Spotify erwägt, sein Lizenzmodell zu ändern. Das schwedische Unternehmen hat angekündigt, in Zukunft für weniger beliebte Künstler*innen keine Tantiemen mehr zu zahlen. Um eine Auszahlung zu erhalten, ist nach dem geplanten neuen Modell eine Mindestanzahl von Streams pro Song erforderlich. Derzeit werden alle Künstler*innen aus einem gemeinsamen Pool namens Streamshare bezahlt. Wird ein Track mindestens 30 Sekunden lang gespielt, wird dies entsprechend aus dem Pool vergütet. Künftig sollen nur noch jene eine Lizenzgebühr erhalten, die über das Jahr gerechnet eine bestimmte, nicht näher genannte Menge an Streams erreicht haben. Alle anderen werden hingegen nicht weiter entlohnt. Wieviele Künstler*innen von dieser Regelung derzeit betroffen wären, behält das Unternehmen dabei für sich. Sicher ist aber, dass vor allem Majorlabels und Acts mit zahlreichen Streams profitieren werden, während sich die Ausschüttungen an kleinere und unabhängige Künstler*innen, die ohnehin schon benachteiligt werden, reduzieren werden. Reiche Künstler werden reicher und arme ärmer, so der Vorwurf der United Musicians and Allied Workers an Spotify. Zudem will Spotify zukünftig Labels finanziell bestrafen, wenn betrügerische Aktivitäten festgestellt werden – wenn sie beispielsweise den Algorithmus durch Einsatz von Bots täuschen. Eine dritte Neuerung regelt den Umgang mit „Geräusch-Podcasts“ wie etwa Weißes Rauschen oder Wellengeräusche, die vielen Personen zur Entspannung dienen. Derartige Inhalte werden auch künftig an den Ausschüttungen beteiligt, allerdings liegt die Wiedergabedauer nicht mehr bei 30 Sekunden, da etliche die Inhalte dieser Formate auf 31 Sekunden Länge trimmten, um so möglichst viele Einnahmen zu erzielen. Konkrete Regeln zur diesen Noise-Titeln gab das Unternehmen aber noch nicht bekannt. Die neuen Regelungen sollen Anfang 2024 in Kraft treten. Allerdings müssen die Labels den neuen Nutzungsbedingungen noch zustimmen, es wird aber damit gerechnet, dass die meisten – vor allem die größeren – die Neuerungen mittragen. Sie werden von den neuen Regelungen ja voraussichtlich auch profitieren.
Die Möglichkeiten, profitabel und niedrigschwellig Musik im Internet zu vertreiben, dürften also zunehmend geringer werden. Denn zu den Veränderungen bei Spotify kommt, dass auch bei Bandcamp den hier vertriebenen Indiekünstler*innen wegen der kürzlichen Übernahme durch die Musikplattform Songtradr dramatische Veränderungen drohen.