Automatic ist eine 2017 gegründete Rockband aus Los Angeles. Das Trio, das aus der DIY-Szene rund um das Label Stones Throw hervorging, besteht aus Izzy Glaudini (Synthies, Gesang), Halle Saxon (Bass, Gesang) und Lola Dompé (Schlagzeug, Gesang). Seit ihrem Debüt Signal (2019) mischen sie Post-Punk, Synth-Pop und Disco-Dystopie zu einem Sound, der gleichermaßen retro und frisch wirkt, rebellisch und tanzbar ist. Inspiriert von Bands wie ESG und Suicide, aber mit klar feministischer Haltung, verwandeln sie politische Statements in hypnotische Clubhymnen. Automatic klingen wie eine Zukunft, die nie ganz ankommt – aber verdammt gut tanzt.
PrintNo slowing down, there’s no rest for the innocent
No turning back from a choice that you never had
Deep underground grow the roots of a poisoned tree
Follow it down to the grave of the oil fieldTextausschnitt aus „The Prize”
Automatic sind längst mehr als ein Geheimtipp für Fans von Synth-Punk und Post-Disco. Das Trio aus L.A. macht Musik, die klingt, als würde man in einer verrauchten, übervollen Kellerbar tanzen, während draußen die Welt brennt. Auch auf ihrem neuen Album „Is It Now?“ bleiben sie dieser Haltung treu – tanzbar, politisch, scharfkantig.
Neonlicht, Noise und Nervenzusammenbruch
Hinter den glänzenden Synths steckt bei Automatic stets mehr als nur Nostalgie. Die analogen Sounds und der minimalistische Groove wirken wie eine Zeitreise in die 1980er, doch die Themen sind alles andere als retro – von Überwachung und Krieg bis hin zu Klimaangst und Kapitalismus. Der Song „Mq9“, benannt nach einer US-Drohne, steht exemplarisch für diesen Ansatz: ein schweißtreibender New-Wave-Stomper mit verstörendem Unterton. „Fire in the mouth of an angel“ singt Izzy Glaudini auf diesem energetischen, unkonventionellen Dancetrack. Die Band nennt ihre Tracks „trojanische Pferde“ – politische Botschaften, getarnt als Dancefloor-Hits. Mögen andere Bands den moralischen Zeigefinger heben, Automatic lassen uns einfach weitertanzen.
Live, roh, losgelöst
Für die Produktion holte sich das Trio erstmals Loren Humphrey (Cults, Cameron Winter) ins Boot, der sie dazu brachte, ihre Songs im Studio live einzuspielen. Das hört man: „Is It Now?“ klingt offen, lebendig, organisch, mit kleine Unebenheiten und spontane Percussions – ein Sound zwischen ESG, Le Tigre und frühen Talking Heads. Songs wie „Black Box“ oder „Mercury“ pulsieren zwischen Post-Punk und Disco, zwischen Eskapismus und Aufruhr. „Lazy“ und „Country Song“ bringen zwar eine Prise Ironie ins Spiel, tragen aber ebenfalls eine eher düstere Handschrift – erstes ein Anti-Liebeslied mit kindlich verspielter Melodie und bittersüßer Stimmung. Der zweite – ein Gary Numan-artige Sci-Fi-Synths – beschreibt den Gegensatz von Stadt- und Landleben: „Bye-bye, city /Let’s pack it up for our destination /No more concrete /Who would’ve thought I’m a wife of nature?” Mit dem Titeltrack „Is It Now?“ zieht dann das Tempo wieder an – schnelle Drums, antreibenden Beat, eingängige Refrains und die punkige Energie machen den Song zu einem besonderen Album-Moment
Euphorie als Widerstand
„Is It Now?“ ist kein Wohlfühlalbum. Es ist eine tanzbare Bestandsaufnahme einer kaputten Gegenwart – voller Groove, Wut und Glitzer. Automatic schaffen den Spagat zwischen dystopischer Kälte und elektrisierender Energie. Selbst wenn Sängerin Izzy Glaudini in „Smog Summer“ verzweifelt fragt: „Can you tell /We all live in hell?“, zuckt der Bass unermüdlich weiter. So wird Tanzen zum Statement, Bewegung zum Akt des Widerstands. „Is It Now?“ ist politisch, verspielt und verdammt catchy – Pop für eine Zeit, in der die Diskokugel vielleicht die letzte Sonne ist, die noch scheint.