Eine Ikone des Hamburger Pop-Undergrounds

Nachruf auf Indiemusikerin Patricia Wedler alias DJ Patex

Patri­cia Wed­ler alias DJ Patex war fest in der Ham­bur­ger Sub­kul­tur ver­an­kert, sie war Resi­dent DJ im Gol­den Pudel Club und Teil des Trios um Knarf Rel­löm, das mal als Shi-Sha-Shel­löm, Knarf Rel­löm Tri­nity, A Tribe Cal­led Knarf oder Knarf Rel­löm Arkes­tra musi­ziert, und hatte mit School Of Zuver­sicht ihr eige­nes musi­ka­li­sches Pro­jekt. Noch am 3. Juni 2023 wurde ihr von der Gol­den Pudel Stif­tung der Unbe­stech­lich­keits­preis ver­lie­hen. „Ein Preis geschaf­fen für die Men­schen, die Kunst nicht mit K schrei­ben, weil Kohle, Kor­rup­tion, Kacke auch damit anfan­gen, son­dern die Kunst machen wegen Kunst­ma­chen.“ Ihr Enga­ge­ment galt dem Kampf gegen die Gen­tri­fi­zie­rung und für soziale Gerech­tig­keit. Als Teil des Ham­bur­ger Kol­lek­tivs Plan­bude ent­wi­ckelte sie Pläne für die Neu­be­bau­ung des Are­als rund um die abge­ris­se­nen Esso-Häu­ser auf St. Pauli. Nach dem soge­nann­ten „St. Pauli Code“ soll hier nun eine klein­tei­lige Mischung aus Woh­nen, Klein­ge­werbe, Unter­hal­tung und öffent­li­chen Berei­chen ent­ste­hen. Nach ihrem ers­ten Album von 2010 „Rand­no­ti­zen From Idiot Town“ erschien Anfang die­ses Jah­res noch das zweite Album ihres Pro­jekts School of Zuver­sicht „An allem ist zu zwei­feln“. Die Tracks sind vol­ler Bezüge und Ver­weise, wie der Titel selbst, der auf Karl Marx zurück­geht. Man stößt auf Refe­ren­zen zur Pop- und Club­mu­sik mit Ver­wei­sen auf Bob Dylan, Joseph Beuys bis zu Sis­ter Sledge. So schwebt man zwi­schen coo­lem Post Punk und funky New Wave, es gibt läs­sige Disco-Groo­ves, ent­spann­ten House sowie elek­tro­ni­sches Gef­ri­ckel. Unver­kenn­bar auch die musi­ka­li­schen Ein­flüsse und Ein­fälle der bei­den Mit­mu­si­zie­ren­den: Cars­ten „Erobi­que“ Meyer und Frank Möl­ler alias Knarf Rel­löm. Die 1973 in Würz­burg gebo­rene Patri­cia Wed­ler erkrankte 2017 an amyo­tro­pher Late­ral­skle­rose (ALS) und war in den letz­ten Jah­ren auf einen Roll­stuhl ange­wie­sen. Die Krank­heit hielt sie nicht vom Musik­ma­chen ab. Zuletzt weit­ge­hend bewe­gungs­un­fä­hig, wollte sie ein Gerät haben, um mit­tels Augen­be­we­gun­gen kom­mu­ni­zie­ren zu kön­nen und wei­ter Song­texte zu schrei­ben. Sogar ein wei­te­res Album war in Pla­nung. Nun ist sie in der Nacht auf den 14. Juni — trotz ihrer Krank­heit uner­war­tet — in Ham­burg gestorben. 

Hier das Video zu „Hin­ter dem Hügel“ mit Cars­ten Meyer (Erobi­que) an den Reg­lern der Springbrunnen-Anlage