A Place to Bury Strangers (APTBS) ist eine amerikanische Noise-Rock-Band, die 2003 in New York City gegründet wurde. Die Band, bekannt für ihren intensiven, düsteren Sound und ihre ohrenbetäubenden Live-Auftritte, verbindet Einflüsse aus Post-Punk, Shoegaze und Industrial. Ihre Musik zeichnet sich durch verzerrte Gitarren, dröhnende Basslinien und hallende Vocals aus, wobei das Trio auch psychedelische Momente beschwört und bei allem Noise immer die Balance zwischen Melodie und Struktur hält. Gitarrist Oliver Ackermann, der als Gründer und kreativer Kopf der Band gilt, spielt die zentrale Rolle bei APTBS. Ackermann ist nicht nur Musiker, sondern auch ein renommierter Effektpedal-Designer und Gründer der Firma Death by Audio, die innovative Effektgeräte und Audio-Pedals (u.a. für Lightning Bolt, Wilco und Nine Inch Nails) herstellt. Seine Leidenschaft für klangliche Experimente fließt stark in die Musik der Band ein, was zu ihrem unverwechselbaren, lärmenden und atmosphärischen Klang beiträgt. Die Band hat in unterschiedlicher Besetzung über die Jahre mehrere Alben veröffentlicht, darunter „Exploding Head“ (2009) und „Pinned“ (2018). Ihre energiegeladenen, visuell beeindruckenden Shows und Ackermanns kreative Soundmanipulationen haben die New Yorker zu einer der einflussreichsten Bands im Noise-Rock-Genre gemacht. 2020 formiert Ackermann das Trio neu und holt den Bassisten John Fedowitz, mit dem er bereits in der Rockband Skywave lärmte, und dessen Frau Sandra Fedowitz am Schlagzeug in die Band. Beide spielen auch als Duo in Ceremony East Coast – die Ortsangabe gehört mittlerweile zum Bandnamen, um Verwechslungen mit der kalifornischen Garage-Rockband Ceremony um Ross Farrar endlich zu vermeiden.
Ich kann sie spüren, die falsche Zeit
Textausschnitt aus „Disgust“
Will lieber Licht statt Dunkelheit
Und ich frage mich, wie soll das gehn
Wir sehn uns um und bleiben stеhn
A Place to Bury Strangers, bekannt für ihre lärmenden Gitarren-Orgien, greifen auf ihrem siebten Album „Synthesizer“ auf einen extra dafür hergestellten Synthesizer zurück. Das von Effektgeräteentwickler und Bandkopf Oliver Ackermann entworfene Modell können geschickte Lötexpert*innen anhand des Plattencovers nachbauen. Die passenden Elektroteile für den eigenen DIY-Synth sind über den Shop von Ackermanns Effekt-Geräte-Hersteller Death By Audio abrufbar. Auf dem Album selbst sind die Klänge eines Synthesizers kaum zu identifizieren, klingt das Gerät durch Effekte und Verzerrungen doch nahezu wie eine Gitarre. So bleibt der Sound der New Yorker unverkennbar und unterscheidet sich wenig vom Lärmgewitter und der Bandästhetik vorhergehender Alben.
Synthesizer? Welcher Synthesizer?
Der Albumtitel „Synthesizer“ darf also ironisch verstanden werden, auch dieses Album folgt voll und ganz Ackermanns Mission, laute DIY-Sounds mit selbstentwickelten Pedals zu erzeugen. Nach eigenem Bekunden wird dieses enthusiastische Do-it-yourself-Ethos durch den zunehmenden Einfluss von KI zusätzlich befeuert. Unermüdlich sucht die Band nach neuen Sounds und Noise-Kaskaden, und so ist mit „Synthesizer“ einmal mehr ein wunderbarer Mix aus Noise Rock, Shoegaze und Postpunk entstanden, durch den gelegentlich eine leichte Pop-Brise weht. Und als wolle die Band gleich am Anfang klar machen, dass sich trotz Einsatz des Synthesizers nicht ganz soviel geändert hat, startet der Opener „Disgust“ mit einem für Ackermann so typisch sägenden Gitarrenritt, zu dem er mit gewohnt sonorer Stimme jammert: „Oh god I feel so sick / And I am not alright / I need your heartbeat to make mine beat in time”. Man glaubt ihm aufs Wort und der passende Beat kommt auch gleich zuverlässig von Drummerin Sandra Fedowitz, die wie ihr Ehemann John bei einigen Tracks als Co-Songwriterin genannt wird.
Melodie in Lärm gebettet
Nachdem es mit „Don’t Be Sorry” etwas gemäßigter und klarer zugeht, folgt ein düsterer Industrial-Electro-Track mit Gothic-Feeling: „Fear of Transformation“ startet wavig, nimmt träge an Fahrt auf und verliert sich in zittrigen, verzerrten Elektrosounds. Leicht krautig mit viel 80er Vibes folgt „Join the Crowd“, an das sich fast nahtlos mit „Bad Idea“ wieder eine herrliche Feedback-Orgie anschließt: „You got me“ kriegt einen mit einer eingängigen Melodie und einem gebrochenem Pop-Appeal. Mit „It’s Too Much“ verhält es sich ähnlich: ein schöner kleiner, schiefer Pophit mit Mitsingeffekt. Weniger überzeugend das sehr wavige „Plastic Future“, auf dem für APTBS-Verhältnisse wenig passiert und das nach den vorherigen mitreißenden Tracks ein wenig lame daherkommt. Mit „Have You Ever Been In Love“ schraubt man dann wieder auf das gewohnte Niveau hoch und nach dem fast achtminütigen epischen Schlußtrack „Comfort Never Comes“ ist dann auch wieder alles gut, euphorisch frönt die Band ihrem Noise-Art-Pop und verabschiedet sich mit einer weiteren Lärmexplosion aus einem sich in Noiserock, elektronischem Dark Wave und Postpunk suhlenden Album, das einem herrlich die Ohren durchbläst und nur an einigen Stellen ein wenig schwächelt.