Viel mehr als nur die ewige Witwe

Yoko Ono wird 90 Jahre: Kunstvoll gealtert 

John Lennon und Yoko Ono im Amsterdamer Hilton-Hotel während ihres „Bed-In“, 1969  © Eric Koch/Anefo/Wikipedia
John Len­non und Yoko Ono im Ams­ter­da­mer Hil­ton-Hotel wäh­rend ihres „Bed-In“, 1969
© Eric Koch/Anefo/Wikipedia
Yoko Ono, Season of Glas
Yoko Ono, Sea­son of Glass, 8. Juni 1981

Yoko Ono fei­erte am 18. Februar ihren 90. Geburts­tag und ist immer eigene, unge­wöhn­li­che Wege gegan­gen — als Künst­le­rin, Musi­ke­rin, Fil­me­ma­che­rin und Akti­vis­tin. So eigen­stän­dig sie auch war, fällt ihr Name doch immer zusam­men mit dem ihres Ehe­manns. Sie wird immer die Witwe John Len­nons blei­ben. Und das wird ihr in keins­ter Weise gerecht: Ono ist eine Pio­nie­rin der Kon­zept­kunst. Schon in den Sech­zi­gern gehörte sie in New York zur künst­le­ri­schen Avant­garde. Sie war eine der prä­gen­den Figu­ren der Flu­xus-Bewe­gung. In „Cut Piece” aus dem Jahr 1964 saß sie in einem fei­nen Kleid auf der Bühne und ließ sich vom Publi­kum Teile aus ihrer Klei­dung schnei­den. Auf ihre Weise waren ihre Per­for­man­ces weg­wei­send: 46 Jahre spä­ter zeigt Marina Abra­mo­vić in einem ähn­li­chen Set­ting im New Yor­ker MoMA ihre Per­for­mance „The Artist is Pre­sent“: In den 721 Stun­den der Per­for­mance saß Abra­mo­vić im Atrium des Muse­ums an einem Tisch und schwieg. Ihr gegen­über nah­men die Besu­cher Platz. Am Ende waren es rund 1500 Men­schen. Onos Ein­fluss in der Kon­zept­kunst ist also sicher nicht zu unter­schät­zen. Dass ihre Kunst dabei auch Gren­zen über­schrei­tet, dürfte klar sein. So zeigt das Cover ihres Solo­al­bums von 1981 „Sea­son of Glass“ die vom Atten­tat blut­be­spritzte Brille John Len­nons. Auf der Docu­menta 5 (1972) und der Docu­menta 8 (1987) war sie als Künst­le­rin ver­tre­ten, und im Jahr 2000 hat Yoko Ono im Museo Vostell Mal­part­ida des deut­schen Flu­xus-Künst­lers Wolf Vostell die Skulp­tur „Tajo“ in einem Hap­pe­ning instal­liert. 2009 wurde Ono auf der Bien­nale in Vene­dig für ihr Lebens­werk geehrt. Sie sei häu­fig miss­ver­stan­den wor­den, weil sie ihrer Zeit stets vor­aus gewe­sen sei, hieß es damals. Dass sie bei alle­dem immer wie­der zuerst als Witwe John Len­nons bezeich­net wird, zeigt doch letzt­end­lich nur, wel­che Ängste in einer män­ner­do­mi­nier­ten Welt herrschen. 

Wie auch immer: Happy Bir­th­day, Yoko.