf die­sem ener­ge­ti­schen, unkon­ven­tio­nel­len Dance­track. Die Band nennt ihre Tracks tro­ja­ni­sche Pferde“ – poli­ti­sche Bot­schaf­ten, getarnt als Dance­f­loor-Hits. Mögen andere Bands den mora­li­schen Zei­ge­fin­ger heben, Auto­ma­tic las­sen uns ein­fach weitertanzen.

Live, roh, losgelöst

Für die Pro­duk­tion holte sich das Trio erst­mals Loren Hum­phrey (Cults, Came­ron Win­ter) ins Boot, der sie dazu brachte, ihre Songs im Stu­dio live ein­zu­spie­len. Das hört man: Is It Now?“ klingt offen, leben­dig, orga­nisch, mit kleine Uneben­hei­ten und spon­tane Per­cus­sions – ein Sound zwi­schen ESG, Le Tigre und frü­hen Tal­king Heads. Songs wie Black Box“ oder Mer­cury“ pul­sie­ren zwi­schen Post-Punk und Disco, zwi­schen Eska­pis­mus und Auf­ruhr. Lazy“ und Coun­try Song“ brin­gen zwar eine Prise Iro­nie ins Spiel, tra­gen aber eben­falls eine eher düs­tere Hand­schrift – ers­tes ein Anti-Lie­bes­lied mit kind­lich ver­spiel­ter Melo­die und bit­ter­sü­ßer Stim­mung. Der zweite – ein Gary Numan-artige Sci-Fi-Syn­ths – beschreibt den Gegen­satz von Stadt- und Land­le­ben: Bye-bye, city /​Let’s pack it up for our desti­na­tion /​No more con­crete /​Who woul­d’ve thought I’m a wife of nature?” Mit dem Titel­track Is It Now?“ zieht dann das Tempo wie­der an – schnelle Drums, antrei­ben­den Beat, ein­gän­gige Refrains und die pun­kige Ener­gie machen den Song zu einem beson­de­ren Album-Moment

Euphorie als Widerstand

Is It Now?“ ist kein Wohl­fühl­al­bum. Es ist eine tanz­bare Bestands­auf­nahme einer kaput­ten Gegen­wart – vol­ler Groove, Wut und Glit­zer. Auto­ma­tic schaf­fen den Spa­gat zwi­schen dys­to­pi­scher Kälte und elek­tri­sie­ren­der Ener­gie. Selbst wenn Sän­ge­rin Izzy Glau­dini in Smog Sum­mer“ ver­zwei­felt fragt: Can you tell /​We all live in hell?“, zuckt der Bass uner­müd­lich wei­ter. So wird Tan­zen zum State­ment, Bewe­gung zum Akt des Wider­stands. Is It Now?“ ist poli­tisch, ver­spielt und ver­dammt cat­chy – Pop für eine Zeit, in der die Dis­ko­ku­gel viel­leicht die letzte Sonne ist, die noch scheint.