White Noise — die Idee vom Nichts

Es hört sich an, als sei der Kanal falsch abge­stimmt: ato­nal, sta­tisch, flach und ein­tö­nig, keine Tie­fen, keine Höhen. Algo­rith­misch erstellte Tracks, die wie Nichts klin­gen. Will­kom­men in der Welt des soge­nann­ten White Noise. Wer will sowas hören? Tat­säch­lich wirkt die­ses Weiße Rau­schen auf viele Men­schen beru­hi­gend und soll nor­ma­ler­weise den Stress­pe­gel sen­ken. Beim Musik­strea­ming-Rie­sen Spo­tify dürfte das Gegen­teil der Fall sein. Bloom­berg zufolge ver­brin­gen Kon­su­men­ten ganze drei Mil­lio­nen Stun­den pro Tag damit, die­sem selt­sa­men Nichts zu lau­schen. Das Pro­blem: Diese Ent­span­nungs-Pod­casts lau­fen bei Spo­tify unter „Talk“. In die­ser Kate­go­rie sind auch Pod­cast-Best­sel­ler wie Joko Win­ter­scheidt, Hazel Brug­ger, Abdel­ha­mid oder auch Lanz & Precht gelis­tet. Die Autorin des „Bloomberg“-Artikels schreibt dazu: „Als Spo­tify fest­stellte, wie viel Auf­merk­sam­keit den Pod­casts mit wei­ßem Rau­schen zuteil wurde, erwog das Unter­neh­men, diese Sen­dun­gen aus dem Talk-Feed zu ent­fer­nen und künf­tige Uploads zu ver­bie­ten, wäh­rend das Publi­kum auf ver­gleich­bare Pro­gramme umge­lenkt wer­den sollte, die für Spo­tify wirt­schaft­li­cher waren.“ Das Auf­kom­men der White-Noise-Pod­casts ist eng ver­bun­den mit Spo­ti­fys Kauf der Pod­cast-Platt­form Anchor. Mit der Über­nahme wollte man mög­lichst vie­len Pod­cas­tern eine Platt­form fürs Audio-Strea­ming bie­ten. Diese Rech­nung ist mehr als auf­ge­gan­gen – vor allem für die Podcaster*innen selbst, die laut Bloom­berg damit über von Spo­tify geschal­tete Wer­bung bis zu 18.000 US-Dol­lar pro Monat ver­die­nen. Für Spo­tify selbst scheint das Geschäft deut­lich weni­ger lukra­tiv. Der Strea­ming-Dienst kann mit her­kömm­li­chen Talk-For­ma­ten erheb­lich mehr Ein­nah­men gene­rie­ren. Daher gab es wohl Über­le­gun­gen sei­tens der Schwe­den, die Rausch-Pod­casts zu ent­fer­nen. Tat­säch­lich schei­nen diese Schritte vom Tisch: So heißt es in einer Mail eines Spo­tify-Spre­chers dazu: „Der frag­li­che Vor­schlag wird nicht umge­setzt. Wir haben wei­ter­hin White-Noise-Pod­casts auf unse­rer Platt­form.“ Ander­seits berich­ten User in Red­dit-Threads, dass plötz­lich Pod­casts mit White-Noise-Inhal­ten ver­schwin­den. Auch die ver­ant­wort­li­chen Pod­cas­ter selbst berich­ten, dass bereits hoch­ge­la­dene Fol­gen ver­schwun­den seien. Dass die­ses Phä­no­men allein auf Spo­tify zurück­zu­füh­ren ist, liegt zwar nahe, läßt sich offi­zi­ell aller­dings nicht bestä­ti­gen. Mög­lich sind auch andere tech­ni­sche Pro­bleme. Ähn­li­cher Ärger bahnt sich wohl auch bei Musik­stü­cken mit White-Noise-Inhal­ten an. Die wer­den vor allem von der Musik­in­dus­trie arg­wöh­nisch beäugt.

So hört sich das Ganze dann an — Vor­sicht: Der Track läuft über drei Stunden: