Gegen den nervösen Zeitgeist

Düsseldorf Düsterboys
8. März 2023 • ZAKK, Düsseldorf

Die Vor­zei­chen des Abschluss­kon­zerts der Düs­sel­dorf Düs­ter­boys zu ihrem zwei­ten Album „Duo Duo“ stan­den auf „ruhig und beschau­lich“, ganz im Gegen­satz zum vor­herr­schen­den ner­vö­sen Zeit­geist: Im Vor­pro­gramm agierte Kalle Kum­mer gele­gent­lich beglei­tet von elek­tro­ni­schen Sound­spu­ren und Samples vir­tuos und in einem von Leich­tig­keit gepräg­ten Spiel­fluss am Kla­vier. Die Düs­ter­boys selbst hat­ten ohne­hin ein Acou­stic-Set ange­kün­digt. So wun­derte es auch nicht wei­ter, dass der nahezu aus­ver­kaufte Saal im ZAKK bestuhlt war, schließ­lich war nur leich­tes Mit­wip­pen und Kopf­ni­cken vorgesehen. 

Aber woran liegt es, dass die Düs­ter­boys mit ihren Akus­tik­gi­tar­ren und den gehauch­ten Schla­ger­me­lo­dien nicht rüber­kom­men wie eine zweit­klas­sige Kir­mes­combo? Sie ver­stri­cken das Publi­kum ein­fach in form­schöne Melo­die­ver­läufe, die von Fahrten‑, Wan­der- und Volks­lie­dern inspi­riert sind, und packen sie in rau­chig, blue­sig und cool klin­gende Songs, legen dabei eine bemer­kens­werte Unbe­schwert­heit frei und säu­seln, hau­chen und sin­gen im Duett in jeweils unter­schied­li­chen Tim­bres über Pal­men und Urlaubs­träume auf Tene­riffa, flir­rende Laven­del­trep­pen, Par­ties oder das erste Mal. Sie sind dabei bewusst nicht immer per­fekt. Denn hier passt das Unper­fekte zur poe­ti­schen Unein­deu­tig­keit ihrer Texte, die nicht sel­ten ins Dada­is­ti­sche ent­glei­ten: „Ist der Hori­zont gerade? / Ja, das ist er, ach, wie schade / Ich wollt’, er wär gewellt / Oder ver­ti­kal.“ Dann wie­derum legen sie all ihr Pathos in Zei­len wie „Oh Mama halt mich aus, Halt mich aus dem trou­ble raus, Denn ich habe ein Gefühl, Denn ich habe ein Gefühl, Es bringt nicht viel”. Gegen­warts­be­züge und Wid­rig­kei­ten wer­den in ihrer Lyrik poe­tisch weg­as­so­zi­iert. Da wird dann aus „Fie­ber“ gleich in der nächs­ten Zeile „Flie­der“, und statt sich hier zu ärgern, fährt man lie­ber nach Tene­riffa. Zwi­schen den Songs wer­den immer mal wie­der die Gitar­ren gewech­selt oder Anek­döt­chen zum Bes­ten gege­ben. Das Alles machen sie so äußerst humor­voll und zärt­lich, dass sich unwill­kür­lich eine woh­lige Wärme im Saal breitmacht.

Als Zugabe sang das Duo ver­stärkt durch Kalle Kum­mer mit einem zar­ten A‑cappela „Adieu“ und been­dete seine Tour unter lau­tem Applaus und freu­di­gen Jubel­ru­fen. Und ich war am Ende doch froh, dass ich das Kon­zert ohne Beglei­tung genie­ßen konnte, die das alles mög­li­cher­weise nicht so toll fin­det, was ich durch­aus ver­ste­hen könnte. Aber so konnte ich die Per­for­mance von jeg­li­cher Kri­tik unbe­ein­flusst mit offe­nen Augen und Ohren ver­fol­gen. Und ich muß sagen: Ich habe es genossen! 

Übri­gens: Die Düs­ter­boys wur­den von Peter Rubel und Pedro Gon­cal­ves Cre­s­centi gegrün­det. Beide kennt man auch aus ihrem deut­lich rocki­ge­ren Side­kick „Inter­na­tio­nal Music“ und kei­ner von ihnen kommt aus Düs­sel­dorf. Sie kom­men aus Essen.