Düsseldorfer Punk aus Graz

Xaõ Seffcheque mit 67 Jahren verstorben

Family 5 1991 © Achim Kröpsch

Schon sein Name ist selt­sam schräg. Schwer aus­zu­spre­chen und zu ver­or­ten: Xaõ Seff­che­que. Aller­dings wird er als Alex­an­der Sev­check gebo­ren — in Graz, Öster­reich. Xaõ ruft man ihn schon in sei­ner Jugend­zeit, den Nach­na­men ver­ball­hornt er selbst. Ende der 1970er Jahre ver­läßt er nach einem Gast­spiel der Düs­sel­dor­fer Band padlt noidlt kur­zer­hand Öster­reich und folgt der Band Rich­tung Rhein­land, wo er schnell Teil der bro­deln­den Kul­tur- und Musik­szene rund um den Ratin­ger Hof wird. Er schreibt für das dama­lige Stadt­ma­ga­zin „Über­blick“ und die Musik­zeit­schrift „Sounds“. Unmit­tel­bar nach der Grün­dung des legen­dä­ren Musik­ma­ga­zins Spex beginnt er, auch dafür zu schrei­ben. Musi­ka­lisch tritt er 1980 mit der 10-Zoll-LP „Deutsch­land nicht über Alles“ in Erschei­nung und bereits kurz dar­auf erscheint das Album „Sehr gut kommt sehr gut“, mit dem er viel Auf­merk­sam­keit auf sich zieht. Gibt die LP doch vor, ein Sam­pler mit Titeln von Kraft­werk, DAF und Der Plan zu sein. Tat­säch­lich hat er jedoch alle Titel selbst ein­ge­spielt. Etwa zur glei­chen Zeit nimmt er als Bas­sist und Schlag­zeu­ger mit Bri­gitte Büh­ler und Eva Göss­ling die Blässe-Platte „Lie­ben Sie Saxo­fon“ auf. 1981 grün­det er zusam­men mit Peter Hein (Charley’s Girls, Mit­tags­pause, Fehl­far­ben) die „Soul-Punk“-Band Family 5, die mit „Resis­tance 1985“ das erste regu­läre Album ver­öf­fent­licht – ein Album, das heute ähn­lich wie „Mon­ar­chie und All­tag” der Fehl­far­ben zu den Klas­si­kern die­ser Epo­che gehört. Family 5 ist mit eini­gen Unter­bre­chun­gen mehr oder weni­ger bis heute aktiv. Ihr letz­tes regu­lä­res Album erscheint 2016 unter dem Titel „Ein rich­ti­ges Leben in Fla­schen“. Seff­che­que arbei­tet par­al­lel wei­ter als Musik­jour­na­list, Dreh­buch­au­tor, Kom­po­nist und spä­ter auch als Hoch­schul­leh­rer. Zuletzt in Köln lebend, stirbt er am 27. Mai 2023 mit 67 Jah­ren – als mora­li­sche Instanz des Punk wird er in Erin­ne­rung blei­ben. Unter ande­rem in Jür­gen Tei­pels Buch „Ver­schwende Deine Jugend“, einer Art Doku­ro­man über die deut­sche Punk- und New-Wave-Szene in den 1980er Jah­ren, ist Seff­che­que pro­mi­nent vertreten.