Wir hatten trotzdem eine gute Zeit“

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In einem längeren Interview mit der Los Angeles Times erklärte sich Stu Mackenzie, Frontmann der australischen Rock Band King Gizzard & The Lizard Wizard, noch einmal zu der Entscheidung, Spotify zu verlassen und was die Band in nähere Zukunft plant.

Wer ein Hand­buch sucht, wie man im Moloch der moder­nen Musik­in­dus­trie über­lebt, sollte nach Aus­tra­lien schauen. Dort bal­lert eine Garage-Rock-Band seit 15 Jah­ren die Alben nur so raus: King Giz­zard & The Lizard Wizard ver­öf­fent­li­chen bis zu fünf Plat­ten im Jahr, der­zeit sum­miert sich ihr Out­put locker auf 27 Alben, dazu tou­ren sie wie einst die Gra­teful Dead – nur mit mehr Ver­zer­rung und weni­ger Patchouli. 

Bye-bye, Streaming-Monopol

Vor kur­zem haben sie sich vom Strea­ming­dienst Spo­tify ver­ab­schie­det. Ein Schritt, den Front­mann Stu Macken­zie in einem kürz­lich ver­öf­fent­lich­ten Inter­view mit der Los Ange­les Times noch ein­mal kon­kre­ti­siert und diese dras­ti­sche Maß­nahme wei­ter erläu­tert. Grund: Spo­tify-CEO Daniel Ek steckt sein Geld in ein KI-Rüs­tungs­un­ter­neh­men. Front­mann Stu Macken­zie dazu tro­cken: Wir sagen schon seit Jah­ren F*** Spo­tify’.“ Kein mora­li­sches Mani­fest, eher eine simple Bauch­ent­schei­dung. Und defi­ni­tiv kein geplan­ter Mar­ke­ting-Move. Dass Mil­lio­nen Hörer*innen dadurch außen vor blei­ben? Kol­la­te­ral­scha­den. Wer King Giz­zard kennt, weiß: Hier wird lie­ber ein Risiko genom­men, als brav im Main­stream zu treiben.

Von der Garage ins Orchester

Auch bas­teln die Aus­tra­lier bereits an neuen Eska­pa­den. Phan­tom Island“, ihr jüngs­tes Album, mischt Garage-Psy­che­de­lia mit aus­ge­wach­se­nen Orches­tern. Die Idee kam, nach­dem sie im Hol­ly­wood Bowl auf die L.A. Phil tra­fen. Also: Songs umge­schrie­ben, Kom­po­nist ins Boot geholt, plötz­lich klingt die Garage nach Sym­pho­nie. Live noch absur­der – Giz­zard vor Arena-Orches­ter, mit nur einer Probe. Macken­zie: Wir haben ein­fach gehofft, dass es klappt.“ Tat es.

Mensch statt Maschine

Und wäh­rend halbe Musik­in­dus­trien gerade über­le­gen, wie KI in Zukunft Musik schnel­ler, bil­li­ger und algo­rith­mus­freund­li­cher raus­hauen kann, lachen sich Giz­zard ins Fäust­chen: Sie schaf­fen den Mas­sen­out­put auch so. Nicht mit Maschi­nen, son­dern mit dem schlich­ten Trick, dass Musik­ma­chen für sie Spaß ist – mensch­lich, chao­tisch, ver­dammt produktiv.

Der Luxus des Risikos

Viel­leicht ist das der ein­zige Mas­ter­plan“ die­ser Band: stur das machen, was sich rich­tig anfühlt. Egal ob es sich ver­kauft, egal ob es schei­tert. Macken­zie bringt es auf den Punkt: Wenn alles aus­ein­an­der­fällt, gehen wir halt heim und arbei­ten in nor­ma­len Jobs. Wich­tig ist: Wir hat­ten trotz­dem eine gute Zeit.“ Und genau darin liegt ihr größ­ter Luxus: Wäh­rend der Rest des Musik­busi­ness ver­zwei­felt ver­sucht, mit Algo­rith­men zu ver­han­deln, spie­len King Giz­zard ein­fach wei­ter ihr eige­nes Spiel – und f*cken auf Spotify.