Rip It Off – „Whip It On“ im neuen Gewand
Kopenhagen ist die Heimat des dänisches Garage-Rock-Duos The Raveonettes. Es besteht aus Sänger, Gitarrist und Songwriter Sune Rose Wagner und Sängerin und Bassistin Sharin Foo, beide 1973 in Dänemark geboren. Sie lernten sich während der Aufnahmen zu einem Album der Band „Pleasure Machine“ kennen. Die ersten Songs schrieb Wagner 1999 in Los Angeles. Bestimmt waren sie eigentlich für seine neue Band „Girl on Death Row“, die sich allerdings schon bald in „The Raveonettes“ umbenannte. Im Herbst 2001 begann man in Kopenhagen mit den Aufnahmen des ersten Albums „Whip It On“, fast alle der LA- Songs sind darauf enthalten. Musikalisch bewegt man sich im Rock’n’Roll‑, Garage- und Psychedelic-Sound der sechziger und siebziger Jahre – das klingt dann auch nicht besonders neu und überraschend, aber interpretiert werden die Stile auf ganz eigene Art und Weise. Die Cramps, The Jesus & Mary Chain aber auch The Velvet Underground und The Stooges könnte man als Referenzen nennen, wobei The Raveonettes es trotz ihres oft wilden und garagigen Sounds nie an Melodie und Tanzbarkeit fehlen lassen. Nicht umsonst enthält der Bandname das „Rave on“. Die verzerrten Surf-Pop-Melodien mit dem düsteren Beat wirken gelegentlich vielleicht ein bißchen zu gewollt und in der Vergangenheit verhaftet, aber hey, sie wollen nur: „…drink and drive, have some fun”. Spaß macht ihr Sound allemal. Live wachsen sie oft zu einem Quintett und verlieren sich in einer visuell und klanglich wilden Garage-Rock-Show.
Textausschnitt aus „Veronica Fever” von BrimheimExplosive smell when black leather comes to you
Beating that ass with the chain gang of love
Im August 2023 ist nun zum 20. Jahrestag der Veröffentlichung ihrer ersten Mini-LP „Whip It On” das Cover-Album „Rip It Off” erschienen. Es handelt sich um Coverversionen der Songs ihres ersten Albums, eingespielt von verschiedenen Interpret*innen. Das Tracklisting der acht Songs ist in der exakten Reihenfolge wie auf dem Original — gleich der Auftakt „Attack Of The Ghost Riders“ von MØ geht mit seinem leichten Riot-Girl-Touch und seiner twangigen Gitarre geschmeidig ins Ohr. Brimheim entschlackt „Veronica Fever“ und entfernt die harschen Noise-Elemente, so entsteht eine schön düstere, schleppende Ballade. Trentemøller feat. DiSA liefert mit dem Track „Attack Of“ eine treibende, ravige Club-Nummer und Anton Newcombe (The Brian Jonestown Massacre) ist sowieso in seinem Element. Auch The Black Angels machen sich „My Tornado“ zu eigen und klingen so ganz nach ihrem eigenen Psychedelic-Rock-Sound. Aber nicht alle Tracks überzeugen: Ganz schwach finde ich die Drum’n’ Bass-Version des Tracks „Bowels of the Beast“ von PRISMA und die leicht verschleppte Version von „Chains“ gecovert von Depeche-Mode-Sänger Dave Gahan.