Catherine Graindorge ist eine belgische Violinistin, die in der Instrumantal-Postrock-Band Nile On waX spielt und darüber hinaus auch Musik für Film und Theater komponiert. Sie spielte mit zahlreichen, internationalen Künstlern zusammen – zum Beispiel Nick Cave, Warren Ellis, Debbie Harry und Mark Lanegan, John Parish, Chris Eckman oder auch Andrea Schroeder. Mit Iggy Pop veröffentlichte sie 2022 das faszinierende Album „The Dictator“ – irgendwo angesiedelt zwischen Ambient und Postrock. Ihr erstes Soloalbum „The Secret of us all“ erschien 2012, 2021 folgte „Eldorado“.
Textausschnitt aus „Orpheus’ Head”
Take my Head, but save my Soul
to suffer this Misery
Nach ihrem aufregenden 2022er Album „The Dictator“ mit Iggy Pop kehrt die belgische Geigerin Catherine Graindorge mit dem düsteren Album „Songs of the Dead“ zurück. Begleitet wird sie unter anderem vom Keyboarder Simon Ho, dem Sänger Simon Huw Jones (And Also the Trees) und vom Bassisten Pascal Humbert (16 Horsepower, Lilium). „Songs for the Dead“ ist ein ruhiges, unaufdringliches Werk mit viel Licht und Schatten, in dem erwartungsgemäß die meist gestrichenen Klänge der Violine und Viola im Vordergrund stehen. Die oft karg arrangierten Tracks bewegen sich stilistisch zwischen Ambient und Postrock mit gelegentlichen Ausflügen in Avant-Prog. Dabei sorgt die sonore Stimme von Simon Huw Jones, der die Lyrics mal gesanglich mal gesprochen vorträgt, für Wärme und Intensität. Und nicht selten erinnert sein Gesangsstil deutlich an Nick Cave – besonders bei dem Track „Orpheus’ Head“. Er steht zudem in schönem Kontrast zu der ätherischen Stimme Catherine Graindorges.
Düstere Geschichten und Mythen
Und es gibt viel zu entdecken in den Geschichten von Orpheus und Eurydike und Ginsbergs Traumbegegnung mit Joan Vollmer. Alte und moderne Mythen, Legenden und Geschichten. So basiert der Track „Joan“ auf dem Gedicht „A Dream Records“ von Allen Ginsberg. Dazu Graindorge: „In this dream, Ginsberg meets Joan in a garden in Mexico City, she is sitting in a garden chair, they are chatting, laughing… and then he realises she is dead and sees her grave. Joan Vollmer died at the age of 28, accidentally murdered by her husband, the writer William Burroughs, while they were under the influence of alcohol and drugs. I felt like dedicating a song to her.“ Graindorges Bratsche und ihre Stimme verschmelzen in diesem Track zu einer sehnsüchtigen Trauerklage. Durchgehend ist das Album durchzogen von dunkler Vorahnung, Trauer und Verlust. Alles gipfelt in dem von Simon Hos Klavier dominierten „Time Is Broken“, in dem Jones und Graindorge (mit Tochter Lula Rabinovitch) im Duett singen, bis die Musik verklingt und mit der letzten Zeilen endet: „Es gibt nichts mehr zu sagen.“ „Songs for the Dead“ ist ein ruhiges, unaufdringliches Album, auf dem sich die Melodien langsam entfalten und die Stille genauso wichtig ist wie die Noten. Auf jeden Fall ein weiterer faszinierender Output dieser Musikerin.