Urs Weyerke & Oliver Eltinger
The Book of Love – 20 Love Songs
17. April 2025 • Flingern, Düsseldorf
Zweiter Akt, gleiche Setlist – aber kann ein Konzert doppelt zünden? Die Frage steht im Raum, weil Urs & Oliver erneut „The Book of Love“ präsentieren, ihre ganz eigene Hommage an den amerikanischen Indie-Songwriter Stephin Merritt (Magnetic Fields). Bereits im April überzeugten sie mit ihrer charmant-intimen Show. Doch wie wirkt ein identisches Programm beim zweiten Mal? Glanzvolles Revival oder bloß routinierter Abklatsch? Spoiler: Es war wieder phantastisch.
Sonnendeck mit Aussicht & Atmosphäre
Schon die Location verspricht Großes: eine großzügige Rooftop-Terrasse hoch über den Dächern von Flingern, getaucht in goldenes Abendlicht. Auch hat sich ein bunt gemischtes Publikum zusammengefunden. Die Bühne ist gesetzt für ein Konzert in vier Akten – genau wie im Frühjahr: Hate- und Sad-Lovesongs, Songs über spezielle Personen und schließlich ein Set voller Happy-Lovesongs.
Indie-Perlen, smart serviert
Herzstück des Abends: Songs aus dem legendären Magnetic-Fields-Album 69 Love Songs. Für Eingeweihte längst ein Meilenstein, für alle anderen spätestens nach diesem Abend ein Pflichtalbum. Dass Tocotronic-Frontmann Dirk von Lowtzow das Album vergöttert? Anekdote am Rande, die Urs mit einem Kennerlächeln einstreut. „Das Musikmagazin Rolling Stone zählt ‚69 Love Songs‘ zu den 500 besten Alben aller Zeiten“, so Urs weiter. Zahlreiche trockene Anekdoten und kleine Geschichten werden folgen – wie die Story über Bob Mould, der als „der depressivste Mann im Rock“ galt – „You never met Stephin Merritt, obviously“, kontert Mould in einem Interview. So wird das Publikum von Urs augenzwinkernd bestens unterhalten – mit einem Humor und Sprachwitz, die so vorzüglich zu dem Werk Merritts passen.
Zart, schräg, souverän
Auch musikalisch bleibt das Duo Urs & Oliver lässig auf Kurs. Oliver an der halbakustischen Gretsch liefert den warmen, runden Klangteppich, der Merritts Songs so perfekt wie sanft trägt. Urs steuert Gesang und Keyboard bei – mal sphärisch, mal im charmanten 80er Sound wie beim Synth-Pop-Schmuckstück „Foxx and I“ – eine kleine Anspielung auf die britische Synthie-Band Ultravox und ihren Mitbegründer und Sänger Jamie Foxx. Bei „I Don’t Believe in the Sun“ tauscht Oliver die Gitarre gegen Snare und Jazzbesen – und plötzlich klingt der Song wie ein verrauchter Bar-Moment kurz vor Mitternacht.
Gerne noch ein drittes Mal
Ein besonderer Augenblick: Während die Songs melancholisch durch die Abendluft gleiten, mischt sich Vogelgezwitscher unter die Klänge – live gemischt von Mutter Natur. Das Publikum? Lauscht, lächelt – und tanzt schließlich leise mit. Spätestens beim finalen Track „The Village in the Morning“ mit der bittersüßen Zeile “And you can’t find the breath to whisper goodbye” ist klar: Das hier ist mehr als ein Konzert. Es ist ein kleiner Liebesbrief an die leise Kunst des Songwritings. Natürlich sagen Urs & Oliver „Goodbye“. Und kommen – wie es sich gehört – für eine kleine Zugabe zurück.
„The Book of Love is long and boring“? Nicht, wenn Urs & Oliver es vortragen. Ihr Konzert ist detailverliebt, klug und voller Gefühl. Wer einmal dabei war, kommt garantiert wieder. Und gerne noch ein drittes Mal.


