Once upon a time in Shaolin

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2015 versteigerte der Wu Tang Clan das Album „Once upon a time in Shaolin“ für einen Millionenbetrag – es gab nur das eine Exemplar. Der damalige Käufer sieht sich jetzt mit einer Klage konfrontiert – und: In Tasmanien kann man erstmalig Auschnitte aus dem Album hören.

Die Hip-Hop­per des Wu Tang Clan ver­stei­ger­ten 2015 ihr sieb­tes Album als ein­ma­lige CD-Box auf der Online-Auk­ti­ons­platt­form Paddle8. Das Album mit dem Titel „Once Upon A Time in Shao­lin“ gibt es nur ein ein­zi­ges Mal, es exis­tie­ren weder phy­si­sche noch digi­tale Kopien. „Wir hof­fen, dass die­ses Kon­zept eine Debatte und neue Bli­cke auf die Krea­ti­vi­tät aus­lö­sen wird“, sagte damals Wu-Tang-Clan-Mit­grün­der RZA. Auch wolle man auf die Ver­än­de­rung der Musik­in­dus­trie durch die Strea­ming-Dienste und den damit ver­bun­de­nen Wert­ver­lust von Pop­mu­sik hin­wei­sen. Nach Anga­ben der Online-Auk­ti­ons­platt­form ist das Album das teu­erste, das jemals ver­kauft wurde. Bei der Box sel­ber han­delt es sich um ein Kunst­pro­jekt, das von dem bri­tisch-marok­ka­ni­schen Künst­ler Yahya ent­wor­fen wurde.

Der meistgehasste Mann des Internets

Erstei­gert wurde das Album damals für 2 Mil­lio­nen US-Dol­lar, umge­rech­net etwa 1,8 Mil­lio­nen Euro, aus­ge­rech­net von Mar­tin Shkreli. Bekannt gewor­den war er als „meist­ge­hass­ter Mann des Inter­nets“. Der Grund: Als Chef einer Phar­ma­firma nutzte er die Rechte an dem Medi­ka­ment Dar­aprim, das unter ande­rem Aids-Pati­en­ten benö­ti­gen, und hob den Preis an — und zwar um mehr als das 50-fache, von 13,50 Dol­lar pro Pille auf 750 Dol­lar. Ein Grund, warum der Wu Tang Clan angeb­lich einen Teil des Erlö­ses für wohl­tä­tige Zwe­cke spen­dete. Am 4. August 2017 wurde Shkreli wegen Betrugs schul­dig gespro­chen, Inves­to­ren belo­gen und ihre Gel­der zweck­ent­frem­det zu haben und wurde dar­auf­hin zu 7 Jah­ren Gefäng­nis und einer Geld­strafe von 75.000 Dol­lar ver­ur­teilt. 7,36 Mil­lio­nen Dol­lar sei­nes Ver­mö­gen gin­gen an den Staat zur Deckung der Schä­den aus sei­nem Betrug. Besag­tes Album wurde als Teil der Pfand­masse von den US-Behör­den an die Non-Pro­fit-Orga­ni­sa­tion „PleasrDAO“ für 4 Mil­lio­nen Dol­lar verkauft.

Erneute Anklage

Der Clan ver­fügte damals übri­gens einige recht­li­che Bestim­mun­gen zur kom­mer­zi­el­len Aus­beu­tung. Im Wesent­li­chen ver­bie­ten diese eine Frei­gabe der Kom­po­si­tio­nen an die breite Öffent­lich­keit in irgend­ei­ner Form bis zum Jahr 2103. Den­noch ver­kün­dete Shkreli nach sei­ner vor­zei­ti­gen Frei­las­sung aus dem Gefäng­nis im Mai 2022, er habe Kopien des Albums für sich behal­ten und Teile davon öffent­lich gemacht. Er wird mit den Wor­ten zitiert: „Ich habe es ges­tern Abend auf You­Tube abge­spielt, obwohl jemand vier Mil­lio­nen Dol­lar dafür gezahlt hat“. Jetzt reich­ten das Kunst­kol­lek­tiv PleasrDAO, die jet­zi­gen Eigen­tü­mer, eine Kla­ge­schrift bei den US-Behör­den ein. Laut PleasrDAO hät­ten am 9. Juni 2024 Tau­sende Men­schen einem Live­stream bei­gewohnt, den Shkreli als „Wu tang offi­cial lis­tening party“ ange­kün­digt hatte. Dies sei eine Ver­let­zung von Geschäfts­ge­heim­nis­sen und min­dere den Wert des Albums erheb­lich, heißt es in der Kla­ge­schrift, außer­dem ver­stoße es gegen den Pfän­dungs­be­schluss. Daher for­dert PleasrDAO die Zer­stö­rung aller Kopien des Albums, eine Her­aus­gabe aller Gewinne aus der Ver­brei­tung der Musik sowie eine Scha­dens­er­satz­strafe. US-Bezirks­rich­te­rin Pamela Chen erließ eine einst­wei­lige Ver­fü­gung , die wei­tere Ver­öf­fent­li­chun­gen des Album ver­bie­tet. Shkre­lis Anwälte lehn­ten jeg­li­che Stel­lung­nah­men ab und äußer­ten sich bis­her nicht öffent­lich zu den Vorwürfen.

Der Clan in Tasmanien

Am 15. und 24. Juni 2024 gibt es jedoch die Mög­lich­keit, das sel­tene Album im Rah­men einer Aus­stel­lung zu hören. Auf X ver­kün­det das Kol­lek­tiv PleasrDAO eine erste offi­zi­elle Vor­füh­rung von „Once Upon A Time in Shao­lin“ im Museum Of Old And New Art in Hobart, Tas­ma­nien. Einige wenige glück­li­che Besucher*innen kön­nen dann eine spe­zi­elle Aus­wahl von Tracks des Albums über eine per­so­na­li­sierte Wu-Tang-Clan-Play­sta­tion 1 vor Ort hören. Das Event wird Teil einer Aus­stel­lung mit dem Titel „Name­drop­ping“ sein, in der es um Sta­tus und Exklu­si­vi­tät geht. Wei­tere Events die­ser Art sind offen­bar nicht geplant.

Der Clan in Tasmanien

Nun, Anfang Juni 2024, kann man über eine eigens erstellte Web­site (www​.the​al​bum​.com ) Teile der CD für einen Dol­lar als digi­ta­les NFT erwer­ben. Der Kauf eines NFT gibt Käufer*innen Zugang zu einem Album-Sam­pler und ver­schiebt den ursprüng­li­chen Ver­öf­fent­li­chungs­ter­min im Jahr 2103 um 88 Sekun­den nach vorn. Je mehr Per­so­nen also das Album als NFT kau­fen, desto frü­her wird das Album ver­öf­fent­licht. Auf der Web­site gibt ein soge­nann­tes Lea­der­bord an, wel­che Käufer*innen die meis­ten Kopien erwor­ben haben. Der­zeit besitzt der Top-Samm­ler mit dem Namen „Meaningful Chief­tain a.k.a. Nascent.eth“ über 12.000 Kopien. Er hat damit das Ver­öf­fent­li­chungs­da­tum um eine Woche, fünf Tage und 13 Stun­den nach vorne gezo­gen. Sollte das Album noch heute ver­öf­fent­licht wer­den, müss­ten noch rund 28 Mil­lio­nen Dol­lar zusam­men­kom­men. Ermög­licht wurde diese Ver­kaufs­stra­te­gie dadurch, dass das Kryp­to­kol­lek­tiv sich die Rechte an 16 der 31 Songs vom Pro­du­zen­ten Cil­va­ringz gesi­chert hat. Matt Mat­kov, ein PleasrDAO-Ver­tre­ter, sagt hierzu: „Bei die­sem Album­ver­kauf geht es um mehr als nur um die Musik; es geht darum, neu zu defi­nie­ren, wie wir über den Besitz von Musik und Fan-Zusam­men­ar­beit im digi­ta­len Zeit­al­ter den­ken.“ Der Wu-Tang Clan und alle Mit­wir­ken­den des Albums sol­len einen Teil des Umsat­zes durch die Ver­käufe erhalten.