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Bar Italia

The Twits

Viele Kri­ti­ker hal­ten sie für die Ret­ter des guten, alten Indie-Rocks: Das Lon­do­ner Trio Bar Ita­lia bewegt sich stil­si­cher zwi­schen Shoe­gaze, Post-Punk und Bed­room-Pop. Vor der Grün­dung von Bar Ita­lia waren alle drei Bandmitglieder*innen auch in ande­ren For­ma­tio­nen aktiv. Die in Ita­lien gebo­rene Nina Cristante hat mehr­fach mit Dean Blunt zusam­men­ge­ar­bei­tet, Sam Fen­ton und Jezmi Tarek waren schon als Duo unter dem Namen Dou­ble Virgo unter­wegs und schram­mel­ten schrul­li­gen Lo-Fi-Rock. 2020 ver­öf­fent­lich­ten sie zum ers­ten Mal als Bar Ita­lia gemein­sam Musik: die Debüt-EP „Quar­rel“. Der Band­name geht wohl auf eine kleine ita­lie­ni­sche Café-Bar in Soho zurück. Mitt­ler­weile ist das Trio beim Label Mata­dor Records gelandet.

Bar Italia, The Twits

Bar Italia

The Twits

Ver­öf­fent­licht: 1. Dezem­ber 2023 
Label: Mata­dor Records

I wanna be where you are
It’s on the seat of your car
I know, I left it for you
I turned to see where you are

Text­aus­schnitt aus „My little tony ”

Mit „The Twits“ erscheint bereits das zweite Album inner­halb eines Jah­res. Nach dem im Mai erschie­ne­nen Debüt­al­bum „Tracey Denim“ hat das Trio über einen Zeit­raum von zwei Mona­ten in einem impro­vi­sier­ten Stu­dio auf Mal­lorca nun einen wei­te­ren Long­player auf­ge­nom­men, der am 3. Novem­ber 2003 bei Mata­dor Records erschien. Der Titel scheint dem gleich­na­mi­gen Buch von Roald Dahl aus dem Jahr 1980 ent­lehnt zu sein: „Die Zwicks ste­hen Kopf“ (Ori­gi­nal­ti­tel: The Twits) ist die detail­rei­che Beschrei­bung einer Ehe mit äußerst skur­ri­len Ein­fäl­len und eigen­tüm­li­chen Wen­dun­gen, die bis an den Rand des guten Geschmacks gehen. Im Eng­li­schen bedeu­tet „Twit“ auch so viel wie Depp oder Blödmann.

Rau und ungeschliffen, wie aus dem Proberaum…

Rau, selt­sam und oft mit über­ra­schen­den Wen­dun­gen geht es ana­log zum erwähn­ten Roman auch auf dem Album zu. Es star­tet mit einem har­ten, unpo­lier­ten Gitar­ren­sound, der gern laut gehört wer­den will. „My little tony“ ist eine die­ser herr­li­chen Post-Punk-Num­mern, die direkt ins Ohr gehen und mit­rei­ßen – ein Track, der ange­nehm an die Det­mol­der Indie-Band Sharon Stoned aus den 90ern erin­nert. In eine ähn­li­che Rich­tung galop­piert „World’s Grea­test Emo­ter“, ein schnel­ler Rhyth­mus-Rocker mit lär­mi­gen Gitar­ren, der immer schön rup­pig auf die Vier geht. Aber man suhlt sich auch schon mal gern in schöns­ter 90er Shoe­gaze-Ästhe­tik („Real house wibes (despe­rate house vibes)“ oder wiegt sich im lang­sam win­den­den Wal­zer-Rhyth­mus wie im Track „Twist“ – kein Schreib­feh­ler: Hier ist wirk­lich der Mode­tanz im 4/4‑Takt gemeint und nicht die Album­ti­tel-geben­den Dep­pen. Mit „Jelsy“ hat das Trio einen schwer­mü­ti­gen Coun­try-Blues im Gepäck und bei „Hi-Fiver“ bege­ben sie sich in eine selt­same Psychedelic-Stimmung. 

…und plötzlich wird der Stecker gezogen.

Der musi­ka­li­sche Rich­tungs­wech­sel wird durch die wech­seln­den Vocals zusätz­lich unter­stri­chen, dabei enden die Songs auch schon mal so abrupt, als würde der Ste­cker gezo­gen – aber dann geht es auch schon in einem ande­ren Sound wei­ter… „The Twits“ über­zeugt mit sei­nen ver­spiel­ten Melo­dien und düs­te­ren Klän­gen und legt die Ein­flüsse von Bands wie The Cure, Pave­ment und My Bloody Valen­tine unver­blümt und offen frei.