Das von Herbert Grönemeyer 1999 gegründete Label Grönland Records veröffentlichte im April diesen Jahres ein Album zu einem nahezu unbekannten, aber einzigartigen Konzert, das bereits über 25 Jahre zurückliegt. Damals, am 27. August 1998, trafen sich Brian Eno, J. Peter Schwalm und Holger Czukay zu einer gemeinsamen Performance vor der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn bei der Eröffnungsparty für eine Ausstellung von Enos Multimedia-Installation „Future Light-Lounge Proposal”. Unterstützt wurden die drei Musiker von Raoul Walton und Jern Atai, beide Mitglieder in Schwalms Band Slop Shop. Das Album fasst die Höhepunkte dieser improvisierten Show zusammen. Eine Session, die der Legende nach erst zu Ende ging, als die Polizei eintraf, um den Strom abzustellen.
Brian Eno, J. Peter Schwalm, Holger Czukay
Sushi. Roti. Reibekuchen.
Veröffentlicht: 28. Juni 2024
Label: Grönland Records
Das Album „Sushi. Roti. Reibekuchen“ ist ein rund einstündiger Zusammenschnitt dieser Live-Impro-Performance. Der ungewöhnliche Titel geht auf den Namen der damaligen Veranstaltung zurück. Der energetische Improvisations-Charakter und die Experimentierfreude dieser Session sind in den Tracks deutlich spürbar. Ihre jeweiligen Titel leiten sich von den Speisen ab, die an diesem Abend serviert wurden: Sushi aus Japan, Roti-Fladenbrot aus Indien und Reibekuchen aus dem Rheinland. Daneben gibt es noch die Tracks Wasser und Wein. Dieses skurrile Menü hatte Eno zusammen mit seinem Freund Rolf Engel vom Atelier Markgraph kreiert – mit dem Designstudio für räumliche Kommunikation mit Sitz in Frankfurt hat Brian Eno zahlreiche seiner weltweiten Projekte konzipiert und realisiert. Für den Abend in Bonn wurden drei Spitzenköche als Zeremonienmeister engagiert, die sich um die über tausend Gäste kümmerten. Bei dem jetzt veröffentlichen Tondokument spielen vor allen Dingen Drones, Synthies und Sequencer die Hauptrolle, wobei Czukays dubbige Basslines den psychedelischen Ambient-New-Age-Sound von Eno und Schwalms Slop Shop immer wieder durchbrechen und konterkarieren. Daneben findet man knackige, funkige Schlagzeugpattern und träge Synthesizermelodien, die von aufgenommenen Stimmen – Jubelrufe und Chöre – unterbrochen werden. Es ist ein zeitloses Tondokument, bei dem die Musiker nur so vor Experimentierfreude strotzen. Ob diese blubbernde, ambiente Klanglandschaft allerdings auch vor der heimischen HiFi-Anlage genossen werden kann, muss jede*r für sich selbst entscheiden. Es ist eine faszinierende Momentaufnahme eines einmaligen Ereignisses, die, wenn man sich darauf einlässt, aber auch noch nach all den Jahren frisch und innovativ klingt.