Half Japanese, eine US-amerikanische DIY-Rock-Band aus Austin, Texas, wurde 1975 in Uniontown von den Brüdern Jad und David Fair gegründet und ist längst eine Institution des US-amerikanischen LoFi-Undergrounds. Ihre Musik hatte erkennbaren Einfluss auf viele wichtige Alternative Bands, und mit einer ganzen Reihe arbeitete man auch zusammen: unter anderem mit Moe Tucker, Don Fleming, Fred Frith, John Zorn, Yo La Tengo, Sonic Youth, Neutral Milk Hotels, Kurt Cobain und Daniel Johnston. Ihrem eigenartigen, charmant-verschrobenen Stil sind Half Japanese bis heute treu geblieben und auch wenn man ihren Sound als eine Wiederholung altvertrauter Stimmungen und Ideen wahrnimmt, ist es immer wieder ein Vergnügen, einem neuen Output der knarzigen Artrocker zu lauschen. Derzeit besteht die Band aus Jad Fair, John Sluggett, Gilles-Vincent Rieder, Mick Hobbs und Jason Willett.
Half Japanese
Jump Into Love
Veröffentlicht: 21. Juli 2023
Label: Fire Records
Textausschnitt aus „The Answer Is Yes”Happy as pancakes in a frying fan
I know we will, I know that we can
Do it, To it
„Jump Into Love” ist das mittlerweile 21. Studioalbum der Band um den 69-jährigen quirligen Frontmann. Und auch wenn die Band seit nahezu fünfzig Jahren aktiv ist, klingt das neue Album, als würden sich hier Pubertierende mit viel positiver Energie und musikalischer Begeisterung austoben. Gemischt wurde es vom langjährigen Half Japanese Sparringspartner und Mitmusiker Jason Willett in seinem Haus in Baltimore, Maryland. Die Aufnahmen entstanden in verschiedenen Studios in den USA, im Studio de la Trappe in Donneville, Frankreich, und im Casamurada in Tarragona, Spanien. Und es ist ein weiteres musikalisches Abenteuer aus der Welt der LoFi-Avantgardisten. Es knarzt, rumpelt und groovt, während Fair mit seiner unverkennbaren, quengeligen und nötigen Stimme das Leben, die Liebe, Giganten und Besessene besingt – und das mit so viel Humor und Weisheit, dass man sich immer wieder schmunzelnd auf die Lyrics konzentriert. Das Ergebnis sind herausragende, betörende Tracks mit einer Vielzahl eingängiger Melodien, die noch lange nachhallen. Es ist dieses verlässliche Gespür für Melodie und die ureigene Schrulligkeit Jad Fairs, die dieses Avantgarde-Pop-Folk-Jazz-Punk-Gemisch so einzigartig und faszinierend macht. Kommt hinzu, dass Jad Fair sich größtenteils auf die Seite der Liebe, der Hoffnung und des Glücks schlägt und dabei eine wunderbar optimistische Stimmung verbreitet. Natürlich gibt es auch Ausnahmen wie „This Isn’t Funny“ oder „Zombie World“. Ein Track, in dem Fair im Sprechgesang den Niedergang der Welt durch Klimawandel, faschistisch-populistische Regierungen und Kriege beschreibt. Er kennt also die Gefahren und sieht den Abgrund, auf den wir zusteuern, verliert aber nicht seinen Humor und Optimismus, sondern setzt voll auf die Liebe. „We Are Giants“ heißt es im zweiten Track — und ja, das sind sind sie: verkannte Giganten im großen Rock‘n Roll Universum.