Meine Top-Ten von Bandumbenennungen
Kennt Ihr noch „Aus Raider wird jetzt Twix. Sonst ändert sich nix.“? Bei der Vorstellung des Albums „Most Normal“ der Dubliner Noise-Rock-Formation Gilla Band wurde mir klar, dass die Band erst vor kurzem ihren Namen geändert hat. Anlass für mich, ein „Best-Of Formerly known as“ zu erstellen.
- Gilla Band
Da diese Band quasi verantwortlich ist für diese Liste, landet sie auf Platz eins. Die irische Band ist seit 2011 aktiv, besteht aus den vier männlichen Mitgliedern Dara Kiely, Alan Duggan, Daniel Fox und Adam Faulkner und nennt sich trotz ausschließlich männlicher Besetzung Girl Band. Kann man machen, oder? Scheinbar nicht: Im November 2021 teilte die Band auf ihrer Instagramseite mit: „Wir werden nicht mehr unter dem Namen Girl Band performen oder Alben herausbringen. Wir entschuldigen uns dafür, einen misgenderten Namen ausgewählt zu haben und entschuldigen uns bei allen, die dadurch verletzt oder beeinflusst worden sind.” Am Anfang haben sie sich bei dem Namen nicht viel gedacht, später ist es ihnen immer schwerer gefallen, ihn zu rechtfertigen. Ganz schön feinfühlig die Jungs. - Prince
In den 1990er Jahren wurde Prince aufmüpfig und forderte die Rechte an seinem geistigen Eigentum, was er unter anderem durch seinen Widerstand gegen seine damalige Plattenfirma Warner Bros. Records zeigte. Von 1993 bis 2000 legte er seinen Künstlernamen ab. In dieser Zeit trug er statt eines aussprechbaren Namens ein Symbol als Pseudonym und man nannte ihn häufig The Artist Formerly Known As Prince oder kurz TAFKAP. Nach dem Vertragsende mit Warner nannte sich der Musiker ab Mai 2000 wieder Prince. Cooler, funky boy. - Preoccupations
2012 gründete sich in Calgary, Kanada eine Post-Punk-Band mit dem Namen Viet Cong. Die Band besteht aus Matt Flegel (Gesang, Bass), Scott Munro (Gitarre, Synthesizer), Daniel Christiansen (Gitarre) und Mike Wallace (Schlagzeug). Aufgrund ihres Namens sahen sie sich häufig Vorwürfen sowohl des Rassismus als auch der kulturellen Aneignung ausgesetzt. Die vier Herren haben nach eigener Aussage gar nicht darüber nachgedacht, was sie mit der — historisch sehr negativ konnotierten — Namenswahl anrichten. Im September 2015 kam die späte Einsicht der Band und sie kündigten über Facebook an, den Namen zu ändern: „Wir sind eine Band, die Musik machen und unsere Musik für unsere Fans spielen will. Wir sind nicht hier, um Schmerzen zu verursachen oder Menschen an Gräueltaten der Vergangenheit zu erinnern“. Zunächst blieb allerdings alles beim Alten. Erst im April 2016 wurde die Namensänderung vollzogen und das zweite Album erschien unter dem Namen Preoccupations. Wurde aber auch Zeit! - Joy Division
Wer kennt sie nicht, die legendäre Manchester-Band mit Frontmann Ian Curtis? 1976 wurde sie in Manchester von Peter Hook und Bernard Sumner gegründet. Zu ihrem ersten Konzert wurde sie noch als Stiff Kittens angekündigt, nannte sich allerdings Warsaw, nach einem Track auf David Bowies Low-Album namens Warszawa. Der Name sorgte jedoch für Verwirrung bei der Londoner Band Warsaw Pakt, also benannte man sich 1978 in Joy Division um. Noch später, nach dem Selbstmord von Ian Curtis, wurde aus Joy Division New Order, da die Bandmitglieder damals vereinbart hatten, nicht mehr unter diesem Namen aufzutreten, falls ein Mitglied die Band verlassen sollte. Joy Division — eine Band für die Ewigkeit. - Beastie Boys
1978 wurde die Hardcore-Punk-Band The Young Aborigines von Michael Diamond („Mike D“), Adam Yauch („MCA“, † 2012), John Berry († 2016) und Kate Schellenbach gegründet. Ihre musikalischen Vorbilder waren zunächst Bands wie Black Flag und Bad Brains. Zur Gründungszeit waren sie noch Teenager und wollten etwas Primitives machen. Bereits 1981 benannte man sich in Beastie Boys um, blieb dem schnellen, rohen Hardcore aber treu. Mit der obskuren Single „Cooky Puss“ bewegten sich die New Yorker dann 1983 mehr Richtung Hip-Hip. Kurz darauf verließ Kate Schellenbach die Band. Die Beastie Boys zeichneten sich vor allem durch ihr politisches Engagement aus, waren aber als fortschrittliche Künstler in Sachen Sampling, Sound und Vertriebsweg ihrer Zeit auch immer einen Schritt voraus. (You Gotta) Fight for Your Right (to Party!) - Dinosaur Jr.
1984 gründen J Mascis (bürgerlicher Name: Joseph Donald Mascis Jr.) und Lou Barlow in Amherst (Massachusetts) ihre stilbildende Band unter dem Namen Dinosaur. Ihr Sound ist stark von Punk, Heavy Metal und Noise-Rock beeinflusst, ist aber absolut eigenständig und von eingängigen Melodien geprägt. Allerdings halten sich Dinosaur nicht lange. Es gibt bereits eine Supergroup namens Dinosaur. Die Band von Robert Hunter, Texter für die Hippie-Legende The Grateful Dead, trägt den gleichen Namen und existiert natürlich schon viel, viel länger. Zwei Bands, ein Name, das geht nicht. Mascis Junior, ganz cool, hängt einfach ein „Jr.” an den Bandnamen – ist ja auch Teil seines eigenen Namens. Echte Saurier des Alternative Rocks. - Red Hot Chili Peppers
Die Schulfreunde Anthony Kiedis (Gesang), Michael „Flea“ Balzary (Bass), Hillel Slovak (Gitarre) und Jack Irons (Schlagzeug) traten am 13. Februar 1983 mit dem möglicherweise coolsten Bandnamen aller Zeiten als Tony Flow and the Miraculously Majestic Masters of Mayhem erstmals zusammen auf. Kein eingängiger Name — schon bald benannte man sich in Anlehnung an klassische amerikanische Blues- oder Jazz-Bandnamen, in denen oft Elemente wie „Red Hot“ oder „Chili“ auftauchen, um. Der Rest ist Musikgeschichte… - Led Zeppelin
Nachdem Jimmy Page The Yardbirds verlassen hatte, wollte er seine neue Band The New Yardbirds nennen, obwohl er das einzige ehemalige Yardbirds-Mitglied der Band war, aber ein Unterlassungsbrief seiner alten Band durchkreuzte den Plan. Der Name Led Zeppelin geht wohl auf einen Kommentar von Keith Moon von The Who (oder John Entwistle, je nachdem, wem man glaubt) zurück, der konstatierte, eine Band um Page würde „abstürzen wie ein bleiernes Luftschiff“. Das war ja wohl nachweislich nicht der Fall. - Barenaked Ladies
Barenaked Ladies (BNL), eine kanadische Rockgruppe aus Toronto, wurde 1988 von Ed Robertson (Gesang, Gitarre) und Steven Page (Gesang, Gitarre) gegründet. Ihr ursprünglicher Name: Free Beer. Ein Grund für diesen Bandnamen war vermutlich, Leute dazu zu bringen, zu ihrer Show zu kommen. Aber womit kann man Chauvis wohl noch mehr locken als mit kostenlosen alkoholischen Getränken? Einen Teil ihres Erfolges verdanken die Barenaked Ladies ihren Liveauftritten, die oft ein wenig klamaukig ausfallen. Echte Kindsköpfe eben. - Anohni
Anohni steht für all jene, die ihre Namensänderung aufgrund ihrer geänderten Geschlechtsidentität vornehmen, wie beispielsweise auch Kae Tempest. Antony and the Johnsons war eine US-amerikanische Band aus New York. Nach beeindruckenden, musikalischen Erfolgen mit vier Studiowerken, einem Mercury Prize für das beste Album und großem Lob von der Musikkritik erfindet sich Antony Hegarty 2012 komplett neu. Nach der letzten Veröffentlichung „Cut The World“ verschwindet der stets androgyne Kritikerliebling von der Bühne, um 2016 als aktivistische Feministin Anohni mit dem Debütalbum „Hopelessness“ zurückzukehren. Respekt!