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SQÜRL

Jim Jar­musch und Car­ter Logan grün­de­ten 2009 zusam­men mit Shane Ston­eback eine Band namens Bad Rab­bit. Damals arbei­tete Jim Jar­musch an dem Film „The Limits of Con­trol“, unter ande­rem mit Tilda Swin­ton und Bill Mur­ray, und beschloss, den Sound­track zum Film selbst ein­zu­spie­len. Aus den Rab­bits wur­den sehr schnell SQÜRL — mit Umlaut, was man eher aus dem Metal-Genre kennt, um eine ger­ma­ni­sche Härte zu ver­mit­teln (röck döts). Über ein Jahr­zehnt spä­ter, im Mai 2023, ver­öf­fent­li­chen SQÜRL mit Sil­ver Haze nach etli­chen EPs und Film­mu­si­ken nun ihre ers­tes Album in vol­ler Länge.

SQÜRL
Silver Haze

Ver­öf­fent­licht: 5. Mai 2023
Label: Sacred Bones Records


An enthusiastically marginal rock band from New York City who like big drums & distorted guitars, cassette recorders, loops, feedback, sad country songs, molten stoner core, chopped & screwed hip-hop, and imaginary movie scores.

Beschrei­bung bei Label Sacred Bones Records

Sil­ver Haze wurde von Rand­all Dunn pro­du­ziert, der auch schon mit Sunn O))), Boris, Earth, Zola Jesus und Marissa Nad­ler zusam­men­ge­ar­bei­tet hat – alles Künst­ler, die SQÜRL auch als Inspi­ra­tion nen­nen. Und da wir gerade beim Name­drop­ping sind: An dem Album ist eine illus­tre Schar von Gastmusiker*innen betei­ligt. Der ame­ri­ka­ni­sche Avant­garde-Gitar­rist Marc Ribot ver­edelt mit sei­nem vir­tuo­sen Gitar­ren­spiel gleich meh­rere Tracks des apo­ka­lyp­ti­schen Albums, Sin­ger-Song­wri­te­rin Anika mit ihrem ganz eige­nen, char­man­ten Akzent gibt auf „She Don’t Wanna Talk About It“ mit Jim Jar­musch ein wun­der­bar düs­ter schlep­pen­des, boom­ro­cki­ges Duett und die fran­zö­si­sche Schau­spie­le­rin und Sän­ge­rin Char­lotte Gains­bourg trägt in einem unwi­der­steh­li­chen melo­di­schen Sprech­ge­sang in „John Ash­bery Takes a Walk“ ein Gedicht von eben­je­nem John Ash­bery vor.

Das Album beginnt wuch­tig und schwer mit dem Doom-Drone-Unge­heuer „Ber­lin ’87“, das sicher­lich als Hom­mage an die Stadt und Epo­che ver­stan­den wer­den darf, immer­hin lebte Jar­musch Ende der 80er eben­falls in West-Ber­lin. In dem dar­auf­fol­gen­den gran­dio­sen post-apo­ka­lyp­ti­schen Spo­ken-Word-Song „The End of the World“ heißt es dann „Whole world is sear­ching for fame / Pay the price for this game / All war­nings of nature sim­ply have fai­led / Nearly all true love has gone“. Es gibt keine Hoff­nung mehr, die Mensch­heit ist nicht mehr zu ret­ten und sie weiß noch nicht ein­mal, warum. Kult­re­gis­seur Jim Jar­musch — mitt­ler­weile auch schon 70-jäh­rig — begibt sich nicht nur mit die­sem Track auf End­zeit-Ter­rain. Die in dem Album ent­wor­fe­nen musi­ka­li­schen Land­schaf­ten sind grau, dun­kel und leer. Es ist eine poe­ti­sche, hyp­no­ti­sche und düs­tere Reise, cine­as­ti­sche Visio­nen voll ima­gi­nä­rer Kraft — ein­drucks­voll von dyna­mi­schen Instru­men­tals, rohen Droh­nen­riffs und ver­zerr­ten Effek­ten in Szene gesetzt. Womög­lich jetzt schon mein Album des Jahres.

Hier noch das offi­zi­elle Video zum oben erwähn­ten Track „Ber­lin ‘87“