Bar Italia
7. Mai 2024 • Gebäude 9, Köln
Sie gehörten wohl zu den am meisten gehypten Bands des Lockdowns: Bar Italia spielen eine schluffige, unscharfe Mischung aus Post-Punk, Indie-Rock und Brit-Pop eingehüllt in ein Lo-Fi-Sound-Gewand. Ein Soundgeflecht, das aus heimischen Boxen auch extrem gut rüberkommt, ob das auch live funktioniert, darf man zumindest anzweifeln, denn „schluffig und Lo-Fi” kann auf der Bühne auch schnell diletantisch wirken. Aber heute läßt sich das ja überprüfen: Das Trio spielt im Gebäude 9 in Köln.
Schlechter Sound, mäßig interessant
Es ist erstaunlich, wie stark sich die „Live-Kultur“ in den letzten Jahren verändert hat. Konzerte starten mittlerweile relativ pünktlich – WOW. So auch heute. Punkt acht Uhr betritt das Londoner Quintett Triage die Bühne des mäßig vollen Konzertsaals und legt auch gleich los: Kein Soundcheck, keine Begrüßung – zumindest das mit dem fehlenden Soundcheck ist etwas bedauerlich. Denn leider wirkt der gesamte Sound nicht besonders gut abgemischt. Die Vocals der Sängerin gehen völlig unter, eine der beiden Gitarren kommt extrem blechern daher und die Drums wirken insgsesamt zu dominant. Auch musikalisch ist das, was da zu hören ist, nicht sonderlich interessant. Nach knapp dreißig Minuten ist es aber auch schon überstanden
Der schlechte Sound setzt sich fort
Nach kurzer Umbaupause und kleinem Soundcheck schlendern die Bandmitglieder von Bar Italia auf die Bühne. Auffallend: Statt einer Drummachine wird das Trio von Drummer Liam Toon und Bassistin Emilie Palmelund verstärkt. Wie ihr Support gibt sich Bar Italia ausgesprochen lässig und cool und vermeidet jede direkte Ansprache ans Publikum. Eine weitere Gemeinsamkeit mit der Vorband: Der Sound ist zwar insgesamt deutlich besser, aber weit davon entfernt, perfekt zu sein. Auch hier kommen die Vocals zu wenig rüber – auch wenn man sich bewußt Lo-Fi gibt, das geht besser. Ansonsten muss man sagen, Energie hat die Band. Sängerin Nina Cristante nutzt tanzend mal mit mal ohne Tamburine die gesamte Bühne, die beiden Gitarristen Jezmi Fehmi und Sam Fenton geben sich virtuos und wechseln sich in Lead- und Solo-Gitarre ab, während Liam Toon mit enormer Spielfreude und seinen Killer-Drums überzeugt und Bassistin Emilie Palmelund stoisch den Groove hält. Der Opener „calm down with me“ kommt zunächst noch ruhig und relaxed rüber und ist ein guter Einstieg. Das Folgende „my little tony“ ist auf Platte ein absoluter Hörgenuß – mit wechselseitigem Gesang und unpoliertem Gitarrensound. Live ist es ganz OK, aber leider nicht richtig überzeugend. Dafür fehlt dem Sound die Dynamik und Differenzierung – und die Vocals sind einfach zu breiig. Die Setlist hingegen ist eine gute Mischung aus ihren beiden letzten Alben „The Twists“ und „Tracey Denim“ (beide von 2023), aber beispielsweise mit „rage quit“ und „Polly Armour“ spielen sie auch ältere Songs. Der Kontakt mit dem Publikum bleibt dabei äußerst sparsam – die Band hat sich einmal als „irgendwie schüchtern“ beschrieben –, dennoch ist die Showpräsenz des Quintetts ausgesprochen sympathisch. „worlds greatest emoter“ setzt dann noch einmal einen fulminanten Schlusspunkt und Cristante verabschiedet sich dann doch noch leise und ein wenig zaghaft vom Publikum. Als Zugabe gibt’s dann „Missus Morality“ und den älteren Song „skylinny“ vom Debüt „Quarrel“.
Nicht wirklich überzeugend
Insgesamt ist der Auftritt eine Enttäuschung, zwar gewinnen alle Tracks durch das Live-Schlagzeug und den rumpelnden, stoischen Bass an Härte und Schärfe, klingen daher schön rau, kraftvoll und energetisch, aber leider ist die gesamte Abmischung des Sounds und vor allem der Vocals, die sich gegen diese Lärmwand nicht durchsetzen können, alles andere als optimal. Stefan, wie immer ein kompetenter Begleiter, sieht das wohl ähnlich: Es hätte ein richtig gutes Konzert sein können, wäre der Sound deutlich besser abgemischt gewesen, aber auch so war es ganz OK. Fazit: Bar Italia hört man besser aus den heimischen Boxen — live können sie das Niveau ihrer Platten nicht halten – zumindest heute Abend nicht.