Mclusky wurden 1996 in Cardiff, Wales gegründet. Die Gründungsmitglieder waren Andy „Falco“ Falkous als Sänger und Gitarrist, Matt Harding als Schlagzeuger und Jon Chapple als Bassist. 2003 schied Harding aus und wurde durch Jack Egglestone ersetzt. Bei diesem Waliser Trio regiert der Krach – und der lässt sich irgendwo zwischen amerikanischen Indie-Legenden wie Shellac, Fugazi oder Hüsker Dü einordnen, ohne eine gewisse Eigenständigkeit, gepaart mit purem Wahnsinn und Shellac-Anleihen, zu vernachlässigen. Bis 2004 veröffentlichte das Noise Rock-Trio drei Studioalben. Im Januar 2005 gab Gitarrist und Sänger Andy „Falco“ Falkous die Auflösung der Band bekannt. Jon Chapple konzentrierte sich danach auf seine neue Band Shooting at Unarmed Men, während Andy Falkous und Jack Egglestone die Band Future of the Left gründeten, mit der sie seither vier Alben veröffentlichten. Im Mai 2025 kehren Mclusky nun mit „The world is still here and so are we“ zurück in die Noise-Arena.

Mclusky
The World Is Still Here and So Are We
Veröffentlicht: 9. Mai 2025
Label: Ipecac Recordings
And no-one in the garden had sex that afternoon
Textausschnitt aus „unpopular parts of a pig“
I prophesized your death, ai-ai-ai-ai-ai-ay
And that’s not the best thing that happened today
There was blood, of course; there always is
I’d recommend a shower if you want to hug the kids
Zwei Dekaden nach ihrem letzten Album melden sich Mclusky zurück – und trotzig heißt der Titel des aktuellen Longplayers: „The world is still here and so are we“. Nach sagenhaften 21 Jahren wagt das walisische Trio damit ein Comeback – und es ist kein nostalgischer Abklatsch, sondern ein lautstarkes Lebenszeichen.
Immer noch voller roher Energie
Schon der Opener „unpopular parts of a pig“ macht klar, dass Mclusky nichts von ihrer rohen Energie verloren haben: dissonante Gitarren, Falcos nervös-sprechgesungene Zeilen und dann: Ekstase. Mclusky operieren hier mit einem Arsenal an Ironie, Dreck, Gewalt und Sprachverdrehung, das sich einer linearen Interpretation entzieht – und genau das ist ihre Stärke. Ihre Lyrics sind dadaistische Manifeste – im Opener gegen Authentizitätskitsch, gegen Heuchelei und gegen die Illusion von Bedeutung in einer Welt, in der Konsum, Schuld und Fleischlichkeit immer noch im Zentrum stehen. Musikalisch setzten Mclusky immer noch auf plötzliche Dynamikwechsel, die einem den Teppich unter den Füßen wegreißen. Aber statt bloßer Reanimation ihrer Nullerjahre-Wut liefern sie eine reflektierte, bissige Variante ihrer selbst – man könnte meinen gereift, aber nicht gezähmt.
Den Humor noch nicht verloren
Frontmann Andrew „Falco“ Falkous bleibt der Antiheld am Mikro: mal schreiend, mal erzählend, immer zynisch. Ob in „people person“, wo er passive Progressivität durch den Fleischwolf dreht, oder in „cops and coppers“, wo seine Stimme wie ein manischer Straßenprediger durch das Chaos führt – der Gesang ist mehr Performance als reiner Gesang. Auch Songs wie die zweiminütige Highspeed-Attacke „kafka-esque novelist franz kafka“ oder „the competent horse thief“ zeigen, dass Falco noch immer einen Hang zu dadaistischer Komik und bitterem Ernst in einem Atemzug hat. Musikalisch hat sich das Trio kleine Ausbrüche gegönnt: „the digger you deep“ flirtet mit leichtem Bluesrock, „not all steeplejacks“ erinnert in seiner ruhigen Schwermut fast an Postrock – aber am Ende bleibt Mclusky doch dem treu, was sie einst groß machte: Noiserock an der Grenze zum Zusammenbruch.
Nicht makellos, aber voller Leben
Nein, „The world is still here…“ ist kein neues „Do Dallas“ – jenes erfrischende zweite Album der Waliser, das von Steve Albini so druckvoll produziert wurde. Die rohe, grenzenlose Unmittelbarkeit von damals blitzt nur noch stellenweise auf. Aber: Das Album wirkt eben nicht wie ein nostalgischer Wiederbelebungsversuch, sondern wie ein durchdachtes Statement gegen eine verlogene, konsumorientierte Welt. Eine musikalische Revolution ist dies sicherlich nicht, aber dennoch: Es ist eine gute halbe Stunde liebevolle Lärmmusik, die einfach Spaß macht. So bleibt „The world is still here and so are we“ ein wütendes, witziges und würdiges Comeback – nicht makellos, aber voller Leben.