Yard Act haben sich, hörbar von Post-Punk beeinflusst, in der nordenglischen Stadt Leeds gegründet. Sänger James Smith und Bassist Ryan Needham starten 2019 zunächst als Duo. Als man sich einig ist, in welche Richtung man sich entwickeln will, vervollständigen Gitarrist Sam Shipstone und Drummer Jay Russell das Quartett. Schon die erste Single „The Trapper’s Pelt“ wird 2020 ein Achtungserfolg. Schon bald bekommen sie einen Plattenvertrag bei Island Records. Ihr sensationelles und zurecht erfolgreiches Debütalbum „The Overload“ von 2022 steigt auf Anhieb auf Platz 2 der britischen Charts ein, während die Vinylausgabe bereits in der ersten Woche einen Verkaufsrekord für ein Banddebüt seit 2000 aufstellt.
And I was kinda doomed from the start, I think Because instantly, my foot slipped, bit into the brick And I split the skin and bust both lips
Textausschnitt aus „Blackpool Illuminations”
Nach dem großartigen Debüt veröffentlichen Yard Act nun ihr schwieriges, zweites Album – und es stellt sich die Frage: Einfach weitermachen und hoffen, dass das Postpunk-Konzept ein weiteres Mal einschlägt? Aber so leicht will es sich das Quartett dann doch nicht machen. Selbstironisch beschreibt James Smith im Song „We Make Hits“, wie „Post Punks latest poster boys“ das Erbe vergangener Helden für sich ausschlachten – und folgerichtig verlässt die Band die ausgetretenen Pfade des Post-Punks. Stilistisch testet Yard Act nunmehr andere Sounds und Klangfarben aus. Plötzlich gehören gekonnte DJ-Scratches, lockere ass-moving Grooves, gelungene Dub-Rhythmen und lässiger Disco-Punk der 80er mit zu den musikalischen Bausteinen eines Yard-Act-Albums und das kann dann sogar mal funky klingen. Leadsänger James Smith erklärt dazu, dass die Band mit dem neuen Album ihren Fans auch ihre Liebe zu anderen Musikrichtungen zeigen und näherbringen will. Dass diese Melange so wunderbar gelungen ist, liegt sicher auch an Remi Kabaka Jr., Drummer und Produzent von Gorillaz, der bei der Produktion des Albums an den Reglern sitzt und die Band mit Elektro-Beats, synthetischen Streichern, verschrobenen DJ-Scratches und wüsten Samples ein wenig in Richtung Hip-Hop und Disco treibt. Und so tragen auch einige der Tracks unverkenntbar die Handschrift der Gorillaz.
We make Hits
So startet das Album mit „An Illusion“ mit einem schwer an Beck erinnernden groovigen Slacker-HipHop. Und dann geht der große Spaß auch schon los: Mit drahtigem Basslauf und coolem Mitmüsser-Beat machen sie ihr Versprechen wahr und machen Hits, wollen Spaß, dem Klimawandel zum Trotz: „We just wanna have some fun before we’re sunk / And if that’s the attitude you exude, then you know you’re really punk.“ Beim Disco-Knüller „Dream job“ übertreiben sie vielleicht ein wenig, kriegen aber auch hier mit kantigen Gitarren-Riffs immer wieder die Kurve. In der wunderbaren Pop-Nummer „When the laughter stops“ springt Katy J Pearson als Gastvokalistin ein und gibt dem Track einen wahnsinnigen Pop-Appeal. Es ist ein Album voller Chaos und Humor und so unverfälscht britisch, dass man es einfach lieben muss — das über siebenminütige „Blackpool Illuminations“ unterstreicht dies aufs Beste. „Where’s My Utopia?“ schlägt ein neues, selbstbewusstes zweites Kapitel für Yard Act auf, das sich mit Spaß und Augenzwinkern mit dem Chaos dieser Welt auseinandersetzt. Dieses Album ist ein Hit…