Dirty Three ist ein australisches Instrumental-Rock-Trio, das 1992 in Melbourne von Warren Ellis (Violine), Mick Turner (Gitarre) und Jim White (Schlagzeug) gegründet wird. Ihre Musik kombiniert Elemente von Rock, Folk und improvisiertem Jazz und zeichnet sich vor allem durch einen emotional intensiven und atmosphärischen Sound aus. Warren Ellis, den man sicher über seine Zusammenarbeit mit Nick Cave and the Bad Seeds kennt, prägt den einzigartigen Sound der Band mit seiner expressiven und oft verzerrten Violine. Mick Turners minimalistische Gitarrenarbeit und Jim Whites dynamisches Schlagzeugspiel ergänzen das Gesamtbild, das häufig als Soundtrack für imaginäre Filme beschrieben wird. Die Australier erlangen Mitte der 90er Jahre internationale Anerkennung mit Alben wie „Horse Stories“ (1996) und „Ocean Songs“ (1998). Ihre Musik ist instrumental, doch transportiert sie oft starke emotionale Geschichten – von melancholisch bis ekstatisch. Trotz Pausen und diverser anderer Projekte der Mitglieder ist Dirty Three bis heute aktiv. So verkündete Schlagzeuger White jüngst die Gründung der Band The Hard Quartet, ein gemeinsames Projekt mit Ex-Pavement-Frontmann Stephen Malkmus, dem umtriebigen Matt Sweeney und Emmett Kelly (The Cairo Gang). Auch sind Ellis, Turner und White über Kontinente und Hemisphären verstreut — Turner in Melbourne, White in Brooklyn, Ellis in Paris, wodurch das gemeinsame Projekt ebenfalls leidet.
Nach über einem Jahrzehnt tauchen die drei Australier — Warren Ellis, Mick Turner und Jim White — wieder auf, um das nunmehr zehnte Album von Dirty Three zu veröffentlichen: „Love Changes Everything“. Es ist wieder komplett instrumental und unverwechselbar Dirty Three. Es variiert von stürmisch hin zu Ambient, wechselt ständig das Tempo, ist verspielt, meditativ, leicht, wird gelegentlich aber auch noisig und laut – und lässt dabei viel Raum für Stille. Die drei langjährigen Melbourne-Kumpel legen damit ein weiteres kompromissloses, rohes Post-Rock-Album vor, das offen für eigene Assoziationen ist, zumal die Tracktitel keinen Interpretationsansatz bieten. Dirty Three verzichtet auf die bei ihnen sonst üblichen eindrucksvollen Songtitel. Die sechs Tracks, die oft ineinander fließen, sind lediglich von I bis VI durchnummeriert.
Völlig losgelöst
Auf „Love Changes Everything“ flirrt und schliert es allenthalben mit einer oft massiv verzerrten Gitarre, mit einem leicht jazzigen Drumspiel und gelegentlichen, repetitiven Piano-Melodien. Dazu gesellt sich das einzigartige, virtuose Geigenspiel von Warren Ellis. So entsteht eine dronige, kontemplative Ambient-Klanglandschaft, in der man versinken kann und die unweigerlich Bilder entstehen lässt. Es entsteht der Eindruck, dass die Musiker losgelöst vom Rest der Band für sich musizieren – und dennoch fügt sich alles perfekt zusammen. Es ist wie bei einem Bild, in das man hineinzoomt und in dem jede Perspektive für sich stimmig und richtig erscheint. Es ist diese Art von Sound, auf die man sich bewusst einlassen muss, um die Schönheit und Struktur der Tracks wahrzunehmen. Apropos Bild: Das Cover zum Album stammt wieder einmal vom Gitarristen Mick Turner. Ein glühender Engel mit mächtigen Flügeln steigt herab, um den Menschen das Versprechen „Love changes everything“ zu überbringen. Ein Gemälde, das bei weitem nicht so gelungen ist wie die musikalische Umsetzung.