Wayne Kramer starb im Alter von 75 Jahren an den Folgen seiner Bauchspeicheldrüsenkrebserkrankung.
Kramer, der 1948 als Wayne Kambes geboren wurde, gründete 1963 zusammen mit seinem Freund Fred „Sonic“ Smith, dem späteren Ehemann von Patti Smith, der bereits im November 1994 verstarb, die US-amerikanischen Garage-Rock-Band MC5 (Motor City Five). Komplettiert wurde die Band von Bassist Michael Davis und Schlagzeuger Dennis Thompson. Heute gilt sie als eine der wichtigsten Rockbands aller Zeiten, und ihr Debütalbum „Kick Out The Jams“ wird von vielen als Blaupause für die später folgende Punk-Bewegung angesehen. Dabei wundert es nicht, dass es sich bei dieser Veröffentlichung um ein Livealbum handelt, aufgenommen am 30. und 31. Oktober 1968 im Detroiter Grande Ballroom, schließlich war die Band bekannt für ihre rohe Energie auf der Bühne und ihre extremen Live-Shows, bei denen sie regelmäßig gegen das Establishment wütete.
Die Zeile „Kick out the jams, motherfuckers“ mussten sie auf Drängen ihres Plattenlabels Elektra in „Kick out the jams, brothers and sisters“ ändern. Ihre linken politischen Überzeugungen führten dazu, dass sie von nahezu allen Radiostationen verbannt wurden, wodurch es deutlich schwieriger wurde, Platten zu verkaufen oder Tourneen zu planen. Die radikalen Linken liebten sie hingegen – auch weil sie, ganz bewusst als Statement, den anarchistischen US-amerikanischen Dichter und Schriftsteller John Sinclair zu ihrem Manager auserkoren, der zudem Vorsitzender der linksradikalen, antirassistischen White Panther Party (WPP) war. Nach „Kick Out The Jams“ veröffentlichten MC5 noch die Alben „Back In The USA“ (1970) und „High Time“ (1972), bevor sie sich am 31. Dezember 1972 wiederum mit einer Show im Grande Ballroom auflösten.
Vier Jahre Gefängnis
Kramer wurde 1975 verhaftet, nachdem er in eine Fall tappte und einem Undercover-Polizisten Rauschmittel verkauft hatte. Dafür saß er vier Jahre im Gefängnis. Dies führte dazu, dass Kramer zusammen mit Billy Bragg und Margaret Saadi Kramer die gemeinnützige Organisation Jail Guitar Doors USA gründete, die inhaftierten Menschen bei ihren musikalischen Ideen und Projekten unterstützt. Gegenüber dem Rolling Stone berichtete er über die positiven Auswirkungen, die seine Zeit bei der Organisation auf sein Leben hatte: „Es hat mir ermöglicht, meine Wut auszudrücken, die sich seit meiner Entlassung aufgebaut hat, als ich sah, wie immer mehr Menschen wie ich ins Gefängnis kamen – und noch härtere Strafen als ich erhielten. Ich fragte mich immer wieder: ‚Wie kommt es, dass niemand etwas darüber sagt? Wie kommt es, dass sie immer mehr Gefängnisse bauen, immer mehr Menschen einsperren und niemand wütend darüber ist?’ ”
Bescheidene Karriere als Solokünstler
Mit der kurzlebigen Band Gang War, die er zusammen mit Johnny Thunders gründete, veröffentlichte er 1990 ein gleichnamiges Album, 1991 erschien sein Solodebüt „Death Tongue“. Nach einem Gastspiel auf dem Bad-Religion-Album „Stranger Than Fiction“ (1994) machte er als Solo-Künstler weiter. Sein letztes Soloalbum „Adult World“, auf dem die Hellacopters gastierten, erschien 2003 beim Label Muscletone. Vor kurzem kündigte er ein neues MC5-Album an. Trotz seines Todes (2. Februar 2024 in Los Angeles) dürfte es voraussichtlich noch veröffentlicht werden. Zahlreiche musikalische Begleiter zollten Kramer auf Social Media Tribut, darunter Iggy Pop, Slash und Primal Scream. Die ganze Geschichte seiner Karriere erzählt er in seiner umfassenden Autobiografie „The Hard Stuff: Dope, Crime, The MC5 And My Life Of Impossibilities“.