Die Tuba – tiefenentspannt ins Jahr 2024

Die Tuba löst die Mandoline ab und wird Instrument des Jahres 2024

Schein­bar gibt es zu allem ein „…des Jah­res“ – sei es „Vogel des Jah­res“ (2024 ist es der Kie­bitz), „Farbe des Jah­res“ (Apri­cot Crush), „Wort des Jah­res“ (Kri­sen­mo­dus). Da wun­dert es nicht, dass es auch ein „Instru­ment des Jah­res“ gibt. Seit 2008 wird es auf Initia­tive des Lan­des­mu­sik­ra­tes Schles­wig-Hol­stein gewählt. Die Idee dahin­ter: das jewei­lige Instru­ment durch Aktio­nen in Schu­len, beson­dere Pro­jekte und Son­der­kon­zerte in den Mit­tel­punkt zu rücken. Wich­tig ist es den Ver­ant­wort­li­chen, dass nicht nur klas­si­sche Instru­mente, son­dern auch sol­che die in Rock, Pop und Folk behei­ma­tet sind, berück­sich­tigt wer­den. Und nun fiel 2024 die Ent­schei­dung für die Tuba, die damit die Man­do­line aus 2023 ablöst. Micha Acher von der Band The Notwist bemekt dazu in einem Inter­view mit der Ber­li­ner Tages­zei­tung taz: „Die Tuba ist ein tol­les Instru­ment. Sie ist groß, sieht spek­ta­ku­lär aus, ist viel­sei­tig ein­setz­bar – viele Bands benut­zen heute eine Tuba statt einen E‑Bass.“

In den tiefen Tönen sehr variantenreich

Ursprüng­lich wurde das tiefe Blech­blas­in­stru­ment für Mili­tär­ka­pel­len ent­wi­ckelt und sorgte für einen ker­ni­gen, sat­ten Rhyth­mus – ideal fürs Mar­schie­ren, wobei man aller­dings ein Gewicht von sie­ben bis neun Kilo mit sich her­um­schleppt. Aber auch in Sin­fo­nie­or­ches­tern und den meis­ten Brass-Bands ist die Tuba für ein sat­tes Bass-Fun­da­ment zustän­dig. Erfun­den wurde sie 1835 in Ber­lin und gilt als größ­tes und tiefs­tes Blech­blas­in­stru­ment. Sie besitzt einen nutz­ba­ren Ton­um­fang von vier Okta­ven, wobei die tiefs­ten Töne der Sub­kon­tra­bass-Tuba sogar unter dem für Men­schen Hör­ba­ren lie­gen. „Über­tra­gen sich die Schwin­gun­gen der Lip­pen auf die Tuba und ent­lo­cken dem Instru­ment so einen Klang, ist man im wahrs­ten Sinne des Wor­tes tie­fen­ent­spannt!“, so Fabian Necker­mann, Solo-Tubist im Rund­funk-Sin­fo­nie­or­ches­ter Berlin. 

Mul­ti­in­stru­men­ta­list Micha Acher, der bei The Notwist zumeist Trom­pete, E‑Bass und Syn­the­si­zer spielte, ent­wi­ckelte eine große Lei­den­schaft für die Tuba und setzt das Instru­ment nun auch mehr und mehr bei sei­ner Band ein, was auch einen gro­ßen Ein­fluss auf ihren Sound aus­übt. „Unsere Stü­cke klin­gen akus­ti­scher. Die Tuba ist weni­ger sta­tisch im Ton als zum Bei­spiel der E‑Bass und sie hat ein viel brei­te­res Spek­trum. Für mich fühlt es sich wie ein noch freie­res Spiel an, und wir vari­ie­ren unsere Stü­cke stär­ker,“ so Acher gegen­über der taz. 

Vom Instrument eng umschlungen

Auch in sei­nem Pro­jekt Hoch­zeits­ka­pelle – eigent­lich als ein­ma­li­ges, spon­ta­nes Pro­jekt anläss­lich der Hoch­zeit sei­nes Bru­ders Mar­kus gegrün­det – setzt er die­ses Instru­ment ein. Mitt­ler­weile hat das Quin­tett um das Brü­der­paar Mar­kus und Micha Acher meh­rere Alben ver­öf­fent­licht und sich zu einem japa­nisch-baye­ri­schen Netz­werk ver­äs­telt – und mit­ten­drin: die Tuba, oft in Form des Sou­sa­phon, das in den 1890er Jah­ren auf Initia­tive des ame­ri­ka­ni­schen Kom­po­nis­ten John Philip Sousa ent­wi­ckelt wurde. Es wird im Gegen­satz zur Tuba nicht vor, son­dern um den Kör­per getra­gen, man wird von dem Instru­ment förm­lich umschlun­gen. Noch ein­mal Micha Acher gegen­über der taz: „Er (John Philip Sousa) hat dann ein Instru­ment mit gro­ßem Trich­ter bauen las­sen, der nach oben und vorne aus­ge­rich­tet ist. Das Sou­sa­phon ist allein des­halb schön zu spie­len, weil man den Klang am Kör­per spürt, die­ses Vibrie­ren auf der Schul­ter. Und es hat einen sehr star­ken ‚attack‘, also Anschlag oder Einsatz.“ 

Micha Acher von der Band The Notwist reflek­tiert seine Bezie­hung zum tiefs­ten Blech­blas­in­stru­ment.
Das voll­stän­dige Inter­view in der taz.

Hier ein Songbei­spiel der Hoch­zeits­ka­pelle und ihrer japa­ni­schen Freunde Ten­nis­coats:

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