SAFI ist ein Noise-/Alternative-Trio aus Leipzig, das sich um 2006 gegründet hat. Im Mittelpunkt der Band steht die 1977 in Leipzig geborene Sängerin, Songwriterin und Gitarristin Sandra Fink. Der Bandname setzt sich aus ihrem Vor- und Nachnamen zusammen. Aktuell wird sie von Matthias Becker (Bass und Gitarre) sowie Drummer Jörg Wähner begleitet. Kurz nach seiner Gründung, damals noch in anderer Besetzung, gewann das Trio den Leipziger Rockwettbewerb. Daraufhin bot das Hamburger Kult-Label ZickZack der Band einen Plattenvertrag an. Für ihr Debütalbum Kalt übernahm der renommierte Musikproduzent Moses Schneider (*1966 in West-Berlin als Andreas Schneider) die Produktion. Schneider ist vor allem bekannt für seine Zusammenarbeit mit deutschen Rockbands wie Fehlfarben, Tocotronic, Turbostaat und Die Heiterkeit. Das Album Kalt wurde von der deutschsprachigen Musikpresse positiv aufgenommen: Der Musikexpress vergab vier von sechs Punkten, und die Intro bezeichnete SAFI als „eine echte Überraschung“. Sechs Jahre später erschien das Nachfolgealbum Janus. Weitere neun Jahre danach kehrt der Leipziger Ausnahme-Act nun mit dem Album Groteske zurück. Wie bereits die Vorgänger bewegt sich Groteske zwischen experimentellem Noise-Pop, Industrial und Postpunk. Im Zentrum stehen dabei stets Safis markante Vocals, die sich durch ihre Vielseitigkeit auszeichnen – mal harmonisch gesungen, rau lamentiert oder verzweifelt geschrien.
Eine halbwache Idee,
Textausschnitt aus „Adrenalin“
du sagst, was sie glauben zu denken,
der Ekel der Existenz
wird zum Knüppel transformiert.
SAFIs drittes Studioalbum „Groteske“ erscheint auf Rookie Records und wurde – wie bereits das Debütalbum „Kalt“ – vom Berliner Soundtüftler Moses Schneider in den Hansa Studios in Berlin produziert. Im Fokus stehen pure Energie und ungebändigte Direktheit: Alle Stücke werden live in Echtzeit aufgenommen und gemischt, wobei die Musizierenden mit Kopfhörern in unterschiedlichen Räume sitzen, um keine Signalstörungen hervorzurufen. Mit Hilfe präparierter Instrumente und zweckentfremdeter Fundstücke entfacht das Trio harmonische Walls of Sound und glitchenden Noise. Drummer Jörg Wähner (auch bekannt als Mitglied des Technoprojekts Apparat) ersetzt traditionelle Becken durch Metallreste vom Schrottplatz, die er bearbeitet und in das Klangbild integriert. Unterstützt wird die Krachgemeinschaft von einer illustren Gästeschar: Dennis Lyxzén, Sänger der schwedischen Punkband Refused, steuert Vocals zu den Tracks „Was es ist“ und „Fieber“ bei. Sebastian Madsen singt im Duett mit Safi auf „Durch dich durch“, während der Elektropunker Rummelsnuff auf „Adrenalin“ mit tiefem Röhren zu hören ist. Die Liedermacherin Cäthe begleitet Safi stimmlich auf „Glück“.
Angriffslustig und stimmgewaltig
Safis Vocals durchlaufen auf dem Album einen ständigen Wechsel: von avantgardistischem Sprechgesang und rockigem Gekreische über lamentierendes Crooning bis hin zu höchstem Falsett. Ihre beeindruckende, vier Oktaven umfassende Stimme singt, schreit und flüstert gleichzeitig. Noch nie klang Safis Stimme so befreit wie auf „Groteske“. Das Ergebnis ist ein Noise- und Avantgarde-Rock, der wenig verkopft, dafür um so nahbarer wirkt.
Dazu tragen auch die aktuellen Themen der Songs bei: In einer Welt, in der Profitdenken das gesellschaftliche Gefüge dominiert, demokratische Prozesse zerfallen, Gewalt und Kriege als „Lösungen“ präsentiert werden und Rassismus die Gesellschaft spaltet, richtet Safi ihren scharfen, wachen Blick auf die Missstände. Sie macht Mut und schreit gegen Hetze und Gewalt an – politisch, düster und kompromisslos.
„Hast du etwa Angst, richtig hinzuseh’n?“ ruft sie auf dem Track Adrenalin der wütenden rechten Meute entgegen, die ihren eigenen Ekel in Gewalt verwandelt. Dieses mächtige Album ist enervierend, kompromisslos und will vor allem eines: laut gehört werden.
Der Berliner Tagesspiegel schrieb einst über SAFI: „Kein Genuss, ein Muss.“ Dieses Urteil gilt auch für dieses Album – ein eindringliches Werk, das in seiner Angriffslust und Direktheit herausfordert und begeistert.