Xaõ Seffcheque mit 67 Jahren verstorben
Schon sein Name ist seltsam schräg. Schwer auszusprechen und zu verorten: Xaõ Seffcheque. Allerdings wird er als Alexander Sevcheck geboren — in Graz, Österreich. Xaõ ruft man ihn schon in seiner Jugendzeit, den Nachnamen verballhornt er selbst. Ende der 1970er Jahre verläßt er nach einem Gastspiel der Düsseldorfer Band padlt noidlt kurzerhand Österreich und folgt der Band Richtung Rheinland, wo er schnell Teil der brodelnden Kultur- und Musikszene rund um den Ratinger Hof wird. Er schreibt für das damalige Stadtmagazin „Überblick“ und die Musikzeitschrift „Sounds“. Unmittelbar nach der Gründung des legendären Musikmagazins Spex beginnt er, auch dafür zu schreiben. Musikalisch tritt er 1980 mit der 10-Zoll-LP „Deutschland nicht über Alles“ in Erscheinung und bereits kurz darauf erscheint das Album „Sehr gut kommt sehr gut“, mit dem er viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Gibt die LP doch vor, ein Sampler mit Titeln von Kraftwerk, DAF und Der Plan zu sein. Tatsächlich hat er jedoch alle Titel selbst eingespielt. Etwa zur gleichen Zeit nimmt er als Bassist und Schlagzeuger mit Brigitte Bühler und Eva Gössling die Blässe-Platte „Lieben Sie Saxofon“ auf. 1981 gründet er zusammen mit Peter Hein (Charley’s Girls, Mittagspause, Fehlfarben) die „Soul-Punk“-Band Family 5, die mit „Resistance 1985“ das erste reguläre Album veröffentlicht – ein Album, das heute ähnlich wie „Monarchie und Alltag” der Fehlfarben zu den Klassikern dieser Epoche gehört. Family 5 ist mit einigen Unterbrechungen mehr oder weniger bis heute aktiv. Ihr letztes reguläres Album erscheint 2016 unter dem Titel „Ein richtiges Leben in Flaschen“. Seffcheque arbeitet parallel weiter als Musikjournalist, Drehbuchautor, Komponist und später auch als Hochschullehrer. Zuletzt in Köln lebend, stirbt er am 27. Mai 2023 mit 67 Jahren – als moralische Instanz des Punk wird er in Erinnerung bleiben. Unter anderem in Jürgen Teipels Buch „Verschwende Deine Jugend“, einer Art Dokuroman über die deutsche Punk- und New-Wave-Szene in den 1980er Jahren, ist Seffcheque prominent vertreten.