Can-Sänger Damo Suzuki verstorben

Damo Suzuki ist tot. Der japanische Musiker, der mit der deutschen Krautrockband Can Musikgeschichte schrieb, starb am 9 Februar 2024.

Suzuki wurde in der Prä­fek­tur Kana­gawa in Japan gebo­ren. Mit 18 reiste er durch Europa und tourte als Stra­ßen­mu­si­ker durch Schwe­den, Irland, das Ver­ei­nigte König­reich, Frank­reich und Deutsch­land. Dass er in den spä­ten 1960er-Jah­ren bei der Köl­ner Krautrock­band Can lan­dete, war purer Zufall. Die bei­den Can-Musi­ker Hol­ger Czu­kay und Jaki Lie­be­zeit hol­ten Suzuki buch­stäb­lich von der Straße. Sie tra­fen auf den Japa­ner in Mün­chen, wo er wie gewohnt sei­ner Stra­ßen­mu­sik nach­ging. Das hat wohl beide so beein­druckt, dass sie ihn spon­tan für einen Gig am sel­ben Tag ein­lu­den. Mit die­ser Jam­ses­sion wurde Suzuki zum fes­ten Bestand­teil der Band. Bereits ihre erste gemein­same Pro­duk­tion – das 1971 erschie­nene Dop­pel­al­bum „Tago Mago“ – avan­cierte zum Klas­si­ker deut­scher (spä­ter auch inter­na­tio­na­ler) Rock­mu­sik, und Suzu­kis impro­vi­sier­ter, psy­che­de­li­scher Gesang wurde zum Mar­ken­zei­chen der Band. Suzu­kis Band­zu­ge­hö­rig­keit währte indes nur kurz. Ledig­lich auf zwei wei­te­ren Alben musi­zierte man noch gemein­sam: „Ege Bamy­asi“ (1972) und „Future Days“ (1973). Auch auf der Can-Com­pi­la­tion „Sound­tracks“ (1970) ist er noch zu hören. 

Nach Can verschwand Suzuki zunächst von der Bildfläche

Wäh­rend sei­ner Zeit bei Can wandte sich Suzuki der Reli­gion zu und trat den Zeu­gen Jeho­vas bei. 1973 ver­ließ der anar­chi­sche Sän­ger die Band und ver­schwand von der Bild­flä­che. Er hei­ra­tete, bekam Kin­der und ging einem fes­ten 9‑to-5-Job bei einer japa­ni­schen Firma nach. Ganz über­ra­schend tauchte er dann in den 1980ern mit eini­gen musi­ka­li­schen Kol­la­bo­ra­tio­nen wie­der auf – unter ande­rem mit Dun­kel­zif­fer und der Phan­tom Band um Jaki Lie­be­zeit. Nach sei­ner Damo Suzuki Band, die sich spä­ter Damo Suzuki & Fri­ends nannte, über­raschte er vor allem mit Damo Suzuki’s Net­work. Die­ses „Net­work“ ver­stand sich aller­dings nicht als klas­si­sche Band, viel­mehr wählte sich Suzuki seine Musi­ker an Ort und Stelle aus, um mit ihnen bei sei­nen Auf­trit­ten spon­tan zu jam­men. Suzuki war eben ein Meis­ter der Impro­vi­sa­tion. Schon als als 33-jäh­ri­ger litt er an Dick­darm­krebs. Am 9. Februar starb Suzuki im Alter von 74 Jah­ren. Eine Todes­ur­sa­che wurde nicht mitgeteilt.

Internationale Stars trauern um eine echte Legende

The Mars-Volta-Sän­ger Ced­ric Bix­ler-Zavala fand emo­tio­nale Worte zum Tode Suzu­kis: „Mein auf­rich­ti­ges Bei­leid. Damo war unan­tast­bar. Gott segne seine Fami­lie. Möge er unsere See­len für immer mit sei­nen end­lo­sen Bei­trä­gen zur Musik erfül­len. Möge der Regen von Mut­ter Him­mel auf alle fal­len, die von ihm beein­flusst wur­den. Damo ist für immer“, schrieb er unter das Pos­ting von Can. Schau­spie­ler Eli­jah Wood, bekannt aus „Der Herr der Ringe“, schrieb: „Eine Legende und eine kine­ti­sche Natur­ge­walt. Ruhe in Frie­den, Damo Suzuki. Blast Can’s Hal­lel­uh­wah heute!” Sogar Billy Idol trau­ert. „RIP #DamoS­uzuki Ich war ein gro­ßer Fan von Can… Damo war der Lead­sän­ger und ich sah die Tago Mago Tour in ’74, groß­ar­tige Band groß­ar­ti­ger Sän­ger“, schrieb Idol auf X. Auch Bands und Solo­künst­ler wie Tim Bur­gess (The Char­la­tans), Ame­ri­can Foot­ball, Mouse On Mars und Tom Skin­ner (Schlag­zeu­ger an der Seite von Radio­head-Star Thom Yorke bei The Smile) geden­ken dem gro­ßen Musi­ker bei X. So schrieb Skin­ner: „Ich bin dank­bar, dass ich vor ein paar Jah­ren die Bühne mit ihm tei­len durfte. Ein unver­gess­li­ches Erleb­nis. Was für ein unglaub­li­cher Mensch. RIP.“

By the way: Bereits 1985 wür­digte die eng­li­sche Post-Punk-Band The Fall den Can-Musi­ker mit dem Song „I Am Damo Suzuki”. Fall-Sän­ger Mark E. Smith betonte immer wie­der den gro­ßen Ein­fluss des Japa­ners. Und tat­säch­lich hat der Gesang­stil der bei­den in sei­ner schnodd­ri­gen, impro­vi­sier­ten Art viel gemein­sam. Wie heißt es doch in dem Song: „The fuck-up like red acid rain /Give it to me Jaki every day / Who is Mr. Karl­heinz Stock­hausen? / Intro­duce me / I’m Damo Suzuki”. Ergibt das irgend­ei­nen Sinn? Eher nicht – Suzu­kis asso­zia­tive Lyrics beweg­ten sich in ähn­li­chen Gefilden.

CAN — Bring Me Cof­fee or Tea, der Schluß­track von Tago Mag (1972)