Unknown Mortal Orchestra
30. Januar 2024 • Sydney Opera House, Sydney, Australia
Die Indie-Psychedelic-Rock-Band Unknown Mortal Orchestra spielte am 3. Juli 2023 im ZAKK in Düsseldorf. Für mich also eigentlich ein „Heimspiel“. Keine Ahnung, was damals dazwischen kam. Obwohl ich es fest vorhatte, habe ich diese Veranstaltung verpasst. Nun bin ich mit Gabi in Sydney und die Band spielt im Opera House. Keine Frage: Wir sind dabei. Aber da die Reise nach Sydney extrem spontan erfolgte, gibt es auch nur noch einige wenige Restkarten. Wie auch immer, am späten Nachmittag machen wir uns auf zum Circular Quay, sitzen zu Füßen der Sydney Opera und haben ein frühes Dinner. Wow, was für eine Kulisse — gegen acht Uhr suchen wir voller Erwartung unsere Plätze im Opernhaus.
Eine Werkschau der Band
Natürlich gibt es keine Vorband. Unknown Mortal Orchestra starten mit „The Garden“, dem Opener des aktuellen Doppel-Albums „V“ – wobei, das stimmt nur zum Teil. Zunächst ist es lediglich Christian Li, der die Bühne betritt und ein ausschweifendes, extrem verzerrtes Keyboard-Solo zum Besten gibt, bevor der Rest der Band – Gitarrist und Frontman Ruban Nielson, Bassist Jacob Portrait sowie Schlagzeuger Kody Nielson – die Bühne betritt. Der in Darwin geborene und in Neuseeland aufgewachsene Künstler Ruban Nielson und seine in Portland, Oregon, ansässige Psych-Rock-Band beschwören das andächtig lauschende Publikum: „Hold on tight, ‚cause it’s violent in the garden“. Nielsons sanfter Gesang gleitet harmonisch über diese eingängige Indie-Melodie, bis der Track mit einem gekonnt schrägen Gitarrensolo endet. Was folgt, ist eine Art Werkschau der Band. Sie spielen nicht nur Tracks aus ihrem aktuellen Album, sondern präsentieren ein harmonisches Sammelsurium ihrer fünf dynamischen und genreübergreifenden Alben, die zum Teil sehr fließend ineinander übergehen. So springt die Band nach dem Opener nahtlos mit einem vertrauten Fingerpicking-Intro in den Eröffnungstrack „From The Sun“ ihres Albums „II“ von 2013. Das Publikum reagiert begeistert auf diesen Hit.
Ligthshow mit Schwächen
Die Band selbst präsentiert einen Song nach dem anderen, bleibt dabei aber relativ distanziert. In einem der raren Momente der Interaktion mit dem Publikum verläßt Nielson die Bühne, tourt durch die vorderen Reihen und sucht sich einen Platz zum Sitzen, während er ein wunderschönes Gitarrensolo zu „The Opposite of Afternoon“ gibt und die Band dazu auf der Bühne jammt. Ein Meer von aufleuchtenden Handys ist die Folge. Leider läßt sich das Bühnengeschehen nur selten so gut beobachten. Größtenteils wird das Publikum frontal von einer grellen Lightshow geblendet, die Aktionen auf der Bühnen lassen sich nur schemenhaft nachvollziehen. Der Typ neben mir versucht, das Ganze abzuschwächen, indem er seine Sonnenbrille aufsetzt. Sieht cool aus, scheint aber nur bedingt zu helfen. Hin und wieder funktioniert die Lightshow auch sehr gut. Dann etwa, wenn wilde, dynamische Stroboskopeffekte die seltenen noisigen Soundeskapaden effektvoll verstärken. Kurz vor Ende der Show verlassen die Musiker die Bühne, nur Keyboarder Christian Li bleibt zurück und versteigt sich einmal mehr in ein verrücktes, schräges Solo, das plötzlich in den Track „Multi-Love“ übergeht, während Nielson und seine Mitstreiter auf die Bühne zurückkehren, um gemeinsam den Song und die Show zu beenden. Allerdings folgt nach einer kurzen Pause eine poppige Zugabe mit fünf Tracks — beginnend mit dem tanzbaren „Weekend Run“ — bei der sich die Leute endlich von ihren Sitzen erheben und ein wenig zu Tracks wie „Hunnybee“ und „I Can’t Keep Checking My Phone“ tanzen.
Nach knapp zwei Stunden schwebenden Indie-Rocks und glückseligen Pops mit schrägen, noisigen Einsprengseln verlassen wir die Oper und staunen über die überwältigende Lichterkulisse der nächtlichen Skyline Sydneys – eine „Ligthshow“, die einen umhaut…
Thanks to Z Ha – für den schönen Konzertausschnitt auf YouTube: