Der deutsche Free Jazzer Peter Brötzmann ist im Alter von 82 Jahren gestorben
Peter Brötzmann gilt nicht nur als der wildeste Mann des deutschen Jazz, er hat auch die europäische und internationale Free-Jazz-Szene maßgeblich mitgeprägt und beeinflußt – so sehr, dass in Kennerkreisen ein neues Verb verwendet wird: „Brötzen”. Es umschreibt seinen typischen Stil des Saxophonspiels: wild, ungestüm, rau und von enormer Energie. Am 22.06.2023 ist er im Alter von 82 Jahren gestorben. Noch im November 2022 nahm der Altmeister des Free Jazz unter Standing Ovations im Festspielhaus Berlin den Ehrenpreis der deutschen Schallplattenkritik entgegen. Da war er gesundheitlich allerdings schon angeschlagen. Dabei ist Peter Brötzmann ein Gesamtkunstwerk. Er war Maler, Grafiker, Designer und arbeitete Anfang der 60er mit dem Fluxus-Künstler Nam June Paik zusammen. Von ihm lernte er unter anderem, stets seine künstlerische Unabhängigkeit zu wahren und immer nach neuen Wegen zu suchen. Angeblich stammt von ihm die Aufforderung: „Brötzmann, mach deinen Scheiß!“ Das sollte er auch machen: 1968 erschütterte er mit seinem martialischen, berserkerhaften Werk „Machine Gun“ die Grundfeste des Jazz. Bei seinen Auftritten wurden teilweise die Stecker gezogen und gelegentlich flogen auch schon mal Bierdosen auf die Bühne. Und das ist dann ja fast schon Punk. Ein Grund, warum ich diesen kleinen Nachruf auf meinem Blog veröffentliche. Ein anderer: Der Name Brötzmann ist mir sehr vertraut. Besitze ich doch einige Platten des Caspar Brötzmann Massakers und Caspar wiederum ist der Sohn von Peter Brötzmann. Gemeinsam veröffentlichten sie das Album „Last Home“. Musikalisch geht der Sohn übrigens ähnliche Wege wie der Vater — wenn auch mit der E‑Gitarre statt des Saxophons. Auch er provoziert mit seinem lärmigen, anstrengenden Sound, und Sonic Youths Thurston Moore hält ihn gar für den besten Gitarristen, den er je kennengelernt hat. Aber das ist eine andere Geschichte.
Unten der Livetrack zu „An Eternal Reminder of Not Today “, aufgeführt auf dem Moers Festival 2018 mit Peter Brötzmann (Saxophon), Eugen Robinson (Voice), Niko Wenner (Gitarre, Piano), Dan Adams (Bass) und Greg Davis (Schlagzeug) :
Und der Track „Machine Gun“ vom Peter Brötzmann Octet, aufgenommen im Mai 1968 in der Lila Eule in Bremen „unter einfachsten technischen Bedingungen“: