Whispering Sons gründen sich 2013 in Limburg/Belgien. Ihr Name geht auf einen Song der aus Aarhus (Dänemark) stammenden Post-Rocker Moral zurück, deren Track „Whispering Sons“ aus September 2018 eine der ersten Coverversionen der belgischen Band war. Anscheinend hat es bei allen Beteiligten klick gemacht und ein Bandname war gefunden. Das Fünfergespann bietet eine düstere und einzigartige Mischung aus experimentellem und energetischem Post-Punk, geprägt von dem tiefen, sonoren (Sprech-)Gesang Fenne Kuppens, der gelegentlich Erinnerungen an Florence Shaw von Dry Cleaning wachruft. Ist ihr Debütalbum „Image“ (2018) noch theatralisch und ausladend, fällt das folgende Album aus 2021 „Several Others“ schon deutlich unprätentiöser und klarer aus. Eine eigene Handschrift scheint gefunden: düster, immer voller unterschwelliger, roher Energie und Intensität. Da Drummer Sander Pelsmaekers wegen einer Nervenkrankheit sein Instrument nicht mehr spielen kann, bedient er bei dem aktuellen dritten Album die Keyboards, der ehemalige Bassist Tuur Vandeborne sitzt hinter dem Drumset und der langjährige Tontechniker der Band Bert Vliegen wechselt zum Bass, während Kobe Lijnen weiterhin als Gitarrist die Band vervollständigt.
And I was kindadoom / Behind every bend
Another memory / Rearing its ugly head
I clamp onto the steering wheel / Another tearful street
Same pain, same griefTextausschnitt aus „Standstill”
Mit ihrem dritten Album „The Great Calm“, das am 6. März erschienen ist, spinnen die Belgier trotz einer leichten Neuausrichtung weiter an ihrem dunklen, treibenden Post-Punk-Konzept. Nach wie vor bestimmt der dunkle, charismatische Halb-Sprechgesang Fenne Kuppens Sound und Stimmung des Albums. Doch die Songs besitzen nun einen deutlich höheren Grad an Dynamik und Intensität als die älteren Aufnahmen. Sie klingen nun wie eine seltsame Mischung aus Tindersticks, Dry Cleaning und The National – um mal wieder in die „Sounds like“-Kiste zu greifen. „The Talker“ weckt lebendige Erinnerungen an Magazine, Wire und vor allem Television, um den Faden weiterzuspinnen. Aber das Quintett klingt vor allem nach Whispering Sons.
Auf zu neuen Ufern
Auf „The Great Calm“ erweitern Whispering Sons ihr Spektrum – schielen Richtung Indie-Rock und Noise. So rockt „The Talker“ mit seinen flotten Gitarrenriffs und seinem treibendem Bass. „Poor Girl“ besticht mit verzerrten Noise-Effekten und „Balm (After Violence)“ mit seinem romantisch klimpernde Piano ist wiederum durchtränkt von der Whispering-Sons-eigenen Düsternis, baut sich langsam auf mit krachenden, großartigen Drums. Auf „Something Good“ drängt jaulend die Gitarre in den Vordergrund. Fenne Kuppens tiefe, jenseitige und charismatische Stimme verleiht allen Tracks eine geheimnisvolle, düstere Weirdnes. War das Vorgänger-Album „Several Others“ noch dunkel und verzweifelt, kommt mit „The Great Calm“ ein wenig Licht und Hoffnung ins Spiel. auch wenn eine zugrunde liegende Düsterheit nicht zu verleugnen ist – irgendwie beängstigend, aber großartig. So bleiben sie sich selbst treu, öffnen sich aber für neue Atmosphären und Sounds. „Try me again“ heißt der letzte Track des Albums – dieser Aufforderung werde ich gerne folgen.