Gustaf ist eine Wave-/Post-Punk-Band aus Brooklyn, New York. Das Quintett wurde 2018 gegründet und besteht aus Sängerin Lydia Gammill, Bassistin Tine Hill, Gitarrist und Keyboarder Vram Kherlopian, Schlagzeugerin Melissa Lucciola sowie Percussionistin Tarra Thiessen. Ihr Debütalbum „Audio Drag for Ego Slobs“ veröffentlichten die New Yorker 2021 über Royal Mountain Records – ein Album, das der Band Kritikerlob, eine Zusammenarbeit mit Beck und Tourneen mit Idles, Sleaford Mods und Yard Act einbrachte. Am 5. April 2024 erscheint das Nachfolgealbum „Package Pt. 2“. Ein Hinweis zur Schreibweise des Bandnamens: Wer nach „Gustav“ sucht, landet schnell bei der österreichischen Musikerin und Komponistin Eva Jantschitsch, die unter diesem Namen bekannt ist.
Pushing past the kids in the hall —
Textausschnitt aus „Starting and Staring“
I’m starting and staring!
Up against the old bathroom wall —
Yeah there I’m staring
Wie schon bei ihrem ersten Album pflegen Gustaf auch auf ihrem Nachfolger „Package Pt. 2“ ihren leichten, unbeschwerten No-Wave-Stil. Die Musikkritik ist allzu schnell dabei, Vergleiche mit den Talking Heads oder LCD Soundsystem zu ziehen. Doch das greift viel zu kurz. Gustafs knarziger Art-Punk schafft einen ganz eigenen, faszinierenden Klangraum, der am ehesten mit dem Sound der ebenfalls in Brooklyn ansässigen Band Bodega vergleichbar ist. Produziert wurde das Album von der jungen Produzentin Erin Tonkon, die unter anderem mit Tony Visconti an David Bowies Blackstar gearbeitet hat. Der Albumtitel mag eine Fortsetzung suggerieren und wohl auf den Track „Package“ des Debütalbums hinweisen.
Mit ihrem zweiten Werk gelingt es der Bank scheinbar mühelos, die Energie ihres Erstlings fortzuführen und dem charakteristischen Gustaf-Sound neue, komplexere Ebenen hinzuzufügen. Unbestreitbar gibt es Parallelen zwischen den beiden Alben, doch „Package Pt. 2“ wirkt wie eine natürliche Weiterentwicklung für das Quintett. Die sägenden Buzzsaw-Gitarren und die Old-School-Punk-Attitüde sind immer noch präsent, wie etwa im rotzigen „Hard Hair“. Doch das neue Album breitet die unterschiedlichen Atmosphären, Themen und Emotionen weiter aus, es wirkt klarer produziert und reifer, ohne dabei den liebenswerten DIY-Sound zu verleugnen.
Tanzbare Grooves mit viel Humor
Der Opener, mit seinem treibenden Drumming und schrammeligen Riffing, ist ein mitreißender Start in die 12 Tracks umfassende Liste. „Close“ wird von Tine Hills eindringlichem Bassriff getragen und beschreibt die Facetten und Dynamiken einer Beziehung: „Feeding, fueling, the fight / It’s left me wondering … which you is here tonight?“ Mit „What Does It Mean“ folgt ein deutlich gesangsorientierter Track mit treibender, aber zurückhaltender Instrumentierung. Fantastisch, wie Lydia Gammill auf „Starting and Staring“ über Rebellion, Unsicherheit und Grenzerfahrungen lamentiert. Das Herzstück des Albums bildet der Kombi-Track „Here Hair / Hard Hair“. Der erste Teil erinnert mit seinem trägen, psychedelischen Sound an Velvet Underground, während der zweite Teil die vergangenen viereinhalb Minuten in einen 40-sekündigen Punker komprimiert – hektische Riffs, Snare-Beats und schreiender Gesang inklusive.
In einem der besten Tracks des Albums fragt Gustaf: „What is the happiest thought you’ve ever had? Did I have you at all?“
Das Album endet ruhig mit dem emotionalen „End of the Year«. Fast ängstlich fragt Gustaf: „Are you alright?“ Um uns schließlich beruhigend beizustehen: „I’m still here.“ Mit viel Humor stellt sich „Package Pt. 2“ einer zunehmend polemischen Gesellschaft entgegen und lädt zum befreienden Mittanzen und ‑schreien ein. Es ist der perfekte Soundtrack für eine deprimierende Gegenwart.