Yoko Ono wird 90 Jahre: Kunstvoll gealtert
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Yoko Ono feierte am 18. Februar ihren 90. Geburtstag und ist immer eigene, ungewöhnliche Wege gegangen — als Künstlerin, Musikerin, Filmemacherin und Aktivistin. So eigenständig sie auch war, fällt ihr Name doch immer zusammen mit dem ihres Ehemanns. Sie wird immer die Witwe John Lennons bleiben. Und das wird ihr in keinster Weise gerecht: Ono ist eine Pionierin der Konzeptkunst. Schon in den Sechzigern gehörte sie in New York zur künstlerischen Avantgarde. Sie war eine der prägenden Figuren der Fluxus-Bewegung. In „Cut Piece” aus dem Jahr 1964 saß sie in einem feinen Kleid auf der Bühne und ließ sich vom Publikum Teile aus ihrer Kleidung schneiden. Auf ihre Weise waren ihre Performances wegweisend: 46 Jahre später zeigt Marina Abramović in einem ähnlichen Setting im New Yorker MoMA ihre Performance „The Artist is Present“: In den 721 Stunden der Performance saß Abramović im Atrium des Museums an einem Tisch und schwieg. Ihr gegenüber nahmen die Besucher Platz. Am Ende waren es rund 1500 Menschen. Onos Einfluss in der Konzeptkunst ist also sicher nicht zu unterschätzen. Dass ihre Kunst dabei auch Grenzen überschreitet, dürfte klar sein. So zeigt das Cover ihres Soloalbums von 1981 „Season of Glass“ die vom Attentat blutbespritzte Brille John Lennons. Auf der Documenta 5 (1972) und der Documenta 8 (1987) war sie als Künstlerin vertreten, und im Jahr 2000 hat Yoko Ono im Museo Vostell Malpartida des deutschen Fluxus-Künstlers Wolf Vostell die Skulptur „Tajo“ in einem Happening installiert. 2009 wurde Ono auf der Biennale in Venedig für ihr Lebenswerk geehrt. Sie sei häufig missverstanden worden, weil sie ihrer Zeit stets voraus gewesen sei, hieß es damals. Dass sie bei alledem immer wieder zuerst als Witwe John Lennons bezeichnet wird, zeigt doch letztendlich nur, welche Ängste in einer männerdominierten Welt herrschen.
Wie auch immer: Happy Birthday, Yoko.
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