Drahla


Drahla ist eine Post-Punk-Band aus Leeds, Eng­land. Die nord­eng­li­sche Indus­trie­stadt kann man fast schon als Home­base jenes sprö­den, gitar­ren­las­ti­gen, mit abge­hack­ten Rhyth­men bestück­ten Sounds, den man ver­ein­fach unter Post-Punk sub­su­miert, anse­hen. Gang of Four, Mekons, Red Lorry Yel­low Lorry, Scritti Politti, The Sis­ters of Mercy und viele mehr hat die Stadt her­vor­ge­bracht. Bands wie Yard Act oder eben Drahla füh­ren die­ses Erbe nun fort. Drahla wurde 2015 von Luciel Brown (Gesang, Gitarre), Rob Riggs (Bass) und Mike Ains­ley (Schlag­zeug) gegrün­det. Spä­ter wurde das Trio noch durch Ewan Barr, eben­falls an der Gitarre, ergänzt. Die Band hat eine Reihe von EPs und Sin­gles ver­öf­fent­licht, bevor sie 2019 ihr Debüt­al­bum „Use­l­ess Coor­di­na­tes“ her­aus­brachte. Drah­las Musik ist bekannt für ihre expe­ri­men­telle Her­an­ge­hens­weise an die Post-Punk-Sounds und ihre kan­ti­gen, dyna­mi­schen Kompositionen.

Drahla, angeltape

Drahla

angeltape

Ver­öf­fent­licht: 12. April 2024
Label: Cap­tu­red Tracks/Cargo


How can you ever tell?
What’s the ratio of good to bad?
Silence clings to you with its new grasp

Text­aus­schnitt aus „Under The Glass”

Auf ihrem zwei­ten Album „angel­tape“ geben sich die Post-Pun­ker aus Leeds einen kom­ple­xe­ren und kon­zep­tio­nel­le­ren Anstrich. Das liegt nicht nur an ihrem zwei­ten Gitar­ris­ten Ewan Barr, son­dern auch am betei­lig­ten Saxo­pho­nis­ten Chris Duf­fin, der dem Gan­zen einen sehr jaz­zi­gen Touch ver­passt – sicher eine uner­war­tete Ent­wick­lung nach dem gefei­er­ten Debüt „Use­l­ess Coor­di­na­tes“ (2019). Ins­ge­samt ver­la­gert sich der Sound der Band mit die­sem Jazz-affi­nen Saxo­phon in Rich­tung Expe­ri­men­tal, Avant­garde und Noise, ohne die Her­kunft zu ver­leug­nen. Gleich der Ope­ner star­tet mit einem frei schwe­ben­den, kla­gen­den Saxo­phon, in das die ande­ren Instru­mente rhyth­misch ein­stei­gen und spä­tes­tens mit Ein­satz des mar­kan­ten (Sprech-)Gesangs von Sän­ge­rin und Gitar­ris­tin Brown schält sich der typi­sche Drahla-Sound wie­der her­aus. Zum Ende des Tracks blei­ben nur noch ein ein­fa­ches melo­di­sches Kla­vier und ein jau­len­des Saxo­phon übrig.

Kontrolliertes Chaos

„Default Par­don“ mit sei­nen abge­hack­ten Gitar­ren-Riffs kommt dann schon gleich post-pun­ki­ger daher, auch die­ser Track wird von einem dröh­nen­den Saxo­phon-Solo ver­edelt, das in eine straf­fen Gitar­ren­sound gehüllt ist. „zig-zag“ besticht mit dis­har­mo­ni­schen Gitar­ren­riffs und lär­men­den, hek­ti­schen Per­cus­sions, wäh­rend Brown fragt: „Did you notice that the moon cra­cked / I did­n’t notice the moon cra­cked.“ Ihre Frage ertrinkt in den Klang­schich­ten. Sie muss mit ihrer Angst und Unsi­cher­heit leben. Auch hier zeigt sich, wie per­fekt die von gelang­weilt zu mäd­chen­haft-naiv wech­seln­den Vocals zum Sound die­ser Band pas­sen. Brown selbst bezeich­net „angel­tape“ ein­mal recht tref­fend als „kon­trol­lier­tes Chaos“. Das unheim­li­che, noi­sige Instru­men­tal „A“ und das fol­gende vom Kla­vier gelei­tete „Venus“ zei­gen, zu wel­chen Stim­mungs­schwan­kun­gen Drahla fähig ist, zumal das Album mit „Grief in Phan­ta­sia“ einen aus­ufern­den und rauen Abschluss mit einer sich stän­dig ver­än­dern­den Struk­tur fin­det. Das Album ist gefüllt mit sich duel­lie­ren­den Gitar­ren, vor­an­trei­ben­den Bäs­sen, abge­hack­ten und kom­ple­xen Rhyth­men, einem schmet­tern­den Saxo­phon und eben Luciel Browns Gesang – und es erwei­tert gekonnt die aus­ge­tre­te­nen Pfade des Post-Punks.