Der FC St. Pauli wird seit jeher als der etwas andere Fußballklub wahrgenommen. Dies spiegelt sich auch in der Selbstwahrnehmung des Vereins wider, der sich „untrennbar mit dem Punk“ verbunden sieht. Eine aktuelle Kollaboration mit der Punk-Band Bad Religion sorgt jedoch für Diskussionen.
Der in Hamburg geborene Deutsch-Portugiese Silva Moreira, der beim SC Victoria Hamburg und dem FC St. Pauli ausgebildet wurde, kritisiert nun den Verein. Der deutsche U17-Weltmeister, der inzwischen für den englischen Premier League Club Nottingham Forest spielt, äußerte sich kritisch zur Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Punk-Band Bad Religion. Gemeinsam bieten der Verein und die Band ein Fan-T-Shirt an, das auf der Rückseite neben der Aufschrift „Victory through Domination“ auch ein durchgestrichenes Kreuz zeigt. „Kruzifix, das ist doch Gotteslästerung!“, möchte man meinen – und genau das ist auch die Meinung des 18-jährigen Fußballprofis. „Das Logo der Band ist nicht nur kontrovers und widerspricht meinem persönlichen Glauben, sondern, wie ich meine, auch den Werten, die der Verein zu vermitteln versucht“, ließ Moreira auf Instagram verlauten. Er bezeichnete es als „mehr als fragwürdig“, ein christliches Symbol auf diese Weise zu missbrauchen.
Klub verteidigt Zusammenarbeit
Klubpräsident Oke Göttlich reagierte darauf: „Kritik an oder Ablehnung von Religion ist in einem demokratischen Staat absolut zulässig, unabhängig davon, ob es sich um Christentum, Judentum, Islam oder andere Religionen handelt.“ Gleichzeitig betonte er, dass auch Religionskritik respektiert werden müsse. Man könnte hinzufügen: Mein Gott, dass man solche freiheitlich-demokratischen Selbstverständlichkeiten immer wieder erklären muss!
Der Erstliga-Aufsteiger verteidigte die Zusammenarbeit weiter: „Als ein Verein, der eng mit der Klub- und Musikszene verbunden ist, stehen wir als FC St. Pauli für die künstlerische Freiheit. Zudem ist die Geschichte des Vereins seit den Achtzigerjahren untrennbar mit der Punkbewegung verbunden“, hieß es seitens des Klubs. Der Name der Band sei bewusst gewählt worden, um zu provozieren. „Er richtet sich gegen alle Religionen und Autoritäten. Das ist der Kern der Punkbewegung. Die Band hat dafür stellvertretend das christliche Symbol gewählt, da das Christentum die dominierende Religion in den USA ist.“
Silva Moreira räumte auch ein: „Ich bin mir sicher, dass die Intention niemals war, jemanden zu beleidigen oder auszugrenzen. Dennoch befürchte ich, dass viele Menschen es so empfinden könnten.“ Klingt nicht wirklich nach Absolution.
Der umstrittene Merchandise-Artikel ist übrigens im St.-Pauli-Shop nicht mehr aufzufinden – er ist ausverkauft.