Die irische Post-Punk-Band The Murder Capital wurde 2018 in Dublin gegründet und hat sich seither als feste Größe in der alternativen Musikszene etabliert. Die fünf Bandmitglieder lernten sich während ihres Studiums am BIMM Music College in Dublin kennen. Sie verband der Wunsch, eine ganz besondere Art von Musik zu machen – eine kreative Zusammenarbeit, die schnell zu einer engen Freundschaft führte. Die Musik von James McGovern (Gesang), Damien Tuit (Gitarre), Cathal Roper (Gitarre), Gabriel Paschal Blake (Bass) und Diarmuid Brennan (Schlagzeug) zeichnet sich durch eine düstere, intensive Atmosphäre aus. Lyrisch behandeln sie Themen wie innere Verletzlichkeit, Selbstreflexion und emotionalen Aufruhr. Ihr Debütalbum „When I Have Fears“, das im August 2019 erschien, setzt sich mit dem Suizid eines engen Freundes auseinander. Das von der Kritik gefeierte Album, produziert von der britischen Produzentenlegende Flood, festigte ihren Ruf als eine der vielversprechendsten neuen Bands der Dubliner Post-Punk-Szene. Im Januar 2023 folgte ihr zweites Studioalbum „Gigi’s Recovery“, mit dem sie ihren Sound um Elemente aus Pop, Krautrock und elektronischer Musik erweiterten. Folgerichtig erreichte das Album Platz 1 der irischen Albumcharts. Live sind The Murder Capital ebenso beeindruckend wie auf Platte. Ihre Konzerte sind bekannt für ihre intensive Atmosphäre, wobei besonders Frontmann James McGovern mit seiner charismatischen Bühnenpräsenz heraussticht. Ich hatte bereits die Gelegenheit, sie im Kölner Club Volta live zu erleben.
The Murder Capital
Blindness
Veröffentlicht: 21. Februar 2025 Label: Human Season
I know your mother was a fighter and your father was so weak He took his hand out of his pocket, and he points it at me He said, „The truth of what’s forgiven must be passed down every hand Give your love of country a simple fightin’ chance”
Textausschnitt aus „Love Of Country“
„Blindness“, das dritte Studioalbum von The Murder Capital, erscheint am 21. Februar 2025. Es ist, wie die Musiker betonen, das Ergebnis schneller, intensiver und temporeicher Sessions, die kaum Raum für größere Korrekturen ließen. Entsprechend versprühen die elf Tracks eine ungeheure Energie, Dringlichkeit und Frische. Produzent und Toningenieur ist einmal mehr John Congleton, der 2015 für das selbstbetitelte Album von St. Vincent einen Grammy für das beste Alternative-Musik-Album gewann und bereits beim zweiten Album der Dubliner hinter den Reglern saß. Mit ihm ist dem irischen Quintett ein kraftvolles, homogenes Werk gelungen – roh, ungeschönt, unmittelbar. Der Sound vereint Noiserock, Post-Punk und Indie mit atmosphärischer Dichte und düsterer Poesie.
Laute und leise Töne
Der explosive Opener „Moonshot“ ist ein Lärmgewitter, das sofort klar macht, worum es hier geht. Das etwas simpel gestrickte „Words Lost Meaning“ und das deutlich dynamischere „Can’t Pretend to Know“ schlagen düstere, grungige Töne an, während „A Distant Life“ mit funky Gitarren-Grooves überrascht. Das Album spielt mit Dynamik: Mal donnernd laut, mal reduziert. „Born Into The Fight“ ist ein gutes Beispiel – der Track beginnt gedämpft, steigert sich mit jedem Takt und explodiert schließlich in einem krachenden Refrain. Die sechsminütige, beklemmende Spoken-Word-Ballade „Love of Country“, aufgenommen in einer einzigen Live-Session, wird von James McGoverns schwebender Stimme getragen. Der Song reflektiert über den schmalen Grat zwischen Patriotismus und Fremdenhass: „Could you blame me for mistaking your love of country for hate of man?“ „Death Of A Giant“ hingegen setzt auf treibende Gitarrenlinien und stoische Drums – eine Hommage an Shane MacGowan. Inspiriert wurde der Track von einer Prozession durch die Heimatstadt Dublin, bei der Tausende des verstorbenen Pogues-Sängers gedachten. Mit „Blindness“ entfernen sich The Murder Capital zunehmend vom klassischen Post-Punk, bleiben dabei aber kompromisslos und entwickeln ihren Sound konsequent weiter.