,

Dirty Three

Durch­schnitt­li­che Lese­dauer 2 Minu­ten

Dirty Three ist ein aus­tra­li­sches Instru­men­tal-Rock-Trio, das 1992 in Mel­bourne von War­ren Ellis (Vio­line), Mick Tur­ner (Gitarre) und Jim White (Schlag­zeug) gegrün­det wird. Ihre Musik kom­bi­niert Ele­mente von Rock, Folk und impro­vi­sier­tem Jazz und zeich­net sich vor allem durch einen emo­tio­nal inten­si­ven und atmo­sphä­ri­schen Sound aus. War­ren Ellis, den man sicher über seine Zusam­men­ar­beit mit Nick Cave and the Bad Seeds kennt, prägt den ein­zig­ar­ti­gen Sound der Band mit sei­ner expres­si­ven und oft ver­zerr­ten Vio­line. Mick Tur­ners mini­ma­lis­ti­sche Gitar­ren­ar­beit und Jim Whites dyna­mi­sches Schlag­zeug­spiel ergän­zen das Gesamt­bild, das häu­fig als Sound­track für ima­gi­näre Filme beschrie­ben wird. Die Aus­tra­lier erlan­gen Mitte der 90er Jahre inter­na­tio­nale Aner­ken­nung mit Alben wie Horse Sto­ries“ (1996) und Ocean Songs“ (1998). Ihre Musik ist instru­men­tal, doch trans­por­tiert sie oft starke emo­tio­nale Geschich­ten – von melan­cho­lisch bis eksta­tisch. Trotz Pau­sen und diver­ser ande­rer Pro­jekte der Mit­glie­der ist Dirty Three bis heute aktiv. So ver­kün­dete Schlag­zeu­ger White jüngst die Grün­dung der Band The Hard Quar­tet, ein gemein­sa­mes Pro­jekt mit Ex-Pave­ment-Front­mann Ste­phen Malkmus, dem umtrie­bi­gen Matt Sweeney und Emmett Kelly (The Cairo Gang). Auch sind Ellis, Tur­ner und White über Kon­ti­nente und Hemi­sphä­ren ver­streut — Tur­ner in Mel­bourne, White in Brook­lyn, Ellis in Paris, wodurch das gemein­same Pro­jekt eben­falls leidet.

Dirty Three, Love changes everything

Dirty Three

Love Changes Everything

Ver­öf­fent­licht: 28. Juni 2024
Label: Bella Union

Nach über einem Jahr­zehnt tau­chen die drei Aus­tra­lier — War­ren Ellis, Mick Tur­ner und Jim White — wie­der auf, um das nun­mehr zehnte Album von Dirty Three zu ver­öf­fent­li­chen: „Love Chan­ges Ever­y­thing“. Es ist wie­der kom­plett instru­men­tal und unver­wech­sel­bar Dirty Three. Es vari­iert von stür­misch hin zu Ambi­ent, wech­selt stän­dig das Tempo, ist ver­spielt, medi­ta­tiv, leicht, wird gele­gent­lich aber auch noi­sig und laut – und lässt dabei viel Raum für Stille. Die drei lang­jäh­ri­gen Mel­bourne-Kum­pel legen damit ein wei­te­res kom­pro­miss­lo­ses, rohes Post-Rock-Album vor, das offen für eigene Asso­zia­tio­nen ist, zumal die Track­ti­tel kei­nen Inter­pre­ta­ti­ons­an­satz bie­ten. Dirty Three ver­zich­tet auf die bei ihnen sonst übli­chen ein­drucks­vol­len Song­ti­tel. Die sechs Tracks, die oft inein­an­der flie­ßen, sind ledig­lich von I bis VI durchnummeriert.

Völlig losgelöst

Auf „Love Chan­ges Ever­y­thing“ flirrt und schliert es allent­hal­ben mit einer oft mas­siv ver­zerr­ten Gitarre, mit einem leicht jaz­zi­gen Drum­spiel und gele­gent­li­chen, repe­ti­ti­ven Piano-Melo­dien. Dazu gesellt sich das ein­zig­ar­tige, vir­tuose Gei­gen­spiel von War­ren Ellis. So ent­steht eine dro­nige, kon­tem­pla­tive Ambi­ent-Klang­land­schaft, in der man ver­sin­ken kann und die unwei­ger­lich Bil­der ent­ste­hen lässt. Es ent­steht der Ein­druck, dass die Musi­ker los­ge­löst vom Rest der Band für sich musi­zie­ren – und den­noch fügt sich alles per­fekt zusam­men. Es ist wie bei einem Bild, in das man hin­ein­zoomt und in dem jede Per­spek­tive für sich stim­mig und rich­tig erscheint. Es ist diese Art von Sound, auf die man sich bewusst ein­las­sen muss, um die Schön­heit und Struk­tur der Tracks wahr­zu­neh­men. Apro­pos Bild: Das Cover zum Album stammt wie­der ein­mal vom Gitar­ris­ten Mick Tur­ner. Ein glü­hen­der Engel mit mäch­ti­gen Flü­geln steigt herab, um den Men­schen das Ver­spre­chen „Love chan­ges ever­y­thing“ zu über­brin­gen. Ein Gemälde, das bei wei­tem nicht so gelun­gen ist wie die musi­ka­li­sche Umsetzung.