Vibes und Funk aus dem Norden

Durch­schnitt­li­che Lese­dauer 3 Minu­ten

Lovebird-Festival

5. bis 8. Juni 2025 • Düsseldorf

Das Love­bird Fes­ti­val, Nach­fol­ger der legen­dä­ren Jazz-Rally, geht 2025 in die zweite Runde. Neben dem Fes­ti­val-Wochen­ende in Düs­sel­dorf gibt es auch in die­sem Jahr ein Pre-Ope­ning am 5. Juni, bei dem das Düs­sel­dor­fer Publi­kum in den Rudas Stu­dios in den Genuss eines nor­di­schen Dop­pel­packs kommt. Den Auf­takt macht der nor­we­gi­sche Mult­in­stru­men­ta­list Jarle Bern­hoft, gefolgt von der däni­schen Bas­sis­tin und Kom­po­nis­tin Ida Niel­sen mit ihrer Funk­band The Funk­bots – für Gabi und mich wahr­lich keine Unbe­kannte. Als Bass Ida gehörte sie zu Prince and The New Power Gene­ra­tion, und wie oft haben wir damals NPG live gese­hen? Es wird sicher­lich nicht ein 88er Love­s­exy-Tour-Revi­val – aber natür­lich machen wir uns auf zu den Rudas Stu­dios im Düs­sel­dor­fer Medi­en­ha­fen, zumal wir auch in die­sem Jahr wie­der zu den gela­de­nen Gäs­ten zählen.

Der Ein-Mann-Band-Wahnsinn

Als ers­ter Act des Abends betritt der Nor­we­ger Jarle Nor­man Bern­hoft-Sjø­din oder bes­ser Bern/​hoft – so sein Künst­ler­name – die Bühne des eins­ti­gen Film- und Ton­stu­dios. Schon nach weni­gen Minu­ten stellt sich her­aus: Bern/​hoft ist kein gewöhn­li­cher Sin­ger– Song­wri­ter, son­dern ein musi­ka­li­scher Grenz­gän­ger, der Funk, R&B, Soul und Pop mit­ein­an­der ver­eint. Mit Gitarre, Loop-Sta­tion und sei­ner Stimme kre­iert er eine unglaub­li­che Klang­land­schaft, die den Raum mit Ener­gie, Emo­tion und Ele­ganz erfüllt. Vir­tuos schich­tet er Beat­box-Rhyth­mus, Har­mo­nien und Gitar­ren­riffs über­ein­an­der und schafft einen Sound, der ver­ges­sen läßt, dass hier nur ein ein­zel­ner Musi­ker auf der Bühne steht. Bereits der Refrain des zwei­ten Song – Loo­ka­like“ aus 2018 – wird vom par­ty­be­rei­ten Publi­kum auf­ge­grif­fen und mit­ge­sun­gen. Zwi­schen den Songs zeigt Bern/​hoft selbst­iro­nisch und locker – meis­tens auf Eng­lisch, aber den Ein­stieg macht er mit einem ver­schmitz­ten Grin­sen auf Deutsch: Ich hoffe, ihr ver­steht meine nor­di­sche Seele.“ Im Laufe des Abends zeigt Bern/​hoft auch seine soul­ge­tränkte Seite am Key­board, die an Grö­ßen wie Stevie Won­der erin­nert. Doch die wirk­li­che Über­ra­schung kommt, als er einen Song der Foo Figh­ters – Mon­key Wrench“ – im funky Stil von Sly & the Family Stone per­formt. Das Publi­kum flippt aus, und es gibt natür­lich noch eine Zugabe: C’mon Talk“ – eine hals­bre­che­ri­sche Per­for­mance mit Vocal-Loo­ping und eksta­ti­schen Tanz-Moves.

Funk-Groove im XXL-Format

Nach einer kur­zen Pause über­neh­men Ida Niel­sen & The Funk­bots das Zep­ter und heben das Groove-Level auf eine völ­lig neue Dimen­sion. Mit dem Song We Came 2 Get Funky“ star­tet die Band in eine mit­rei­ßende Show, die das Publi­kum sofort in ihren Bann zieht. Der Bass von Ida Niel­sen brummt und lässt die Wände vibrie­ren – der Saal bebt förm­lich unter den Funk-Wel­len, die die Band abfeu­ert. Die Funk­bots – bestehend aus Rap­per Kuku Agami, Gitar­rist Oli­ver Eng­q­vist und Drum­mer Unge Jens – sind eine rhyth­mi­sche Power­truppe, die sich irgendwo zwi­schen dem legen­dä­ren Min­nea­po­lis Sound, 90s R&B und moder­nem Elec­tro-Funk bewegt. Die Band ist eine wahre Groove-Maschine, die auf der Bühne die Funk-Ära wie­der zum Leben erweckt.

Tribut an den Purple King

Doch der wahre Höhe­punkt folgt, als Ida Niel­sen einen emo­tio­na­len Tri­but an den Pur­ple King zollt. Mit einem funky Med­ley, das an die magi­schen Pais­ley Park-Momente erin­nert, lässt sie das Erbe von Prince auf­le­ben. Ihr Slap-Basse explo­diert förm­lich – ein ech­tes Revi­val der Love­s­exy-Zei­ten. Aber auch Kuku Agami beein­druckt mit sei­nem Gesang und einer Free­style-Rap-Ein­lage, die er char­mant mit den Wor­ten I haven’t done that in a while“ ankün­digt. Der Sound des Abends wird durch Oli­ver Eng­q­vists vir­tuos gespielte Gitarre und seine Vocals noch wei­ter berei­chert, er lässt es sich auch nicht neh­men, noch eine kleine Runde“ durch das Publi­kum zu drehen.

Powerfrau mit Botschaft

Was die­ses Kon­zert so beson­ders macht, ist nicht nur das musi­ka­li­sche Kön­nen der Band, son­dern auch die Hal­tung und die Ener­gie, die von ihr aus­geht. Ida Niel­sen ist weit mehr als nur eine Bass-Vir­tuo­sin. Sie spricht zwi­schen den Songs über krea­tive Unab­hän­gig­keit und die Bedeu­tung von Frauen in der Musik­in­dus­trie. Und immer wie­der unter­streicht sie die Kraft des Funk als kol­lek­ti­ves Erleb­nis. Ihre Bot­schaft ist klar: Let’s keep the Funk alive!“ Zum krö­nen­den Abschluss gibt es mit der Zugabe noch einen ech­ten Reg­gae-Tune: Free Ur Mind“. Der Funk ist zurück – und er trägt auch Dreads. Es ist ein Abend, der die ver­schie­de­nen Facet­ten von Musik, Ener­gie und Mes­sage ver­eint – und das Publi­kum mit einem Grin­sen im Gesicht und der Lust auf mehr zurück­lässt. Ich mag viel­leicht nicht das beste Bei­spiel für einen ein­ge­fleisch­ten Fan die­ser Musik­rich­tung sein, aber ja: Let’s keep the Funk alive!“