Zwischen zwei Egomanen

Smiths-Bassist Andy Rourke mit 59 Jahren verstorben

Andy Rourke, Bassist von The Smtihs
Andy Rourke, Bas­sist von The Smtihs ©Wiki­com­mons

Er stand immer im Schat­ten der bei­den Band­kol­le­gen. Wun­der­gi­tar­rist Johnny Marr und der exzen­tri­sche Sän­ger Mor­ris­sey waren unbe­strit­ten die bestim­men­den Musi­ker der Smiths und den­noch war sein Mit­wir­ken unüber­hör­bar: Die wip­pen­den Bass­li­nien von Andy Rourke gaben den Indie-Pop-Iko­nen ihren typi­schen, leicht swin­gen­den und groo­vi­gen Stil. Tat­säch­lich konn­ten oder woll­ten aber auch die bei­den Ego­ma­nen nicht auf ihn ver­zich­ten. Im Früh­jahr 1986, The Smiths waren nun­mehr eine der bedeu­tends­ten Inde­pen­dent-Rock­bands Eng­lands, war­fen die bei­den den Bas­sis­ten kur­zer­hand aus der Band. Rourke hatte ein Hero­in­pro­blem. Aber bereits zwei Wochen spä­ter holte man ihn zurück. Andy Rourke, so will es die Legende, war von sei­nem Raus­wurf der­ma­ßen geschockt, dass er von nun an die Fin­ger von der Droge ließ — was so wohl nicht ganz stimmt. Rourke wurde 1964 in Man­ches­ter gebo­ren und stand bei den Smiths, die 1982 von Marr und Mor­ris­sey gegrün­det wur­den, meist links im Büh­nen­schat­ten. Er selbst, ein alter Schul­freund von Johnny Marr, schloss sich kurz nach der Grün­dung der Band an. Bereits 1987 löste diese sich wie­der auf. Die kurze Zeit ihres Bestehens reichte aller­dings aus, den Sound der acht­zi­ger Jahre maß­geb­lich zu prä­gen und den Brit­pop der 80er- und 90er-Jahre ent­schei­dend zu inspi­rie­ren. Obwohl Kri­ti­ker­lieb­linge welt­weit, waren sie außer­halb Groß­bri­tan­ni­ens aller­dings nicht beson­ders erfolg­reich. Die Band ver­öf­fent­lichte vier groß­ar­tige Alben: „The Smiths“, „Meat Is Mur­der“, „The Queen Is Dead“ und „Stran­ge­ways, Here We Come“.

Wäh­rend Marr und Mor­ris­sey auch als Solis­ten erfolg­reich waren und sind, ver­dingte sich Rourke als Stu­dio­mu­si­ker und spielte für Sinéad O’Con­nor, Kil­ling Joke und Badly Drawn Boy. 1989 reichte er mit Smiths-Schlag­zeu­ger Mike Joyce eine Klage gegen Marr und Mor­ris­sey ein, in der sie die glei­chen Anteile an den Ein­nah­men der Smiths ein­for­der­ten, denn ihnen stan­den jeweils nur 10 % an allen Ein­nah­men und Tan­tie­men zu. Da Rourke das Geld drin­gend brauchte, ent­schied er sich schnell für eine Pau­schale von 83.000 Pfund, wäh­rend Joyce mit der Klage fort­fuhr und rund 1 Mil­lion Pfund an rück­da­tier­ten Tan­tie­men und danach 25 % aller wei­te­ren Ein­nah­men erhielt. 

2007 grün­dete Rourke die Bass-Super­group Free­Bass, bei der mit Peter Hook von New Order und Mani von den Stone Roses zwei wei­tere Bass-Kory­phäen mit­wirk­ten, die er 2010 aber wie­der ver­ließ. Im März 2016 bil­de­ten Rourke und Dolo­res O’Riordan, Lead­sän­ge­rin der Rock­band The Cran­ber­ries, und deren Part­ner, der New Yor­ker Pro­du­zent und DJ Olé Koretsky, das Musik­pro­jekt D.A.R.K., des­sen ers­tes Album 2016 ver­öf­fent­licht wurde. Es blieb das ein­zige Album der Band. 2018 starb O’Rior­dan im Alter von 46 Jah­ren. 2023 folgt ihr nun Rourke. Per Twit­ter gab Johnny Marr am 19.05.2023 bekannt, dass sein Freund Andy Rourke mit nur 59 Jah­ren in Man­ches­ter gestor­ben sei, er hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs.